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© dapdDer nächste vorbereitende Schritt für einen militärischen Eingriff?
Angesichts zunehmender Gewalt - Aktivisten berichten von mindestens 50 Toten

Beirut. Die UN-Beobachtermission in Syrien hat vorerst vor der zunehmenden Gewalt kapituliert und ihre Arbeit in dem Land ausgesetzt. Für die rund 300 Beobachter stellten die in den vergangenen zehn Tagen stark gestiegenen blutigen Auseinandersetzungen "beträchtliche Risiken" dar und hielten sie davon ab, ihr Mandat auszuüben, sagte der Leiter der Beobachtermission, Generalmajor Robert Mood, in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung.

Die UN-Mitarbeiter würden bis auf weiteres nicht auf Patrouille gehen und in ihren Unterkünften bleiben, hieß es weiter. Das Land verlassen sollen die Beobachter aber nicht. Die Entscheidung, ihre Arbeit vorübergehend einzustellen, solle täglich neu bewertet werden. "Die Operationen werden wieder aufgenommen, wenn wir die Situation als geeignet ansehen, um unsere Mandatsaktivitäten wieder auszuführen", sagte Mood.

Am Samstag ging die jüngste Offensive der syrischen Streitkräfte unvermindert weiter. Bei Artillerieangriffen auf Vororte der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden nach Angaben von Aktivisten mehr als 50 Menschen getötet. Zwölf Menschen, darunter ein Kind, kamen demnach ums Leben, als Regierungstruppen in der Nacht auf Samstag Mörsergranaten auf ein Wohnhaus in dem Vorort Duma abfeuerten.

Weitere sieben Menschen seien beim Beschuss einer Bäckerei in Homs getötet worden, sagte Abdul Rahman vom Syrischen Observatorium für Menschenrechte. Im Stadtteil Sakba seien elf Leichen entdeckt worden. Einige der Menschen seien "abgeschlachtet" worden, hieß es. Die Örtlichen Koordinationskomitees (LCC) berichteten von 13 Todesopfern, von denen einige "mit Messern" niedergemetzelt worden sein sollen.

Auch aus der zentralen Provinz Hama, der Küstenprovinz Latakia sowie den nördlich gelegenen Provinzen Idlib, Deir al-Sur und Daraa wurden Angriffe gemeldet.

Das Syrische Observatorium für Menschenrechte rief UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auf, "sofort einzuschreiten". Mehr als 1.000 Familien seien in den umkämpften Vierteln gefangen, teilte es in einer Erklärung mit. Viele Frauen und Kinder leiden demnach dort unter immer schlechter werdenden humanitären Bedingungen. Außerdem müssten Dutzende Verwundete in Sicherheit gebracht werden. Ihre Leben seien wegen des Mangels an Ärzten und Medikamenten in Gefahr.

Die Regierung stellte die Kämpfe rund um Damaskus anders dar. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur SANA stürmten die Truppen in Duma Verstecke von bewaffneten Gruppen und töteten eine Reihe von Terroristen. Auch bei einer versuchten Infiltration von Bewaffneten vom Libanon aus seien in der Nacht mehrere Terroristen getötet und verwundet worden.

Die zunehmende Gewalt und der vorübergehende Stopp der Beobachtermission, des einzigen tatsächlich in die Tat umgesetzten Punktes des Friedensplans des Syrien-Sondergesandten Kofi Annan, ließen die Hoffnung auf einen Erfolg des Annan-Plans weiter sinken. Sowohl Regierung als auch Opposition haben eine Waffenruhe ignoriert, die eigentlich am 12. April hätte in Kraft treten sollen.

dapd