Die türkische Regierung kritisiert den Abschuss eines Kampfflugzeugs durch Syrien und berät über Konsequenzen. Das Flugzeug hätte nur einen Aufklärungsflug gemacht und sei kein Kampfjet gewesen.
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© AFP/ADEM ALTAN
Nach dem Abschuss einer türkischen Militärmaschine durch Syrien berät die Führung in Ankara über Konsequenzen. Nach einem derartigen Zwischenfall könne man nicht zur Tagesordnung übergehen, sagte Präsident Abdullah Gül am Samstag. Ministerpräsident Tayyip Erdogan berief ein zweites Krisentreffen mit ranghohen Sicherheitskräften ein und kündigte entschlossene Schritte an, sobald alle Fakten bekannt seien. Syrien bestätigte den Abschuss der F-4 Phantom, die in seinen Luftraum eingedrungen sei. Türken und Syrer suchten gemeinsam nach den beiden verschwundenen Besatzungsmitgliedern.

"Über einen derartigen Zwischenfall kann man nicht einfach hinweggehen", sagte Präsident Gül. Was immer notwendig sei, werde unternommen. Nach syrischer Darstellung wurde die in niedriger Höhe fliegende F-4 über syrischem Gebiet abgeschossen. Gül sagte dazu, es sei angesichts der hohen Geschwindigkeit der über dem Meer fliegenden Jets normal, wenn sie vorübergehend in fremden Luftraum eindrängen. Neben Erdogan beriet auch Außenminister Ahmed Davutoglu mit dem Generalstab und dem Geheimdienst über Konsequenzen. Nach türkischer Darstellung war die abgeschossene F-4 ein Aufklärer und kein Kampfflugzeug.

Das Flugzeug wurde nach syrischen Angaben einen Kilometer vor der Küste getroffen. Unklar blieb zunächst, warum das syrische Militär die F-4 abschoss. Die Maschine war auf dem Luftwaffenstützpunkt Malatya gestartet und flog in der Nähe des engen Luftkorridors, der die Türkei mit ihren Truppen im Norden der geteilten Insel Zypern verbindet.

Der Zwischenfall könnte die ohnehin angespannten Beziehungen beider Staaten weiter verschlechtern. Das Nato-Mitglied Türkei gehört zu den schärfsten Kritikern des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, seitdem dieser mit militärischer Gewalt gegen die Opposition in seinem Land vorgeht. Viele Syrer haben auf der Flucht vor den Auseinandersetzungen in der benachbarten Türkei Schutz gesucht. Die türkische Regierung plädierte für die Einrichtung von Schutzkorridoren in Syrien, um Flüchtlinge vor Übergriffen zu bewahren. Da dies aber den Einsatz von Soldaten erfordert hätte, nahm die türkische Regierung von solchen Überlegungen Abstand, solange der UN-Sicherheitsrat kein Mandat dafür erteilt.

Reuters