Die USA und Großbritannien wollen künftig gemeinsam versuchen, Schutzvorkehrungen gegen Strahlungs- und Teilchenstürme aus dem All zu entwickeln - jene Phänomene, die das »Weltraumwetter« im erdnahen Raum bestimmen und unsere moderne Zivilisation bedrohen können. In Zeiten zunehmender Sonnenaktivität besonders aktuell.

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Ein jedes Mal, wenn die Sonne aus einem länger anhaltenden Schlummer erwacht, wird es für uns auf der Erde bedrohlicher. Immerhin liegen durchschnittlich über elf Jahre zwischen den besonders aktiven Phasen, kosmisch gesehen zwar ein sehr kurzer Zeitraum, aber für die Entwicklung unserer technischen Zivilisation von besonderer Relevanz. Hier spielt jedes Jahrzehnt eine entscheidendeRolle, und zu keiner Zeit gab es so viele empfindliche elektronische Systeme wie heute. Wir haben uns abhängig gemacht. Diese Abhängigkeit fällt natürlich vor allem dann auf, wenn nichts mehr geht. Beinahe jeder kennt die ganz persönliche Katastrophe, wenn der PC plötzlich streikt. Zwar gibt es auch heute noch Menschen, die von solchen elektronischen Helfern völlig unabhängig geblieben sind, Menschen, die ohne Navi ihr Ziel schneller finden und eine Festplatte am ehesten im Restaurant bestellen würden. Doch die Mehrheit ist der elektronischen Revolution längst verfallen, sei es nun beruflich oder privat. Was für den Einzelnen gilt, das gilt umso mehr für die Gesamtheit. Die gegenwärtige Gesellschaft kann nur noch auf Grundlage dieser Technologien funktionieren. Fällt das hoch vernetzte System kollektiv aus, wirft uns das schlagartig in die Steinzeit zurück. Genau hier setzt die Sonne an. Explosive Vorgänge während der Maximumsphase ihrer Aktivität lösen Strahlungsfluten und Teilchenschauer aus, die seit eh und je mit Brachialgewalt über unseren Planeten herfallen. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Aber die Welt hat sich radikal geändert. GPS, Telekommunikation, elektronische Chips, das gesamte Stromnetz und viele andere Errungenschaften der Gegenwart können weltweit komplett lahmgelegt werden, wenn der nächste wirklich große Sonnensturm kommt. Allein die Schäden im Orbit werden sich dann auf einige Milliarden US-Dollar belaufen. Und auf der Erde würde in dieser Extremsituation das perfekte Chaos ausbrechen - flächendeckende Strom-Totalausfälle, eine brachliegende Infrastruktur mit sämtlichen Konsequenzen, finaler Zusammenbruch der Wirtschaft, Panik, Plünderungen, alles, was das Herz der Apokalyptiker begehrt.

Um das Schlimmste abzuwehren, haben sich US-Präsident Obama und der britische Premier Cameron in London getroffen, um eine internationale Weltraumwetter-Übereinkunft zu beschließen. Sie beinhaltet eine erweiterte Zusammenarbeit auf diesem Sektor, sprich der Überwachung solarer Phänomene und ihrer Einflüsse auf unseren Planeten.


Kommentar: Was kann man von Marionetten wie Obama oder Cameron erwarten hinsichtlich eines "Eingreifens"? Kontinuierliche Leser von SOTT.net können sich die Antwort wahrscheinlich denken.


Sie werden voraussichtlich bis zum kommenden Jahr noch zunehmen, gegenwärtig wird das Sonnenmaximum für 2013 erwartet, einige Forscher gehen auch davon aus, dass es erst 2014 eintritt.

Nach einer ungewöhnlich langen Ruhephase hat die Aktivität unseres Sterns mittlerweile wieder sehr deutlich zugenommen, vor allem klar erkennbar an den nun zahlreicher vorhandenen dunklen Sonnenflecken, mit denen viele weitere Aktivitätsphänomene verbunden sind.
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Die hier gezeigten Momentaufnahmen zeigen aktuelle Beispiele vom 30. Juni 2012, registriert im Rahmen meiner privaten Sonnenüberwachung. Zum Monatsende waren mit speziellen Teleskopen wieder zahlreiche Aktivitätsgebiete sowie auch ausgedehnte Protuberanzen sichtbar. Derzeit scheint es allerdings so, als ob das kommende Maximum nicht so intensiv wie einige frühere Spitzenzeiten solaren »Engagements« ausfallen wird. Für Sonnenphysiker und Beobachter wäre das eher enttäuschend, für unsere Welt hingegen wohl ein Segen. Wir könnten diese Phase mit größerer Wahrscheinlichkeit unbeschadet überstehen. Doch unsere Sonne bleibt leider unberechenbar und kann immer mit Überraschungen aufwarten, selbst in ihren »offiziellen« Ruhezeiten. Und jedes Maximum kennt seine energiereichen Röntgenflares und riesige koronale Massenauswürfe, die unserer Erde gefährlich werden.

Zeit, sich zurückzulehnen, ist jetzt also keineswegs. Die Politik erkennt recht spät, wie gefährlich es werden kann - aber das ist ja nichts Neues. Hier wird sie auch im eigenen Interesse handeln müssen. Die mit der technischen Entwicklung und nicht zuletzt mit der Globalisierung verbundene globale Abhängigkeit steht außer Frage. Während globale Kooperation häufig einer mehr oder minder verdeckten Okkupation gleichkommt, scheint sie hier überfällig. John Beddington, leitender Sicherheitsberater der britischen Regierung, sieht einen klaren Bedarf, koordiniert auf die Herausforderung »Weltraumwetter« zu reagieren und merkt dazu an: »Die Aufnahme von Weltraumwetter in das nationale Risikoregister des United Kingdom belegt, dass wir das Thema bereits ernst nehmen.« Und bei Treffen in Washington und London betonten auch Obama und Cameron die Bedeutung einer »Weltraumwetter-Partnerschaft«. Am 26. Juni kündigte die US-Behörde für Ozeanografie und Meteorologie NOAA zusammen mit dem Wissenschaftsbüro der britischen Regierung offiziell an, ihre Ressourcen und wissenschaftlichen Erkenntnisse gemeinsam zu nutzen und auszutauschen, um wertvolle Energienetze und elektronische Infrastruktur vor solaren Stürmen zu schützen. Dabei spielt auch die exakte Vorhersage des Weltraumwetters anhand umfassender Sonnenbeobachtung mit Spezialgeräten von der Erde und vom All aus eine entscheidende Rolle. Nur so lassen sich im Falle des Falles rechtzeitig entsprechende Schutzmaßnahmen einleiten.

Währenddessen wird die Sonnenaktivität in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter ansteigen. Behauptungen von mancher Seite, diese Entwicklung exakt bestimmen zu können, sind in den (Sonnen-) Wind geschrieben. Denn dafür ist unser Stern noch viel zu wenig verstanden. Niemand kann ins brodelnde Innere blicken und die Detailabläufe ergründen, selbst wenn moderne Forschungszweige wie die Helioseismologie bereits unerwartete Einblicke geliefert haben.

Eines der großen Rätsel unserer Sonne besteht in der enormen Aufheizung der äußeren dünnen Atmosphäre, der Korona, die bei totalen Sonnenfinsternissen auch ohne besondere Hilfsmittel als graublauer Strahlenkranz von unvergleichlicher Ästhetik zu sehen ist. Vor wenigen Tagen wurden neue Ergebnisse bekannt, die darauf schließen lassen, dass vor drei Jahren entdeckte magnetische »Sonnentornados« für die dort gemessenen Temperaturen von über einer Million Grad verantwortlich sind. Nach Erkenntnissen der Physiker Sven Wedemeyer-Böhm und Luc Rouppe van der Voort, Universität Oslo, dürften gleichzeitig rund 10.000 dieser Sonnentornados existieren, nicht zu
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verwechseln mit Sonnenstürmen oder auch dem Sonnenwind. Sie erscheinen über die gesamte Sonnenoberfläche verteilt und bilden magnetische Wirbelstrukturen in der Chromosphäre, der dünnen Gasschicht, die oberhalb der gleißend hellen »Oberfläche« oder Photosphäre der Sonne lagert und außen von der riesigen Korona umgeben ist. Die neuen Forschungen belegen, dass die mit dem im Weltraum stationierten Solar Dynamics Observatory (SDO) beobachteten magnetischen Wirbel bis in die Korona hineinreichen und riesige Energiemengen dorthin transportieren könnten, um jene Region so immens aufzuheizen. Einige Kollegen der Osloer Physiker sind allerdings noch skeptisch - denn weder ist die Zahl jener Tornados bereits genau bestimmt, noch der Mechanismus geklärt, mit dem die Energie in Wärme umgesetzt wird. Trotzdem scheint man der Sache hier doch ein wenig näher zu kommen. Klar ist, dass mit neuen Einsichten auch neue Fragen auftauchen werden - die Sonne macht da keine Ausnahme. Wir verfügen nur über gewisse Vorstellungen und Modelle der Wirklichkeit, doch sie selbst kennen wir eben nicht. So dürfte auch eine exakte Prognose der solaren Entwicklung schwerlich zu erreichen sein. Immerhin aber lässt mitunter genau die Technologie, die durch solare Ausbrüche gefährdet ist, zunehmend eine rechtzeitige Registrierung dieser Phänomene zu - und damit eine immer genauere Beobachtung des Weltraumwetters und bevorstehender Gefahren. Wer meint, wir dürften sie nicht überbewerten, wo es doch auf der Erde weit präsentere und direktere Gefahren gebe, der irrt definitiv. Keine Kette ist bekanntlich stärker als ihr schwächstes Glied. Wenn die Sonne richtig zuschlägt, dann trifft es uns alle.