Der Minister wollte sie nicht vorlassen, so bahnten sie sich selbst ihren Weg. Der Hausherr schimpfte über die "Schufte", die Demonstranten sehen sich im Recht.
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© Alexandros Vlachos/EPA/dpaDie Senioren vor dem Gesundheitsministerium in Athen
Griechenlands Gesundheitsminister Anderas Lykourentzos hat ungebetenen Besuch bekommen. Aus Protest gegen Probleme bei der medizinischen Versorgung haben mehrere Dutzend aufgebrachte Rentner das Ministeriumsgebäude gestürmt.

Sie drangen bis ins Büro des Ministers vor, Augenzeugen sprachen von einem Tumult.

Verletzt wurde jedoch niemand. Der Minister verurteilte die Aktion scharf und bezeichnete die Eindringlinge als "Schufte".

Die Eindringlinge rechtfertigten ihr Vorgehen mit dem Verhalten des Ressortchefs. "Wir haben das Büro kurz besetzt, weil er (der Minister) uns nicht sehen wollte", sagte ein Demonstrant im Fernsehen.

Behandlung nur gegen Bezahlung

Der Hintergrund: Hunderttausende Versicherte der größten Krankenkasse EOPYY müssen seit Montag ihre Medikamente in den Apotheken zunächst selbst bezahlen. Erst später können sie den Betrag bei der Kasse zurückfordern. Auch viele Ärzte behandeln diese Kassenpatienten seit Montag nur noch gegen Barzahlung.

Die Probleme der Gesundheitsfinanzierung des Landes sind jedoch weit größer. Der Staat schuldet den Apothekern und Ärzten nach Angaben ihrer Verbände hohe Summen. Viele griechische Krankenkassen stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Denn wegen der Rezession sind Ihre Einnahmen um rund 40 Prozent eingebrochen.

Das überschuldete Land kann laut einem Beschluss der Euro-Staaten bis zu 130 Milliarden Euro Kredithilfe erhalten. Im Gegenzug muss die Regierung massiv sparen und die Steuereinnahmen steigern.

Rückkehr der Kontrolleure

Ziel des EU-Rettungsplans ist es, das Staatsdefizit bis zum Jahr 2014 wieder unter den Grenzwert von drei Prozent der Wirtschaftskraft zu drücken. Angestrebt ist für 2014 ein Defizit von 2,1 Prozent nach 7,3 Prozent in diesem und 4,6 Prozent im kommenden Jahr.

Eine Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds überwacht die Sparanstrengungen. Ende dieser Woche werden die Kontrolleure nach einer längeren Pause wieder nach Athen zurückkehren.

Damit sie die Vorgaben der EU erreichen kann, arbeitet die Regierung in Athen derzeit an einem neuen Sparpaket von ursprünglich 11,5 Milliarden Euro. Aufgrund der verschlechterten Wirtschaftslage könnten aber sogar Kürzungen von rund 13,5 Milliarden Euro nötig sein.

Seit Beginn der Schuldenkrise 2009 hatte das Land sein Defizit von 15,8 Prozent auf 9,3 Prozent im vergangenen Jahr reduziert.

ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, AFP