Rom/Mailand - Tote, Trümmer und Schrecken: In Norditalien hat erneut ein heftiges Erdbeben mehrere Menschen in den Tod gerissen und Gebäude zum Einsturz gebracht. Nach Angaben der Behörden wurden am Dienstag bis zum Mittag mindestens zehn Tote gemeldet. Die Zahl der Verletzten war zunächst nicht bekannt.

Die Erdstöße hatten eine Stärke von 5,8 und ihr Epizentrum war in derselben Gegend von Modena, die bereits vor gut einer Woche von einem starken Beben heimgesucht worden war. Gegen Mittag folgten weitere starke Erdstöße der Stärke 5,6.

Erst am 20. Mai hatte ein Beben ähnlicher Stärke Norditalien erschüttert. Damals starben sieben Menschen, etwa 50 wurden verletzt. Am vorigen Wochenende waren auch die Bewohner der Regionen Kalabrien und Basilikata im Süden des Landes von Erdstößen aufgeschreckt worden. Es wurde niemand verletzt.

Die Erdstöße am Dienstag seien bis nach Venedig und Mailand zu spüren gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Auch in Parma, Bologna und Florenz schreckte das Beben die Menschen auf. Das Erdbeben ereignete sich gegen 9 Uhr, die Stöße dauerten mehrere Sekunden. Danach folgte eine Serie von Nachbeben, eines davon erreichte fast die Stärke des Bebens am Morgen.

Unter den Toten waren auch mehrere Arbeiter in den Ortschaften San Felice sul Panaro und Mirandola, die beim Einsturz von zwei Fabrikgebäuden ums Leben kamen. In der Stadt Carpi bei Modena brach der Dom teilweise in sich zusammen. Nach Angaben der Feuerwehr soll dabei ein Geistlicher von Trümmern erschlagen worden sein. Der Katastrophenschutz konnte dies aber nicht bestätigen.

Bei den eingestürzten Gebäuden handelte es sich überwiegend um Bauwerke, die bereits beim vorigen Beben vor gut einer Woche beschädigt worden waren. In Mirandola stürzte eine Kirche teilweise in sich zusammen. In der Metropole Mailand wurden vorsorglich mehrere Verwaltungsgebäude und Schulen geräumt. In der Stadt wurden aber nach Angaben der Behörden keine Schäden gemeldet.

Der Bahnverkehr auf mehreren Strecken in Norditalien wurde zeitweise unterbrochen. Dazu gehörten die Linien Padua-Bologna, Verona-Bologna und Mailand-Bologna. In Bologna, Modena und anderen Städten wurden die mobilen Telefonnetze unterbrochen.

In Schrecken versetzt wurde auch die italienische Fußballnationalmannschaft, die sich in Parma auf die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine vorbereitet. Ein geplantes Testspiel der Italiener in Parma gegen Luxemburg wurde abgesagt.

«Die Region Emilia-Romagna und ganz Italien werden diese schweren Momente überwinden», sagte Staatspräsident Giorgio Napoletano. Ministerpräsident Mario Monti versicherte: «Der Staat wird alles daran setzen, die Schäden sobald wie möglich zu beheben.»

dpa