Dresden - Immer mehr Senioren werden straffällig. Seit Jahren registrieren die Behörden in Sachsen und Thüringen mehr Diebstähle, Körperverletzungen und Verkehrsdelikte durch Täter im Alter von mehr als 60 Jahren. Schuld sind Demografie, niedrige Renten, aber auch Vergesslichkeit, wie Experten meinen.

Die Demografie erreicht nun auch die Kriminalstatistik: Immer mehr Rentner in Sachsen und Thüringen geraten ins Visier der Polizei. Obwohl die Zahl der Tatverdächtigen in Thüringen seit Jahren insgesamt sinkt, ist der Anteil der Senioren gegen den Trend gestiegen. Von 58 000 Tatverdächtigen waren laut Polizei 4470 mehr als 60 Jahre alt - vier Jahre zuvor waren es fast 500 weniger. Besonders stark fiel der Anstieg bei Betrug und Vermögensdelikten aus. Hier meldet die Polizei seit 2007 eine Zunahme um 40 Prozent auf 730 Tatverdächtige. Die Zahl der Körperverletzungen durch Senioren stieg auf 609 (+ 20 Prozent). Das häufigste Verbrechen unter Rentnern ist Ladendiebstahl: 2011 ermittelte die Thüringer Polizei insgesamt 1281 Tatverdächtige über 60 Jahre. Der Trend geht hier aber deutlich nach unten, fünf Jahre zuvor waren es noch fast 600 mehr .

An Sachsens Gerichten werden seit einigen Jahren deutlich mehr Über-60-Jährige abgeurteilt. Hatten es die Richter und Staatsanwälte 2001 noch mit rund 1700 straffälligen Senioren zu tun, waren es 2011 schon fast 2200, die sich in der Altersgruppe über 60 Jahre vor sächsischen Strafgerichten verantworten mussten. Das geht aus der aktuellen Strafvollzugsstatistik hervor. Gerade in zwei Deliktgruppen fallen die Senioren auf: Einerseits wurden fast 1000 ältere Menschen für Straftaten im Straßenverkehr verurteilt, andererseits knapp 600 Personen für Vermögens- und Eigentumsdelikte. Sachsens Justizminister Jürgen Martens (FDP) erklärt den Anstieg mit dem demografischen Wandel. Rein statistisch lässt sich sagen: Je mehr Senioren, desto mehr kriminelle Senioren. Aber auch das niedrige Rentenniveau und die hohen Lebenshaltungskosten machen Experten für die steigenden Diebstähle verantwortlich.

Ein spektakulärer Fall war im April der eines 69-Jährigen, der Chemnitzer Drogenfahndern mit Rauschgift im Wert von 30 000 Euro ins Netz gegangen war. Es handelte sich um einen Nordrhein-Westfalen, der trotz zahlreicher Verurteilungen wieder straffällig geworden war. Mit den Drogenverkäufen hätte sich der Mann ein beachtlich es zusätzliches Einkommen gesichert.