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Tucson/ USA - Noch bis vergangenes Jahr galt die Marsoberfläche als längst ausgetrocknete Welt, in der das Wasser, das einst Flüsse, Seen und ganze Ozeane gefüllt hatte, schon längst im Boden versickert, in Minerale umgewandelt oder in polaren Eiskappen und Gletschern gebunden ist. Dann jedoch entdeckten Wissenschaftler auf Satellitenaufnahmen Spuren fließenden Wassers (...wir berichteten). Seither haben die Forscher weitere Hinweise auf periodisch fließendes Wasser auf der Marsoberfläche gefunden und diese nun auf einer Konferenz präsentiert.

Auf Aufnahmen der Kamera des "High Resolution Imaging Science Experiment (HiRISE)" an Bord der NASA-Sonde "Mars Reconnaissance Orbiter" (MRO) entdeckten die Wissenschaftler um Alfred McEwan von der "University of Arizona" dunkle, fingerartige Linien, die sich im späten Frühling und während des Sommers auf dem Mars an Abhängen bilden und nach und nach immer länger werden, im Winter dann wieder verschwinden um sich dann im Frühling wieder auszubilden. Wiederholte Beobachtungen dieser abhängig von den Jahreszeiten zyklisch wiederkehrenden Phänomene in den mittleren Breitengraden der südlichen Marshemisphäre sind für die NASA-Forscher ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich herbei im Rinnsale flüssigen Wassers handelt.

Auf der jährlichen "Lunar and Planetary Science Conference" im texanischen The Woodlands, haben die Forscher nun neuste Beobachtungen und Schlussfolgerungen zu den als "wiederkehrende Hanglinien" (recurring slope lineae, RSL) vorgestellt.

Während andere Hinweise auf fließendes Wasser bislang auch alternativ, etwa durch Hangrutschungen oder Geröllspuren erklärt werden konnten (...wir berichteten, s Links) "konnte bislang noch niemand ein zu flüssigem Wasser alternatives Modell für die von uns beschriebenen RSLs finden", erläutert McEwan. "Und auch uns ist dies nicht gelungen."

Mittlerweile können die Forscher insgesamt 15 Orte bestätigen, an welchen sich die wiederkehrenden Linien immer wieder zeigen. Ursprünglich waren es lediglich sieben. Weitere 23 Fundstellen müssen nun noch weiterführend beobachtet werden, um zu kontrollieren, ob die Linien auch hier tatsächlich periodisch auftauchen und wieder versiegen.
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Gestützt wird die Interpretation der fingerartigen Linien im Sinne von Schmelzwasser-Rinnsalen durch Untersuchungen arider und frostiger Regionen auf der Erde, wie sie ebenfalls auf der Konferenz von Joe Levy von der Oregon State University vorgestellt wurden. Auch im Taylor Valley in der Antarktis, finden sich ähnlich aussehende Merkmale, die von Salinen aus dem Untergrund gebildet werden, wenn diese Hänge hinunterfließt. Anhand ihrer Untersuchungen konnten die Wissenschaftler ein Modell entwickeln, das es ermöglicht, schon anhand von Satellitenaufnahmen der hinterlassenen Spuren recht genau auf die Durchlässigkeit des Bodenmaterials zu schließen.

Diese Erkenntnisse auf den Mars angewandt schlussfolgern die Forscher, dass es sich bei den RSLs um Salzwasserrinnsale handeln könnte, die Hänge aus Sand und Lehm hinunterfließen. Tatsächlich entspricht diese Deutung den vor Ort auf dem Mars erwarteten Bodeneigenschaften.

"Was auch immer sich da auf dem Mars durch den sandigen Boden bewegt, es verhält sich wie flüssiges Wasser sich in dieser Umgebung verhalten würde", so Levy. "Die Spuren auf dem Mars und in der Antarktis fließen beide wie Wasser durch Sediment und wenn es sich wie Wasser bewegt, dann ist es sehr wahrscheinlich auch Wasser."

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / scientificamerican.com