Überfüllte Freibäder, lachende Eisverkäufer, Zugprobleme bei der Bahn: Am Wochenende hatte die Hitze Deutschland fest im Griff. Nach dem heißesten Tag des Jahres mit fast 40 Grad drohen nun Unwetter.

Über Deutschland macht sich Gewitterluft breit. Nach dem heißesten Tag des Jahres am Sonntag kletterten auch am Montag die Temperaturen schon am Vormittag Richtung 30 Grad. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldete um 10.00 Uhr aus Potsdam 28,8 Grad, in Berlin-Tegel war es zu dieser Zeit 28,6 Grad und im thüringischen Gera 28,7 Grad heiß.

Hitzehoch "Achim" verliert aber an Einfluss und macht Platz für Tiefs von der Nordsee mit feuchter Luft. "Und damit haben wir jetzt beste Zutaten für eine brisante Mischung: Hohe Temperaturen und feuchte Luft sind gut für kräftige Gewitter", sagte DWD-Meteorologin Dorothea Paetzold. Diese gewitterträchtige Luftmischung werde bis Mittwoch erhalten bleiben.

Göllheim misst 39,2 Grad

Hoch "Achim" hatte am Wochenende für den Zustrom sehr heißer Luft aus Afrika nach Deutschland gesorgt. Am heißesten Tag des Jahres meldete der Wetterdienst Meteomedia einen Spitzenwert von 39,2 Grad in Göllheim in Rheinland-Pfalz. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war es mit 38,9 Grad in Saarbrücken und in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) am heißesten in Deutschland.

Bundesweit gesehen sei es der wärmste Tag des Jahres gewesen, berichtete auch der DWD in Offenbach. Die bislang höchste in Deutschland gemessene Temperatur von 40,2 Grad, registriert im August 2003 in Freiburg, wurde aber nicht übertroffen.

Freibäder platzten aus allen Nähten

Die Hitze zog die Menschen millionenfach ins Freie. Freibäder, Badeseen, Küstenorte und die Inseln in Nord- und Ostsee waren überfüllt, ebenso Biergärten, Straßen- und Eiscafés. Zugleich wurden Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte in Alarmbereitschaft versetzt - nicht jeder vertrug die Sahara-Hitze.

In Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) setzte den rund 4300 Zuschauern der Nachmittagsvorstellung von "Winnetou II" die Hitze im Freilicht-Bühnenkessel am Kalkberg zu. Mehr als ein Dutzend mussten von Notärzten behandelt werden, knapp die Hälfte von ihnen sei ins Krankenhaus gekommen, berichtete ein Notarzt. Zur Abkühlung setzte die Feuerwehr Wassernebel ein. Das sei begeistert aufgenommen worden.

Streikende Klimaanlagen

Auch Profisportler und Fans kamen gehörig ins Schwitzen. Die Piloten des Deutschen Tourenwagen Masters kämpften am Sonntag mit gekühlter Unterwäsche gegen die Hitze im Rennwagen. Bei Mercedes-Benz tauchten einige Fahrer ihre feuerfeste Unterwäsche vor Beginn des Rennens in kaltes Wasser. Unter der Hitzeglocke schwitzten auch viele Fußballfans auf ihrem Weg zu den DFB-Pokal-Spielen.

Streikende Klimaanlagen führten am Sonntag bei der Bahn bundesweit zu mehreren Zugausfällen. Bis zum Nachmittag meldete das Unternehmen insgesamt acht gestrichene Verbindungen. Dennoch sei es nicht zu gravierenden Störungen oder Verzögerungen gekommen, sagte Bahnsprecher Jürgen Kornmann. "Wir sind relativ gut durch diesen heißen Sonntag gekommen." In einigen Zügen versagte die Klimaanlage in einzelnen Wagen. Beim Ausfall eines gesamten Zuges seien die Passagiere auf andere Verbindungen ausgewichen, hieß es.

Frankreich leidet unter der Hitze

Die Hitzewelle aus Afrika hat auch Frankreich voll im Griff und die Temperaturen örtlich bereits auf über 40 Grad hochgetrieben. In Montgivray im Department Indre wurden nach Angaben des Wetterdienstes am Samstag 42,3 Grad gemessen - das ist der höchste Wert in der Nordhälfte des Landes seit Beginn der Aufzeichnungen.

Waldbrandgefahr in Deutschland

Der Hitzeschub führte bereits zu Waldbrandgefahr in Deutschland. So flogen in Hessen und Bayern Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz zusätzliche Einsätze, um Brandherde rechtzeitig zu erkennen. Auch in Brandenburg und Niedersachsen herrschte mittlere bis hohe Waldbrandgefahr.

In den Waldbrandregionen Südeuropas konnten die Einsatzkräfte am Wochenende einige gefährliche Feuer unter Kontrolle bringen. Im Garajonay-Nationalpark auf der spanischen Kanaren-Insel La Gomera versuchten die Löschmannschaften mit Hilfe von Schneisen zu verhindern, dass sich der verheerende Brand weiter ausbreitet. Nach Angaben der Behörden loderten kaum noch offene Flammen, allerdings gab es noch Glut am Boden. Auf der griechischen Insel Chios hatte die Feuerwehr am Sonntag die meisten Feuerfronten teils unter Kontrolle.

dapd, dpa, N24