Der rund 140 Meter durchmessende Asteroid 2011 AG5 gehört derzeit zu den wenigen vergleichsweise großen Brocken, die innerhalb der kommenden Jahrzehnte die Erde treffen könnten - wenn auch nur mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit. Zu große Sorgen sollte man sich über 2011 AG5 jedoch nicht machen, so die Meinung von Fachleuten auf einem NASA-Workshop Ende Mai. Allerdings seien weitere Beobachtungen nötig.
asteroid 2011 ag5
© NASA / JPL-Caltech
Die Bahn des Asteroiden 2011 AG5 und seine Position Mitte Juni 2012.
Der im Januar 2011 entdeckte Asteroid 2011 AG5 wird die Erde im Jahr 2040 in einem sicheren Abstand passieren und nicht auf unserem Heimatplaneten einschlagen - dies ist zumindest die Erwartung der Fachleute, die sich Ende Mai zu einem Workshop am Goddard Space Flight Center der NASA getroffen haben, um die Beobachtung von potentiell für die Erde gefährlichen Asteroiden zu diskutieren.

Bislang vorliegende Beobachtungen deuten darauf hin, dass dieser rund 140 Meter durchmessende Brocken im Jahr 2040 mit einer geringen Wahrscheinlich die Erde treffen könnte. Die Wissenschaftler sind aber zuversichtlich, dass mit neuen Daten, die innerhalb der kommenden vier Jahre vorliegen sollten, gezeigt werden kann, dass die Wahrscheinlichkeit einer sicheren Passage an der Erde bei fast 100 Prozent liegt. 2011 AG5 war im Rahmen des Catalina Sky Surveys entdeckt und anschließend mehrere Monate lang beobachtet worden, bis der Asteroid zu leuchtschwach war, um ihn noch erkennen zu können.

"Zwar herrschte Übereinstimmung darüber, dass es nur eine äußerst geringe Wahrscheinlichkeit dafür gibt, dass wir es bei diesem Objekt mit einem tatsächlichen Einschlagszenario zu tun haben, wir werden aber trotzdem wachsam bleiben, um notfalls doch Maßnahmen ergreifen zu können, falls weitere Beobachtungen auf eine wirkliche Gefahr hindeuten", so Lindley Johnson, der am NASA-Hauptquartier für das Beobachtungsprogramm für erdnahe Objekte der NASA zuständig ist.

Vor einigen Jahren sorgte ein ähnlicher Asteroid mit Namen Apophis für Aufregung, der im Verdacht stand, mit ähnlich großer Wahrscheinlichkeit im Jahr 2036 auf die Erde zu treffen. Beobachtungen, die dann in den Jahren 2005 bis 2008 gemacht wurden, führten schließlich zu einem deutlich besseren Verständnis der Bahn des Asteroiden und einer dramatischen Reduzierung des Einschlagsrisikos (astronews.com berichtete).

"Jedes Mal wenn wir einen Asteroiden wieder beobachten und dadurch neue Daten über seine Position erhalten, können wir unsere Berechnungen über die zukünftige Bahn des Asteroiden verbessern", so Don Yeomans, der Manager der NEO Program Office der NASA am Jet Propulsion Laboratory. "Wenn es nur wenige Beobachtungen gibt, sind unsere Vorhersagen für die Umlaufbahn ungenauer. Mit weiteren Daten können wir die zukünftige Position des Asteroiden immer präziser vorhersagen - normalerweise verschwindet dabei dann auch das Risiko einer Kollision."

Bislang war es schwierig zusätzliche Beobachtungen von 2011 AG5 zu machen, weil sich der Asteroid gegenwärtig jenseits der Marsbahn und zusätzlich noch am Taghimmel auf der anderen Seite der Sonne befindet. Erst im Herbst 2013 werden die Bedingungen wieder besser. Obwohl 2011 AG5 auch dann noch 147 Millionen Kilometer von uns entfernt ist, werden Beobachtungen mit Teleskopen im All und auf der Erde möglich sein.

Noch besser dürften die Vorhersagen Anfang Februar 2023 werden, wenn sich der Asteroid der Erde auf 1,8 Millionen Kilometer nähert. Durchläuft er dann nämlich einen ganz bestimmten, nur 365 Kilometer durchmessenden Bereich, könnte die Anziehungskraft der Erde 2011 AG5 eventuell so ablenken, dass er am 5. Februar 2040 auf die Erde trifft. Fliegt er allerdings nicht durch diese als "Schlüsselloch" bezeichnete Region, besteht 2040 ganz sicher keine Gefahr. "Nach unserem gegenwärtigen Verständnis des Orbits dieses Asteroiden, gibt es nur eine sehr geringe Chance, dass er durch dieses Schlüsselloch fliegt", so Johnson.

Allerdings weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass auch die Möglichkeit besteht, dass sich auf Grundlage der in den Jahren 2013 bis 2016 geplanten Beobachtungen, die Gefährlichkeit des Asteroiden noch vergrößert. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei jedoch äußerst gering. Doch selbst dann, so die Experten, bliebe noch ausreichend Zeit, um mehrere Missionen vorzubereiten, mit denen man den Kurs des Asteroiden verändern könnte. Würde ein Asteroid in der Größe von 2011 AG5 die Erde treffen, dürfte dies zu Verwüstungen in einem weiten Umkreis um den Einschlagort führen.