Die Düsseldorfer Rheinbahn will von dem Schienenkartell um die Stahlkonzerne ThyssenKrupp und Voestalpine drei Millionen Euro Schadenersatz verlangen. Das kündigte Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher am Dienstag an.

Düsseldorf. Nach Medienberichten, denen zufolge auch kommunale Verkehrsträger wie die Rheinbahn Opfer des Kartells geworden sein sollen, habe man am Dienstag die Bücher geprüft. "Wir haben bei dem mutmaßlichen Kartell im Zeitraum 1998 bis 2011 Waren im Gesamtwert von zehn Millionen Euro eingekauft. Im Rückblick zeigt sich, dass uns die Produkte rund 30 Prozent zu teuer verkauft worden sind", so der Sprecher. Dies sei an dem Preisverfall für Schienenprodukte erkennbar gewesen, nachdem das Kartell aufgeflogen ist.

Das Bundeskartellamt hatte im Juli ein Kartell um die Stahlkonzerne ThyssenKrupp und Voestalpine zu einem Bußgeld von 124,5 Millionen Euro verurteilt, weil die Konzerne die Preise für Bahnschienen mit Hilfe verbotener Absprachen künstlich verteuert haben. Im ersten Teil des Verfahrens ging es fast nur um die Geschäfte des Kartells mit der Deutschen Bahn als Hauptkunden.

Wie damals bereits angekündigt, wurden jetzt auch die Geschäfte des Kartells mit Betreibern des Öffentlichen Personennahverkehrs überprüft. Ein ThyssenKrupp-Sprecher sagte, für diesen zweiten Teil des Verfahrens habe der Konzern bereits 30 Millionen Euro Rückstellungen gebildet. Ein Sprecher der federführenden Staatsanwaltschaft in Bochum sagte, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Berichte, wonach das Kartell neben der Rheinbahn noch weitere kommunale Kunden betrogen haben soll, bestätigte die Staatsanwaltschaft nicht.

Im Zusammenhang mit dem Schienenkartell soll ein Voestalpine-Manager nach einem Bericht des Handelsblatts auch Bordellbesuche abgerechnet haben. Voestalpine sagte am Dienstag, der Konzern habe sich von dem Manager getrennt. Der im Mai 2010 fristlos entlassene Geschäftsführer der Voestalpine Kloeckner Bahntechnik GmbH mit Sitz in Duisburg habe in der Zeit von 2005 bis 2009 falsch ausgewiesene Belege über rund 71.000 Euro für 35 Bordellbesuche eingereicht, bestätigte Voestalpine-Sprecher Peter Felsbach. Die entsprechenden Abrechnungen seien von einer unverfänglichen "Gastronomiebetriebs GmbH" ausgestellt und jahrelang nicht bemerkt worden.

Voestalpine musste in der ersten Verfahrensrunde wenig Bußgeld bezahlen, weil die Österreicher sich als Kronzeugen angedient hatten. Thyssenkrupp musste 103 Millionen Euro Bußgeld zahlen. Sowohl ThyssenKrupp als auch Voestalpine betonen, mit den Behörden zu kooperieren.

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