Kürzlich bei einer Radtour: Einer unserer Freunde, ein 45-jähriger Familienvater, stoppte plötzlich. Er war kreidebleich. »Fahrt weiter, ich komme nach«, sagte er, »mir geht es nicht gut«. Er legte sich bäuchlings auf die Wiese und wand sich vor Krämpfen und Schmerzen. Was als anschließende Diagnose harmlos klang, hätte bei ihm fast zum Herzinfarkt geführt: ein Wind steckte fest, wie man so schön sagt. Zum Glück hatten wir die Wunderdroge Galgant dabei, die man unbedingt kennen sollte. Sie hilft bei Koliken, Herzproblemen, Durchblutungsstörungen und Rückenschmerzen.
Galgant
© Unbekannt
Man kann es sich kaum vorstellen: Aus so manchem Verdauungsproblem können sich in Windeseile handfeste Koliken und Herzprobleme entwickeln. In diesem Fall kann der Galgant tatsächlich Leben retten. Diese alte Wunderwurzel, deren Schärfe einem die Tränen in die Augen treiben kann, ist hierzulande kaum bekannt. Das mag daran liegen, dass der Galganteine ferne Heimat hat, er ist in den Steppen Südchinas und einigen Teilen Asiens zu Hause. Ich stieß durch die ganzheitlichen Heilkräuterempfehlungen von Hildegard von Bingen auf den wohltuenden, helfenden Galgant. Die vor wenigen Tagen heiliggesprochene Klosterfrau, die vor etwa neunhundert Jahren in Bingen am Rhein lebte und ihr großes Wissen um Gesundheit von Körper und Seele aus dem Licht erhielt, sagte über die wertvolle Wurzel:
»Galgant ist durchaus warm. In ihm ist keine Kälte, sondern Kraft.«
Die hellsichtige Äbtissin, deren riesige Folianten, vollgeschrieben mit heilmedizinischen Empfehlungen, über Hunderte von Jahren verschollen waren und erst in den fünfziger Jahren aufgefunden wurden, bezeichnete den Galgant als »Gewürz des Lebens«. Warum? Nun, der Galgant kann tatsächlich zum Retter in der Not werden, vor allem, wenn es um das wichtigste Organ, das Herz, geht. Auch die gefürchtete Angina pectoris hat wenige Überlebenschancen, wenn der Galgant naht. Dennoch versteht es sich natürlich von selbst, dass man bei größeren Herzproblemen den Arzt aufsuchen sollte. Ob dieser einem allerdings Auskunft geben kann über die Kraft des Galgant, dürfte bezweifelt werden.

Der österreichische Naturheilkundler und Hildegard-Freund Helmut Posch stellt dazu fest: »Das Erstaunliche ist, dass die offizielle Medizin überhaupt keine Ahnung hat, welche Heilkraft gegen Herzbeschwerden im Galgant steckt. Die Angaben Hildegards sind denkbar einfach: ›Wer im Herzen Schmerzen empfindet, esse sogleich eine hinreichende Menge Galgant und es wird besser‹.

Posch verrät seinen Gedächtnistrick, wo der Galgant am besten einsetzbar ist: Schwindel, Schwäche, Schmerz. Und zwar immer dann, wenn diese Symptome mit dem Herzen zusammenhängen. Der Naturkundeexperte stellt gleichzeitig klar, dass Galgant kein Heilmittel, sondern ein Hilfsmittel ist gegen »anfallartige Zustände, die mit dem Herzen zusammenhängen«.

In seinem wertvollen Büchlein Was ist Hildegard-Medizin beschreibt Posch die wundersamen Rettungskräfte des Galgant so: »Nicht nur die eigentlichen Herzschmerzen lassen sich mit Galgant glänzend beheben, sondern die noch häufigeren gastrokardialen Koliken: Man hat sich den Magen verdorben. Es tut sich etwas in der Magengrube. Nun kann eine Gallenkolik daraus werden oder ein Herzanfall. In beiden Fällen beseitigt Galgant, wenn man ihn gleich isst, den Zustand«. Es werde weder eine Gallenkolik daraus noch ein Herzanfall, wenn nach dem Genuss von einem, höchstens drei Galganttabs (Wurzelpulver in Tablettenform gepresst) der Betroffene entweder aufstoßen oder einen Wind lassen könne. Und das ist so gut wie immer der Fall.

Helmut Posch veröffentlichte die Erfahrungsberichte einiger Galgantfans, zu denen ich mich zweifellos auch zähle. Unter anderem heißt es über einen 76-jährigen Pfarrer, der bereits ein gutes Jahr lang jeden Morgen die Galgantpille genommen hatte, ihm sei es seitdem so gut wie lange nicht mehr gegangen. Er hatte zwei Herzinfarkte hinter sich gebracht, war oft müde und abgeschlagen. Seit dem Galgant fühle er sich arbeitsfreudig und gesund.

Auch bei uns zu Hause schwört man auf Galgant. Schwiegervater spürt öfter eine Brustenge oder Druck im Körper: Dann nimmt er ein, zwei Tabs und nach wenigen Augenblicken kehrt Beruhigung ein und er ist wieder fidel für den Garten. Wer den Galgant bei sich hat, der kann sich sicher fühlen. Und nicht selten trifft man ja auch auf Menschen, denen es gerade unwohl ist, die Schwindel oder Schwäche spüren: Helfen Sie und geben Sie ihnen Galganttabletten, es ist reinste, warme, kraftvolle Natur.

Man kann die Tabletten übrigens auch in heißem Wein oder Wasser auflösen und spürt, wie die wohltuende Hilfe durch den Körper strömt. Mit diesem Galgantwein oder -tee lassen sich auch Rücken- oder Lendenschmerzen gut beheben. Hildegard von Bingen riet in diesem Fall: »Wem Rücken oder Weichen durch Unsäfte schmerzen, walle Galgant in Wein und trinke ihn oft warm und der Schmerz weicht«.

Hildegard-Freund Posch empfiehlt bei Hexenschuss oder Verspannungen mehrmals täglich ein Achterl Galgantwein. Der schmeckt scharf und ist feurig: »Ängstliche Gemüter fragen mich oft, ob man sich mit Galgant nicht auch schaden könne, weil er so scharf ist. Keine Angst, Galgant kann gar nicht schaden«.

Es heißt übrigens, dass man in Asien die Araberpferde mit Galgant feuriger gemacht habe. Tatsache ist, dass er auch uns ins Schwitzen bringen kann, doch ist dies ein ausschließlich gesunder Vorgang. Als Gewürz im Gulasch verpasst man dem Gericht eine feurige, gesunde Schärfe, auch die Müdigkeit oder »Schlagseite« nach dem Essen bleibt aus.

Man kann sich den Worten des Hildegard-Experten Posch nur anschließen: »Wenn es ein Lebenselixier, einen Lebensverlängerer gibt, muss er Galgant enthalten.« Das Leben kann eigentlich manchmal ganz einfach sein.