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© dpa/ArchivAplle verspricht einmal mehr bessere Arbeitsbedingungen bei seinem chinesischen Zulieferer Foxconn.
Apple will Kritik an den Bedingungen bei seinen chinesischen Zulieferern wie Foxconn endlich ausräumen. Die Initiative des US-Computergiganten könnte auch andere Unternehmen in der Branche unter Druck setzen.

Peking - Die moderne Wirtschaft ist ein System mit Licht und Schatten. Auf der glänzenden Seite steht der Erfolgskonzern Apple, der wie kein anderer die Revolution des Alltags durch moderne Technologie verkörpert. Auf der dunklen Seite liegen die Arbeitsbedingungen in Niedriglohnländern wie China, die oft schwer mit allgemeingültigen Vorstellungen von Menschenwürde vereinbar sind.

Weil Licht und Schatten zusammengehören, ist es nur folgerichtig, dass die Produktionsumstände bei Apples chinesischen Zulieferern in besonderem Maße im öffentlichen Fokus stehen. Denn wenn der reichste Konzern der Welt nicht in der Lage ist, an seine Herstellung ähnlich hohe Qualitätsmaßstäbe anzulegen wie an seine iPhones oder iPads - wer dann?

Kampf gegen Negativschlagzeilen

Weil die Kritik der Marke seit Jahren Negativschlagzeilen einbringt, hat Apple-Chef Tim Cook nun eine Initiative gestartet, die das unliebsame Thema aus der Welt schaffen soll. Bei einem Besuch in einer chinesischen Fabrik seines wichtigsten Auftragsfertigers Foxconn kündigte Cook an, man habe sich gemeinsam entschieden, die Bedingungen für die Angestellten grundlegend zu verbessern.

Um übermäßige Überstunden zu vermeiden, will der taiwanesische Konzern, der allein in China 1,2 Millionen Menschen beschäftigt, zehntausende neue Arbeitskräfte einstellen. Die Sicherheitsvorkehrungen sollen erhöht und die Wohnheime komfortabler ausgestattet werden. Bereits Anfang des Jahres hatte Foxconn angekündigt, seine Löhne deutlich erhöhen zu wollen.

Foxconn steht seit 2009 im Visier von Arbeiterrechtsaktivisten, seitdem dort innerhalb eines Jahres mindestens ein dutzend Angestellte Selbstmordversuche begingen. Viele klagten in Abschiedsbriefen über schlechte Arbeitsbedingungen und finanzielle Hoffnungslosigkeit.

Im Mai vergangenen Jahres kamen bei einer Explosion in einer Zulieferfabrik im westchinesischen Chengdu zwei Menschen ums Leben, mehr als zwölf weitere wurden verletzt. Ausgelöst wurde die Detonation durch unvorsichtigen Umgang mit Aluminiumstaub, der beim Polieren von iPad-Gehäusen entstanden war.

Massive Verstöße aufgedeckt

Vergangene Woche veröffentlichte die Nichtregierungsorganisation Fair Labor Association (FLA) den bisher umfangreichsten Bericht über die Arbeitsbedingungen bei Foxconn, der auf der Befragung von 35.000 Angestellten beruhen soll. In mehr als 50 Fällen soll gegen die Bedingungen verstoßen worden sein, die Apple von seinen Lieferanten verlangt.

Finanzieller Spielraum, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, ist gegeben. Branchenexperten schätzen die Herstellungskosten für ein iPhone auf rund 240 Euro (die Hälfte von Apples Verkaufspreis von etwa 480 Euro). Der größte Teil davon entfällt auf Komponenten wie Chips, Touchpad oder Kamera.

Die Montagekosten liegen je nach Schätzung zwischen sechs und 23 Euro. Das entspricht etwa 2,5 bis 10 Prozent von Apples Beschaffungskosten - und nicht mehr als fünf Prozent des Preises, den ein iPhone-Kunde für sein Gerät bezahlt, sei es direkt oder seinen entsprechenden Handyvertrag.

Höhere Gehälter (Foxconnarbeiter verdienen monatlich inklusive Überstunden rund 350 Euro) und Investitionen in Arbeitssicherheit würden die Kostenstrukturen oder Preisgestaltung also nur unerheblich verändern.

Branchenweite Auswirkungen

Sollten Apple und Foxconn es mit ihrem Bekenntnis zu nachprüfbar guten Arbeitsbedingungen ernst meinen, könnte dies branchenweite Auswirkungen haben. Andere Hersteller würden nachziehen müssen, und chinesische Arbeiter würden in Zukunft selbstbewusster ihre Interessen verteidigen.

Im Vergleich zu ärmeren Schwellenländern wie Indonesien oder Bangladesch ist die Volksrepublik schon heute kein Billiglohnstandort mehr - doch darin liegt auch eine Chance, für China ebenso wie für Apple. Die Chinesen wollen von dem Wohlstand, den sie in ihren Fabriken schaffen, mehr abbekommen, und die Kalifornier wollen beweisen, dass Produktion in Übersee keine Ausbeutung beinhalten muss. Sollte das gelingen, wäre das gewissermaßen das iTüpfelchen einer globalen Erfolgsgeschichte.