Die Kirche ist nicht sexualfeindlich - das will ein Pfarrer aus Hessen mit einem "erotischen Gottesdienst" beweisen. Der alltäglichen Vulgärsprache will er "gute Worte" über Sex entgegensetzen.
Pfarrer Ralf Schmidt
© dpa, Arne DedertPfarrer Ralf Schmidt löste mit seiner Ankündigung einigen Wirbel aus.
Ein evangelischer Pfarrer will am Sonntag in Wiesbaden einen "erotischen Gottesdienst" feiern. "Ich möchte erreichen, dass die Menschen erleben: Die Kirche ist nicht sexualfeindlich, nicht leibfeindlich, und dass unsere menschliche Sexualität gottgegeben ist und dass wir sie ausleben sollen", sagte Ralf Schmidt, Pfarrer der Erlösergemeinde im Stadtteil Mainz-Kastel, am Freitag der dpa. Auch in der Sexualität sei Gott gegenwärtig.

Der Gottesdienst solle mit Musik, Tänzen und Düften alle Sinne ansprechen. Schmidt will aber auch das abfällige, vulgäre Reden über Sexualität nicht aussparen. "Alle Welt, auch meine Schüler, redet von Poppen und Ficken, und diese Worte kommen auch in der Predigt vor." Er wolle diesen Begriffen "gute Worte, um Sexualität zu beschreiben" entgegensetzen.

Allein die Ankündigung hat ein großes Medienecho hervorgerufen, mit dem Pfarrer Schmidt nach eigenen Worten nicht gerechnet hat. Mit dem zuständigen Dekanat sind die Inhalte des Gottesdienstes nur in Grundzügen abgesprochen.

"Ich kenne weder die Predigt, noch habe ich sie genehmigt", sagte der Rüsselsheimer Dekan Kurt Hohmann auf Anfrage. Das sei aber auch nicht notwendig, denn er sei sich sicher, dass Schmidt "eine gute Form" für das Thema finden werde.

Ein Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)
sagte: "Wir sind gespannt auf den Gottesdienst. Grundsätzlich betrifft das Evangelium aber alle Lebensbereiche, auch Sexualität und Erotik." Bereits 2007 hatte ein Pfarrer auf dem Evangelischen Kirchentag in Köln einen "erotischen Gottesdienst" mit Musik und Tänzen abgehalten.

Quelle: dpa