Im Osten Afghanistans hat ein Polizist neun Kollegen getötet - darunter seinen eigenen Bruder. Die Opfer schliefen, als der Mann sie erschoss. Der Polizeichef nennt den flüchtigen Attentäter einen "Feigling", die radikalislamischen Taliban haben sich zu dem Angriff bekannt.

Kabul - Ein Polizist hat in Ostafghanistan neun seiner Kollegen im Schlaf erschossen. Die Tat ereignete sich am frühen Freitagmorgen in der Ortschaft Jajachil, sagte der Polizeichef der Provinz Paktika, Daulat Chan.

Der Schütze habe um 3 Uhr den Wachdienst übernehmen sollen. Er habe ein Sturmgewehr gegriffen und die neun schlafenden Männer in dem Wachposten erschossen. Danach habe er ihnen die Waffen abgenommen und sei in einem Geländewagen geflohen. Unter den Todesopfern waren nach Angaben des Polizeichefs ein Bruder des Schützen und der Chef des Wachpostens.

Ein Sprecher der radikalislamischen Taliban bekannte sich in einer Textbotschaft zu dem Angriff. Einer ihrer Kämpfer habe einen Kontrollposten der Polizei angegriffen, neun Polizisten getötet und sei anschließend geflohen, hieß es in der Nachricht.

Paktika gilt als Hochburg des Hakkani-Netzwerks, einer pakistanischen Gruppe mit Verbindungen zu den Taliban und zu al-Qaida. Die Mitglieder greifen zumeist die internationalen Truppen an, haben aber auch schon Anschläge auf die afghanischen Sicherheitskräfte verübt. Ein weiterer Polizist soll auf der Flucht sein, seine Beteiligung an dem Anschlag ist aber noch unklar.

"Dieser Mann ist ein Feigling", sagte Polizeichef Chan über den Todesschützen. "Was er getan hat, gehört zur Verschwörung der Taliban." Zwei Brüder des Attentäters wurden zur Befragung in Gewahrsam genommen.

Die erschossenen Beamten gehörten den örtlichen Polizeikräften (ALP) an. Die Einheiten sollen Sicherheit in den Regionen garantieren, in denen die afghanischen Streitkräfte und die reguläre Polizei das nicht können. Die ALP werden von den US-Soldaten ausgebildet. Das Kommando haben jedoch die afghanische Regierung und die afghanische Polizei.

Taliban-Kämpfer im Westen des Landes getötet

Bei Luftangriffen und Gefechten in der westafghanischen Provinz Fara kamen unterdessen mindestens 30 Taliban-Kämpfer ums Leben, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Mindestens 15 Aufständische seien verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Auslöser der Kämpfe war nach Angaben der Isaf-Truppe ein Taliban-Angriff auf einen afghanischen Armeekonvoi. Daraufhin hätten die afghanischen Soldaten Unterstützung aus der Luft angefordert.

Ein Isaf-Sprecher sagte, es seien zahlreiche Aufständische getötet und mehrere Fahrzeuge der Rebellen zerstört worden. Bei dem Taliban-Angriff seien drei afghanische Soldaten ums Leben gekommen. Die Taliban sprachen von zehn getöteten afghanischen Soldaten.

Bei Anschlägen im Süden des Landes erlitten erneut zwei Nato-Soldaten tödliche Verletzungen. Das Militärbündnis erklärte, ein Soldat sei am Freitag bei einer Bombenexplosion ums Leben gekommen, der andere bereits am Donnerstag bei einem Angriff von Aufständischen. Einzelheiten wurden nicht genannt.

In diesem Jahr sind in Afghanistan bisher 88 ausländische Soldaten getötet worden.

heb/dapd/AP/Reuters/AFP