"Kandahar blutet": Bei einem Doppelanschlag in der südafghanischen Stadt Kandahar sind mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Zivilisten. Zivile Opfer soll es auch bei einem Luftangriff der Nato im Osten des Landes gegeben haben. Beim Absturz eines Hubschraubers sind außerdem zwei Isaf-Soldaten gestorben.

Bei einem Doppelanschlag in der südafghanischen Stadt Kandahar sind mindestens 22 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Zivilisten. 50 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte der Polizeichef der Provinz Kandahar, Abdul Rasik.

Zunächst habe sich ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad nahe einem Umschlagplatz für Versorgungsgüter für den Stützpunkt in die Luft gesprengt, sagte Provinzsprecher Dschawid Faissal. Als Passanten zusammenströmten, um den Verletzten zu helfen, habe sich ein zweiter Attentäter der Menge genähert und seine Sprengsätze gezündet.

"Kandahar blutet", sagte eine Stammesältester, der Zeuge des Zweifachanschlags wurde, der britischen BBC. Er sagte, er habe am Anschlagsort "verstümmelte Körper, Blut, Panik" gesehen.

Am Flughafen Kandahar, der zivil und militärisch genutzt wird, unterhält die Nato-geführte Internationale Schutztruppe Isaf eine große Basis. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Kandahar ist eine Hochburg der radikalislamischen Kämpfer.

Tote bei Nato-Luftangriff

Bei einem Nato-Luftangriff auf einen Taliban-Anführer in der ostafghanischen Provinz Logar sind am Mittwoch nach Angaben des Provinzrates auch 18 Zivilisten getötet worden. 18 Mitglieder der Familie des Stammesältesten seien ums Leben gekommen, sagte Provinzratschef Abdul Wali Wakili. Sechs Taliban-Kämpfer - darunter ein Kommandeur - seien ebenfalls getötet worden.

Die Isaf bestätigte einen Luftangriff in dem betroffenen Distrikt Baraki Barak, nicht aber die zivilen Opfer. Sie teilte mit, bei einer Operation gegen einen Taliban-Anführer seien ausländische und internationale Truppen von Aufständischen angegriffen worden. Die Soldaten hätten Luftunterstützung angefordert. Zwei Frauen seien verwundet worden. Die Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich und würden von der Isaf behandelt. Mehrere Aufständische seien getötet worden.

Wakili sagte, in der Provinzhauptstadt Pul-i-Alam demonstrierten Tausende Menschen wegen des getöteten Stammesältesten und seiner Familie. Zivile Opfer bei Nato-Einsätzen sorgen regelmäßig für großen Unmut in der afghanischen Regierung und im Volk.

Isaf-Soldaten sterben bei Hubschrauber-Absturz

Beim Absturz eines Hubschraubers der Isaf sind ebenfalls im Osten des Landes zwei Soldaten der Nato-geführten Schutztruppe getötet worden. Die Absturzursache müsse erst noch untersucht werden, teilte die Isaf mit. Nähere Angaben zur Nationalität der Toten oder dazu, ob es am Absturzort Gefechte gab, machte die Schutztruppe nicht.

Die Taliban äußerten sich zunächst nicht. In der Vergangenheit ist es Aufständischen mehrfach gelungen, Isaf-Hubschrauber abzuschießen. Deutlich häufiger stürzten Helikopter der ausländischen Truppen allerdings aus technischen Gründen ab.

dapd/dpa/gal/leja