Warum manche Menschen für Zecken attraktiver sind als andere, ist für Experten ein Rätsel. Fest steht allerdings: Für die Zecke ist der Kontakt mit einem Menschen in der Regel nicht zuträglich.

zecke, spinne
© A._Grambow
Zeckenbisse sind nicht zu spüren, weil die Tiere die Bissstelle betäuben. Meist sind die Bisse harmlos, aber sie können auch Bakterien und Viren übertragen und damit die gefährlichen Krankheiten Hirnhautentzündung und Lyme-Borrelliose auslösen. So können Sie sich schützen.

Einige Menschen werden viel häufiger von Zecken gestochen, andere gar nicht oder nur selten. Eine wissenschaftliche Erklärung dafür steht noch aus, möglicherweise liegt es am Geruch.

Denn Zecken lassen sich bei der Suche nach einem Wirtstier für ihre Blutmahlzeit von drei Reizen leiten: Bewegung, Wärme und chemotaktische Faktoren, also vor allem Duftstoffe, wie Christine Klaus vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Jena sagt.

Weil die Spinnentiere gefährliche Krankheiten wie Gehirnentzündung FSME oder Borreliose übertragen können, ist in jedem Fall Wachsamkeit oberstes Gebot.

Gegen FSME, die vor allem in bestimmten Risikogebieten auftritt, kann man sich mit einer Impfung schützen. Bei Borreliose schützen Vorsichtsmaßnahmen wie die Verwendung zeckenabweisender Mittel oder das Tragen langer Hosen im Wald und auf der Wiese.

Klaus, Wissenschaftlerin im Nationalen Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten am FLI, rät zu Gelassenheit: „Man muss sich mit den Zecken arrangieren wie mit jedem anderen Risiko auch.“ Denn Zecken gebe es seit vielen hundert Jahren, und „es wird sie immer geben“, sagt sie.

Für die Zecke sei der Kontakt mit einem Menschen in der Regel allerdings nicht zuträglich: Der Mensch trage die Zecke mit in seine Wohnung, dort könne sie wegen mangelnder Luftfeuchtigkeit in der Regel nicht überleben, trockne aus, falle ab und lande im Staubsauger.

„Der Mensch ist für die Zecke eine Fehlentscheidung“, sagt Klaus. Ähnliches passiere, wenn die Zecke über ein Haustier in die Wohnung gelange. Übrigens können sich auch Hunde und Katzen mit FSME oder Borreliose infizieren.

Zecken verkraften Frost bis minus 20 Grad

Zecken benötigen zum Überleben bestimmte Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit und ausreichend Wirtstiere für ihre Blutmahlzeit - Mäuse, Igel, Füchse oder andere Waldsäugetiere, wie Klaus erklärt.

Ob der Winter mild oder weniger mild verlaufen sei, spiele nur eine Nebenrolle: Zecken verkraften Frost bis minus 20 Grad locker; ab fünf bis sechs Grad plus steigt ihre Aktivität.

In bestimmten Gegenden Deutschlands können die Zecken den FSME-Erreger übertragen - vom Robert-Koch-Institut (RKI) definierte Risikogebiete liegen vor allem in Bayern und Baden-Württemberg sowie in einigen Regionen im südlichen Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der FSME-Erkrankungen relativ stabil geblieben, wie RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher sagt: 2011 wurden 423 Fälle registriert, im Jahr zuvor 260, 2009 waren es 313 Fälle. 2008 erkrankten 289 Menschen an FSME, 2007 waren es 239, 2006 und 2005 546 beziehungsweise 432 Menschen.

Bei Borreliose ist es komplizierter: Die Infektion, die meist das Nervensystem des Menschen betrifft, ist in den meisten westlichen Bundesländern keine meldepflichtige Krankheit.

In den Jahren 2004 bis 2010 wurden aus Ostdeutschland beim RKI zwischen 4000 und 6000 Fälle gemeldet. Allerdings dürfte die Dunkelziffer hoch sein, weil Borreliose oft erst spät diagnostiziert wird.

Gegen Borreliose gibt es keinen Impfschutz

Zwischen fünf bis 40 Prozent der Zecken können mit Borrelien infiziert sein. Impfen lassen kann man sich nicht, eine Infektion schützt nach einer gewissen Zeit auch nicht vor einer Neuansteckung.

Dass sich die Zecken angesichts des Klimawandels in den vergangenen Jahren besonders ausgebreitet haben könnten, lasse sich so eindeutig nicht sagen, betont Klaus.

Studien aus Schweden legten die Vermutung nahe, dass es eine Verbreitung in Richtung Norden gegeben haben könnte. Tschechische Forscher hätten Zecken in hohen Lagen über 1000 Meter nachgewiesen.

Es gebe aber nicht immer verlässliche Vergleichsdaten früherer Jahre. Dies gelte besonders für die Frage, ob die Zahl der Zecken insgesamt zugenommen habe, erklärt die Wissenschaftlerin.

dapd/oc