Der Erfurter Verfassungsschutz hat bestätigt, dass zwischen 1997 und 2003 insgesamt zwölf V-Leute deutscher Geheimdienste im „Thüringer Heimatschutz“ (THS) aktiv waren. Damit war fast jeder zehnte Aktivist in der damaligen Neonazi-Vereinigung ein Spitzel des Verfassungsschutzes. - Verfassungsschutzakten zur „Operation Rennsteig“ sind verschwunden“.

Der Erfurter Verfassungsschutz hat bestätigt, dass zwischen 1997 und 2003 insgesamt zwölf V-Leute deutscher Geheimdienste im „Thüringer Heimatschutz“ (THS) aktiv waren. Nach einem Bericht der Berliner Zeitung (Samstag-Ausgabe) war damit fast jeder zehnte Aktivist in der damaligen Neonazi-Vereinigung ein Spitzel des Verfassungsschutzes.

In der Parlamentarischen Kontrollkommission des Erfurter Landtages sollen Vertreter des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) zudem einen Bericht der Berliner Zeitung von vergangener Woche bestätigt haben, wonach es seinerzeit eine gemeinsame Geheimdienstoperation „Rennsteig“ gegeben habe, mit der die Thüringer Neonaziszene flächendeckend aufgeklärt werden sollte. Unter Federführung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) seien daran das Erfurter LfV und der Militärische Abschirmdienst (MAD) sowie zeitweise auch das bayerische LfV beteiligt gewesen. Die jetzt erstmals öffentlich eingeräumte Unterwanderung des „Thüringer Heimatschutzes“ durch den Geheimdienst ist deshalb von Brisanz, weil die späteren mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe zu der Vereinigung gehörten und von THS-Aktivisten nach ihrem Abtauchen mit Geld, Unterkunft und Waffen versorgt wurden.

Nach Angaben des Erfurter Innenministeriums verfüge das LfV Thüringen angeblich über keine „Rennsteig“-Akten mehr, weil das BfV seinerzeit die Federführung der Geheimdienstoperation innehatte. Laut Berliner Zeitung hat das BfV allerdings in einem Geheimbericht eingeräumt, dass im vergangenen Jahr Fallakten aus den Jahren 1997 bis 2001 vernichtet wurden, die zum Teil auch die Operation „Rennsteig" betrafen. Unklar bleibt in dem Papier, ob die Vernichtung der Akten erst nach dem Auffliegen der NSU Anfang November 2011 erfolgte. Zudem wurden laut dem BfV-Bericht nicht alle Informanten im THS „aus operativen Gründen“ in der V-Mann-Datei des Bundesamtes archiviert. So lässt sich heute nicht mehr eindeutig nachvollziehen, welche Spitzel das BfV im „Thüringer Heimatschutz“ führte.