Nach Angaben seines Anwalts musste der kalifornische Student mehrere Tage auf der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden.
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© picture alliance/ ZUMAPRESS.comDaniel Chong
San Diego. Die Geschichte klingt wie ein schrecklicher Albtraum: Eingesperrt in eine dunkle Zelle der US-Drogenpolizei, vergessen vom Wachpersonal, musste ein 23-jähriger Student aus San Diego sein eigenes Urin trinken, um nicht zu verdursten. Vier Tage harrte der Kalifornier Daniel Chong aus, bis er schließlich gefunden wurde. Ohne Haftbefehl war er in Gewahrsam genommen worden. Seine Anwälte reichten am Mittwoch nun eine Klage gegen die Drogenbekämpfungsbehörde (DEA) ein und forderten eine Entschädigung in Millionenhöhe.

Es begann mit einem Vollrausch. Am 20. April übernachtete Chong bei einem Freund, wo eine Party mit viel Marihuana stieg. Am nächsten Morgen, Chong saß gerade am Küchentisch und drehte einen Joint, stürmten Beamte der DEA das Haus. Er und acht weitere Menschen wurden laut DEA-Angaben in Gewahrsam genommen.

Die Verzweiflung setzte schleichend ein: Zunächst habe ihm ein Beamter gesagt, dass er nicht verdächtig sei und freigelassen würde. Dann wurde er in diese Zelle gebracht: 1,5 mal drei Meter, ohne Fenster, ohne Toilette. Als ihn niemand befreite, habe er gegen die Tür getreten und so laut geschrieben, wie er konnte, sagte er.

Am dritten Tag setzten die Halluzinationen ein. Kleine japanische Zeichentrickfiguren hätten ihm geraten, Löcher in die Wände zu graben, um nach Wasser zu suchen, sagte Chong der Nachrichtenagentur AP. „Ich habe die Wände aufgerissen und aus irgendeinem Grund erwartet, dass Wasser herauskäme.“ Er dachte an Suizid, versuchte, sich mit Scherben seiner Brillengläser eine Nachricht an seine Mutter in den Arm zu ritzen: „Sorry Mom“ - „Entschuldige Mama“. Doch er war zu schwach. Eine Scherbe verschluckte er sogar und zog sich dabei innere Verletzungen zu.

Am vierten Tag ging plötzlich das Licht an. „Wer sind Sie?“, fragten die überraschten Beamten laut Chongs Bericht. Fünf Tage verbrachte er anschließend im Krankenhaus, teilweise auf der Intensivstation.

Seinem Anwalt Eugene Iredale zufolge wäre Chong vermutlich gestorben, wäre er noch weitere zwölf bis 24 Stunden in der Zelle geblieben. Seine Behandlung sei Folter gewesen. Daher fordern Iredale und seine Kollegen eine Entschädigung in Höhe von 20 Millionen Dollar (etwa 15 Millionen Euro).

Ein DEA-Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte später, Chong habe keine Klage gedroht. Der DEA-Sonderbevollmächtigte in San Diego, William Sherman, teilte mit, er sei „zutiefst bestürzt“ über den Vorfall und entschuldigte sich bei dem Studenten. Er ordnete eine Revision der internen Verfahrensregeln an, ohne zu erklären, worum es sich dabei handelt.

Für Anwalt Iredale ist der Fall indes klar: Die DEA habe Chong schlicht und ergreifend vergessen. Chongs Zelle war eine von insgesamt fünf in dem Gebäude.