Mutmaßlicher Attentäter von Toulouse soll Spitzel gewesen sein. Video aufgetaucht

Der französische Inlandsgeheimdienst DCRI hat am Dienstag Vorwürfe zurückgewiesen, wonach der am Mittwoch von der Polizei erschossene Mohamed Merah ein Spitzel der Behörde gewesen sein soll. Geheimdienstchef Bernard Squarcini sagte, der mutmaßliche Attentäter von Toulouse sei »weder Informant des DCRI noch eines anderen französischen oder ausländischen Dienstes« gewesen. Demgegenüber hatte der frühere Chef der Spionageabwehr DST, Yves Bonnet, eine Spitzeltätigkeit Merahs vermutet. Der Zeitung Dépêche du Midi sagte er, dieser sei beim DCRI nicht nur als Islamist bekannt gewesen, sondern habe dort einen festen Ansprechpartner gehabt.

Der Auslandsgeheimdienst DGSE bezeichnete unterdessen ein Bericht der italienischen Zeitung Il Foglio als »grotesk«, demzufolge Merah im September 2010 mit Hilfe der französischen Geheimdienste nach Israel und in die Palästinensergebiete gereist sei. Der Mann war damals nach Angaben des israelischen Armeeradios womöglich mit einem falschen Paß unterwegs. Eine Sprecherin der Einwanderungsbehörde in Tel Aviv sagte, es gebe »keinen amtlichen Beleg, daß er unter seinem eigenen Namen ins Land gekommen ist«.

Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira hat nach eindringlichen Appellen von Politikern und Angehörigen der Opfer am Dienstag entschieden, ein Video mit den Bluttaten von Toulouse nicht auszustrahlen. Das Pariser Büro des in Katar beheimateten Kanals hatte den Film mit einem Zusammenschnitt der Morde am Montag erhalten. Zudem enthielt die Sendung einen handschriftlichen Bekennerbrief, der von Merah unterzeichnet worden sei, hieß es. Noch sei unklar, wer das Video am vergangenen Mittwoch abgeschickt habe, aber vermutlich könne es »nicht Mohamed Merah sein«, teilte die Polizei mit. Der Attentäter war am frühen Mittwoch morgen in seiner Wohnung in Toulouse von der Polizei umzingelt und nach rund 32stündiger Belagerung erschossen worden. Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy hatte alle Fernsehsender vor einer Ausstrahlung des Videos gewarnt. Der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande drohte, Al-Dschasira würde durch eine Ausstrahlung seine Präsenz in Frankreich aufs Spiel setzen.

Merah hatte im Raum Toulouse in Südfrankreich sieben Menschen erschossen, darunter drei Kinder und einen Lehrer vor einer jüdischen Schule. Seine Attentatsserie nahm er mit einer Videokamera auf, die er umgeschnallt hatte.

AFP/jW