Während die USA das wärmste Jahr ihrer Geschichte erleben, erfrieren die Menschen in Chile. Auch in Europa spielt das Wetter verrückt: Mittelschweden steht unter Wasser, der Süden Europas ächzt unter der Hitze. Und in Deutschland gibt's kühles Schauerwetter statt Sommer.
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Berlin - Es ist Juli, Zeit für Sommerferien, Schwimmbadbesuche, geschmolzenes Eis an den Fingern. Doch bis jetzt hat sich die Sonne in Deutschland kaum blicken lassen. Schuld daran ist Tief "Mina". Es hat sich über Skandinavien breitgemacht und lenkt weiter feuchte und damit wolkenreiche Luftmassen zu uns, heißt es beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Das bedeute weiterhin einen Sonnen-Wolken-Mix mit gelegentlichen Schauern und Gewittern. Die Temperaturen werden weiter bei 20 Grad liegen.

Worüber wir jammern, wäre für die Amerikaner ein Grund zur Freude. Sie erleben gerade das bisher wärmste Jahr seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1895, teilte die US-Behörde für Wetter und Ozeanographie (NOAA) mit. Landesweit sei es von Januar bis Juni durchschnittlich etwa 2,5 Grad Celsius wärmer gewesen als üblich - und dabei sind die Rekordwerte während der Hitzewelle, die gerade erst nach mehr als einer Woche abgeklungen ist, in diese Statistik noch nicht einmal eingeflossen.

Wenn der Regen doch kam, dann oft mit Brachialgewalt. Tropensturm "Debby" setzte viele Gebiete Floridas unter Wasser und bescherte dem Staat den nassesten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen. In Minnesota löste heftiger Niederschlag tödliche Überschwemmungen aus. Und ein Gewittersturm schoss ohne Vorwarnung so schnell über den Osten des Landes hinweg, dass zahlreiche Menschen von Bäumen erschlagen oder von Blitzen getötet wurden. In mehr als 3,5 Millionen Haushalten fiel der Strom aus - einige Gegenden waren eine Woche ohne Elektrizität.

In Chile leiden die Menschen unter der Kälte: In der Hauptstadt war es am Wochenende mehr als minus zwei Grad kalt. Solche Werte wurden im vergangenen Jahr nur zweimal erreicht. Einige Straßen über die Anden nach Argentinien mussten wegen hohen Schnees zeitweise gesperrt werden. Insgesamt 16 Menschen sind in diesem Jahr wegen der Kälte bereits gestorben.

Europa im Wetterchaos

Im schwedischen Lönneberga herrscht Land unter. Die durch Astrid Lindgrens Kinderbücher berühmt gewordene Ortschaft kämpft wie ganz Mittelschweden mit schweren Überschwemmungen. Heftiger Regen hatte den Wasserstand in Flüssen und Seen um mehr als eineinhalb Meter über normal gehoben. Das Meteorologische Institut SMHI rief am Dienstag die höchste Alarmstufe für mehrere Kreise im Bezirk Småland aus.

Regen zur Abkühlung wünschen sich dagegen Süd- und Osteuropäer sehnlichst: Ein Hoch nach dem anderen lässt die Italiener seit Wochen unter einer Hitzewelle mit Temperaturen weit über 30 Grad stöhnen. Dies ist laut dem Internet-Wetterdienst Ilmeteo.it der heißeste Frühsommer seit 50 Jahren. In Bulgarien warnt das Meteorologische Institut vor Höchstwerten von mehr als 40 Grad. Am heißesten war es mit 38 Grad schon am Mittag in der Donaustadt Russe sowie im Südwesten des Balkanlandes.

aar/dpa/dapd