p300
Wie Daten angezapft werden können - mit einem herkömmlich käuflichen Gerät.
Die Steuerung von Computern direkt über Gedanken und Hirnströme ist eine der Science Fiction-Utopien, die langsam aber sicher Gestalt annehmen. Aktuelle Untersuchungsergebnisse von Wissenschaftlern deuten aber darauf hin, dass diese Methode ernstzunehmende Probleme mit sich bringen kann.

Unternehmen wie Neurosky und Emotiv bieten bereits Sensor-Systeme an, mit denen Spiele gesteuert und Aufmerksamkeits-Trainings vollzogen werden können. Ein internationales Forscher-Team aus Wissenschaftlern der University of California at Berkeley, der Oxford University und der Universität Genf haben in Tests herausgefunden, dass die Geräte im Zweifelsfall allerdings weit mehr erkennen können, als nur die gewünschten Steuerungsimpulse.

Bei Versuchen mit 28 Testpersonen gelang es den Forschern, einiges an privaten Daten über die Messung der Gehirnströme herauszufinden. Dazu gehörten beispielsweise die Standorte ihrer Wohnungen, welche Personen auf gezeigten Bildern die Teilnehmer kannten bis hin zu PINs für die Kreditkarten.

Bei ihren Versuchen zeigten die Wissenschaftler den Probanden erst Bilder mit Aufnahmen ihnen bekannter Dinge und verschiedener Zahlen. Die Sensoren, die wie ein EEG arbeiten, zeichnen dabei auch die so genannte P300-Reaktion auf. Dabei handelt es sich um einen kurzen Peak, der etwa 300 Millisekunden nach der Erkennung eines Objektes auftritt. Anhand dessen konnte nun ermittelt werden, wie die Gehirne der Testpersonen jeweils auf bestimmte Reize reagieren.

So kann beispielsweise ein charakteristisches Peak festgestellt werden, wenn dem Probanden ein bestimmtes Gesicht gezeigt wird. Fotos mit gänzlich unbekannten riefen bei ihnen jeweils eine völlig andere P300-Reaktion hervor als ein Bild des US-Präsidenten Barack Obama, den alle Teilnehmer kannten. Bei der Präsentation von Landkarten konnte auf die gleiche Art mit einer Genauigkeit von immerhin 60 Prozent der Wohnort identifiziert werden. Bei PINs wurde die erste Ziffer mit einer 30-prozentigen Wahrscheinlichkeit erkannt.

Die derzeitigen Ergebnisse sind nach Angaben der Forscher noch weit davon entfernt, etwa Kriminellen Informationen zu liefern, die gut weiterzuverwenden sind. Allerdings müsse man davon ausgehen, dass mit der weiteren Entwicklung die Sensoren einerseits immer bessere Daten liefern und auch die Methoden ihrer statistischen Auswertung zu immer besseren Ergebnissen führen. Ihrer Ansicht nach ist es daher wichtig, sich schon jetzt Gedanken darüber zu machen, wie bei der Herstellung entsprechender Systeme auch Sicherungseinrichtungen zum Schutz persönlicher Daten implementiert werden.