hochwasser, oberlausitz
© MDR/Danilo SchützeDiese Brücke am Waldbad Bernstadt wurde erst dieses Jahr im Monat Mai fertiggestellt, da sie schon bei der Flut 2010 zerstört worden war.
Nach den Überschwemmungen in der Lausitz hat sich die sächsische Landesregierung zu Gesprächen über Hilfen bereit erklärt. Das sagte der Landrat des Landkreises Görlitz, Bernd Lange, am Montag MDR 1 RADIO SACHSEN. Zunächst müsse aber in dieser Woche eine Bilanz der Schäden gezogen werden. Lange rechnet mit sieben bis zehn Millionen Euro Schäden an Straßen, Brücken und öffentlichen Anlagen. Hinzu kämen noch einmal Schäden in zweistelliger Millionenhöhe im privaten und kommunalen Bereich sowie in der Landwirtschaft. Anders als bei der Flut 2010 waren die Getreidefelder in diesem Jahr noch nicht abgeerntet.

Entwarnung im Landkreis Görlitz

Lange forderte erneut bessere Hochwasserschutzmaßnahmen im Landkreis Görlitz. Dazu gehörten weitere Pegelmessstellen an der Neiße, am Schwarzen und am Weißen Schöps sowie neue Regenrückhaltebecken, sagte Lange. Erst Mitte Juni hatte er kritisiert, dass nach den Hochwassern im Jahr 2010 zwar die Dämme instand gesetzt worden sind. Es fehlten aber Pegelmesspunkte zwischen Görlitz, Rothenburg, Bad Muskau und der Grenze zu Brandenburg, erklärte Lange damals. Im Ernstfall könnten die Einsatzkräfte kaum vorausschauend reagieren.

Ein weiteres Problem der Region sind dem Landrat zufolge die schlechten Telefonverbindungen. Lange forderte bei MDR INFO den Ausbau des Netzes. Er habe Innenminister Markus Ulbig um politische Unterstützung gebeten, um mit den großen Telefonunternehmen zu sprechen. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, betonte Lange. Zahlreiche Helfer an den Deichen waren nicht erreichbar gewesen, da sie kein Netz hatten.

Helfer unermüdlich im Einsatz

Bernd Lange lobte am Montag den Einsatz der unermüdlichen Helfer. Sie seien am Wochenende bis zu 18 Stunden im Dauereinsatz gewesen. Mehrere Hundert Rettungskräfte waren im Einsatz, nachdem heftige Regenfälle zu Überschwemmungen geführt hatten. Für mehrere Ortschaften im Landkreis Görlitz war vorübergehend Katastrophenalarm ausgerufen worden. Viele Straßen sowie zahlreiche Keller und Gärten wurden überflutet. Am Montagmorgen konnte das Landratsamt Görlitz Entwarnung geben. Wie eine Sprecherin mitteilte, sinken die Pegelstände inzwischen überall. Brenzlig sei es in der Nacht noch einmal in Boxberg gewesen. Am Zusammenlauf der Schwarzen und Weißen Schöps sei der Wert am Pegel in der Nacht zum Montag auf 3,86 Meter geklettert. Normal seien 1,44 Meter. "Die Feuer- und die Wasserwehr hatten die Situation aber stets unter Kontrolle", sagte die Sprecherin. Einige Straßen sind wegen Überflutung weiterhin gesperrt.

Schäden im Nationalpark, bei der Lößnitzgrundbahn und den Winzern

Die Wetterkapriolen setzten auch dem Großraum Dresden zu. So sind im Nationalpark Sächsische Schweiz zahlreiche Wanderwege wegen beschädigter Bäume gesperrt. Wie die Parkverwaltung am Montag mitteilte, hat der Gewittersturm am Sonnabend östlich vom Zeughaus im Thorwald, oberem Kirnitzschtal, Hirschwald und Räumicht eine Vielzahl von Fichten zerbrochen und umgeworfen. Die Bäume lägen auf Wegen, teils unter Spannung, oder seien nicht mehr standfest. Das genaue Ausmaß werde in den kommenden Wochen ermittelt.

Umgestürzte Bäume behindern seit Sonnabend außerdem die Strecke der Lößnitzgrundbahn. 50 Bäume fielen zwischen Moritzburg und Radeburg auf die Gleise. Mindestens bis Freitag verkehrt zwischen beiden Orten Schienenersatzverkehr. Und auch die zuletzt optimistischen Winzer im Elbtal rechnen mit erheblichen Schäden. Der Vorsitzende des Weinbauverbandes Sachsen, Bernd Kastler, sagte am Montag, betroffen sei der Abschnitt zwischen Radebeul und Meißen. Eine Sprecherin des Staatsweingutes Schloss Wackerbarth in Radebeul erklärte, zwei Lagen habe es besonders betroffen. Dort seien Beeren angeschlagen, das Laub zerstört und das Holz der Rebstöcke durch Hagel teilweise beschädigt. Beim Spätburgunder könnte es zu Ausfällen von bis zu 50 Prozent kommen.

Drei Unwettertote in Sachsen

Bei den schweren Unwettern waren in Sachsen drei Menschen ums Leben gekommen. Ein 23-jähriger Autofahrer wurde auf der Bundesstraße 97 zwischen Laußnitz und Ottendorf-Okrilla unter einem umstürzenden Baum begraben. Ein neunjähriges Mädchen in Heidenau und ein 64-jähriger Mann in Neusalza-Spremberg starben an den Folgen von Blitzschlägen.