Bei Angriffen Unbekannter auf eine Islamisten-Kundgebung in Kairo sind elf Menschen getötet worden. Mit Gewehren und Schlagstöcken bewaffnet gingen Männer auf Demonstranten los. Soldaten griffen ein.
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Wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl in Ägypten ist es am Mittwoch in der Hauptstadt Kairo erneut zu schweren Ausschreitungen gekommen. Mindestens elf Menschen kamen bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und unbekannten Angreifern vor dem Verteidigungsministerium ums Leben. Neun Todesopfer seien erschossen, zwei weitere erstochen worden, teilten Krankenhausmitarbeiter mit. Das Gesundheitsministerium bestätigte lediglich neun Tote und 49 Verletzte.

Vertreter der Sicherheitskräfte sagten am Mittwoch, die Gewalt sei am frühen Morgen ausgebrochen, als Bewaffnete mehrere Hundert Demonstranten attackierten. Bei vielen der Demonstranten handelte es sich um Anhänger eines islamistischen Politikers, der von der bevorstehenden Präsidentschaftswahl ausgeschlossen worden war.

Die Kämpfe in den Straßen rund um das ägyptische Verteidigungsministerium dauerten mehrere Stunden. Angreifer und Demonstranten gingen laut Angaben der Sicherheitskräfte mit Schlagstöcken, Steinen und Brandbomben aufeinander los. Zeugen berichteten von Schüssen. Unklar war zunächst, ob unter den Toten auch Angreifer waren. Um wen es sich bei den Angreifern handelte, blieb zunächst ebenfalls ungewiss.

Seit vergangenem Wochenende machen die staatlichen Medien für mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen Anwohner verantwortlich, die über die Proteste in ihrer Nachbarschaft verärgert sein sollen. Regierungskritische Aktivisten hingegen erklärten, die Angreifer würden von den Sicherheitskräften geduldet und teilweise sogar bezahlt.

Protest gegen Ausschluss eines Kandidaten

Seit dem vergangenen Samstag demonstrieren Tausende Menschen unweit des Verteidigungsministeriums in Kairo für ein Ende der Militärherrschaft. Viele von ihnen unterstützen den Islamisten Hasem Salah Abu Ismail.

Er wurde von der Präsidentschaftswahl in drei Wochen ausgeschlossen, weil seine Mutter auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt. Laut ägyptischem Wahlgesetz ist daher eine Kandidatur nicht möglich. Ismails Anhänger sollen unbestätigten Medienberichten zufolge Schusswaffen in das Zeltlager der Demonstranten gebracht haben.

Angesichts der eskalierenden Gewalt stellten mehrere Präsidentschaftskandidaten ihren Wahlkampf vorerst ein und forderten ein Ende des Blutvergießens. Einige Politiker boykottierten zudem ein Treffen mit dem herrschenden Militärrat, bei dem es um die Bildung eines Ausschusses für die Arbeit an einer neuen Verfassung gehen sollte.

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak im Februar vergangenen Jahres kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen dem Militärrat und Demonstranten, die eine Machtübergabe der Generäle an eine zivile Regierung fordern. Der Militärrat hat dies für den 1. Juli angekündigt.

dapd/Reuters/sara