In Hamburg fehlen einer
Studie des Pestel-Instituts zufolge rund 110.000 Sozialwohnungen. Nur jeder zweite finanzschwache Haushalt habe in der Hansestadt die Möglichkeit, eine Sozialmietwohnung zu bekommen, heißt es in einer Mitteilung des Instituts vom Montag. Für Hamburg errechnete es einen aktuellen Bedarf von rund 218.000 Sozialwohnungen. Derzeit seien allerdings nur 108.000 auf dem Wohnungsmarkt registriert.
Warnung vor Ende der MietpreisbindungNach den Worten von Instituts-Leiter Matthias Günther klafft bei den Sozialwohnungen eine "enorme Lücke". Pro Jahr würden nahezu 5.200 dieser Wohnungen vom Markt verschwinden. Günther warnt vor einem weiteren Schwund vor allem dann,
wenn Sozialwohnungen aus der Bindung fallen und an Finanzinvestoren verkauft werden.
Behörde: Kein Ansturm auf geförderte WohnungenNach Angaben der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) ist die Lage jedoch nicht so dramatisch, wie die Zahlen des Instituts vermuten ließen. Wie NDR 90,3 berichtete, gibt es bei den Behörden keinen entsprechenden Ansturm auf geförderte Wohnungen. Die Zahl von 110.000 fehlenden Sozialwohnungen sei lediglich eine Rechengröße des Instituts, dass selber festgelegt habe, wem theoretisch eine Sozialwohnung zustehe. Die Einkommensgrenze liegt demnach bei unter 12.000 Euro im Jahr. Sie stammt aus dem Wohnraum-Förderunggesetz und ist elf Jahre alt. Günther sagte NDR 90,3: "Hätten wir einen Inflationsaufschlag addiert, gäbe es noch viel mehr Hamburger, denen eine Sozialwohnung zustünde. Aber wir wollten uns nicht utopische Zahlen vorwerfen lassen."
BSU-Sprecherin Kerstin Graupner bezeichnete die Berechnungen des Instituts dennoch als "Milchmädchenrechnung". Es könne kein Rückschluss auf die Versorgungssituation gezogen werden, wenn die Zahl der Wohngeldempfänger und Schätzungen der Haushalte mit niedrigem Einkommen der Zahl der Sozialwohnungen gegenübergestellt würden. "In Hamburg müssen insbesondere die Bestände der städtischen Gesellschaften Saga GWG mit insgesamt 130.000 Wohnungen, davon 90.000 frei finanziert mit einer Durchschnittsmiete von rund sechs Euro je Quadratmeter, berücksichtigt werden", sagte Graupner weiter. Zudem ergebe es wenig Sinn, die Situation in Stadtstaaten mit der in Flächenländern zu vergleichen. Dazu seien die Marktverhältnisse zu verschieden.
Studie: Bundesweit fehlen vier Millionen SozialwohnungenBundesweit habe die Entwicklung insbesondere in Großstädten, Ballungsräumen und Universitätsstädten längst zu einem Engpass beim sozialen Wohnungsbau geführt, heißt es in der Studie. In ganz Deutschland fehlen nach Angaben Günthers rund vier Millionen Sozialwohnungen.
Auftraggeber der Studie ist die Wohnungsbau-Initiative, hinter der unter anderem der Mieterbund und die Gewerkschaft der Bauwirtschaft stehen, ebenso wie Verbände der Architekten und Bauingenieure sowie des Baustoffhandels. Die Initiative hat in ganz Deutschland einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum ausgemacht und fordert deshalb einen "Masterplan für sozialen Wohnungsbau" von Bund und Ländern.
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