Das Mohammed-Video, das in Libyen, Ägypten und im Jemen Angriffe auf US-Vertretungen ausgelöst hat, empört die Schauspieler. Offenbar hat es massive Skript-Änderungen gegeben. Der Regisseur ist bereits untergetaucht.
innocence of muslims
© youtube/screenshotDas Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem Film „Innocence of Muslims“ (Unschuld der Muslime), der in den arabischen Ländern wegen Beleidigung des Prophenten Mohammed zu Anschlägen auf US-Botschaften führte.
„Großer Skandal im Islam“ steht auf Arabisch unter dem Mohammed-Video im Internetportal YouTube, das in Libyen, Ägypten und im Jemen Angriffe auf US-Vertretungen ausgelöst hat. Fast 1,3 Millionen Menschen haben bis Donnerstagnachmittag auf den Link geklickt.

Seit Juli ist der knapp 14-minütige Trailer online, der den Prophet Mohammed als Mörder, Kinderschänder und Frauenheld verunglimpft. Nach Informationen der BBC könnte der Film bereits Ende Juni in einem kleinen Kino in Los Angeles gezeigt worden sein. Aber erst seit dem 11. September explodieren die Klickzahlen, als das Video mit den Internetseiten der New York Times und der französischen Zeitung Le Monde in Verbindung gebracht wurde.

Angeblich ein historischer Wüsten-Abenteuerfilm

Der angebliche Regisseur und Produzent des Films, der unter dem Pseudonym Sam Bacile auftritt, habe sich versteckt. Das sagte Steve Klein, der an der Produktion des Films Innocence of Muslims (Unschuld der Muslime) beteiligt war. Bacile hatte sich einem Bericht der US-Senders „CNN“ zufolge in einem Interview mit dem Wall Street Journal als 52 Jahre alten israelisch-amerikanischen Immobilienentwickler aus Kalifornien bezeichnet. Das Geld für den Film, etwa fünf Millionen US-Dollar, habe Sam Bacile von etwa 100 jüdischen Sponsoren erhalten. Der Film wurde demnach rein privat finanziert.

Die jüngsten Recherchen amerikanischer Medien, darunter das Wall Street Journal, führten zu dem koptischen Christen Nakoula Basseley Nakoula in Kalifornien. Dieser gab an, der Manager der Produktionsfirma zu sein, die für den Film verantwortlich sei - bestritt aber, Sam Bacile zu sein. Die christliche Minderheit der Kopten fühlt sich in Ägypten von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit unterdrückt und diskriminiert.

Islamfeindlicher Film Schauspieler geschockt über Lügen

Ein weiterer Name spielt nach den Informationen des Wall Street Journal eine zentrale Rolle: Morris Sadek. Er sei dafür verantwortlich, dass das monatelang im Internet vergessene Video plötzlich bekannt wurde. Anfang September habe der in Washington lebende koptische Christ Journalisten weltweit einen Link zu dem YouTube-Video geschickt. In Ägypten übersetzten einige das Video auf Arabisch und veröffentlichten es. Unterstützt wurde der Film später ausgerechnet vom umstrittenen amerikanische Pastor Terry Jones, der 2010 mit einer Koranverbrennung weltweit für Proteste gesorgt hatte.

Während der Regisseur seinen Film als politischen und nicht als religiösen Film bezeichnete, fühlen sich die Schauspieler über den Tisch gezogen - berichtet „CNN“ weiter. Der Arbeitstitel des Films habe „Desert Warrior“ („Wüstenkämpfer“) geheißen und sei als „historischer arabischer Wüsten-Abenteuerfilm“ bezeichnet worden. Rund 100 Personen seien in den Film involviert. Dem US-Sender zufolge, behaupten sie, dass sie über die Intention des Films „grob getäuscht“ wurden.

Schauspieler sind geschockt über LügenIn einer Stellungnahme an den amerikanischen Nachrichtensender sprachen die Beteiligten am Film davon, dass sie „äußerst entrüstet sind und sich vom Produzenten ausgenutzt fühlen.“ Außerdem seien sie geschockt über die drastischen Veränderungen des Skripts und die Lügen, die ihnen erzählt worden seien. Über die gewaltsamen Folgen des Films seien sie tieftraurig.

Eine Darstellerin namens Cindy Lee Garcia sagte dem Internet-Klatschportal „Gawker“, in dem ursprünglichen Skript habe es gar keinen Charakter namens Mohammed gegeben. Andere Schauspieler hätten sich darüber beklagt, dass ihr Text verändert worden sei. Sam Bacile habe den Schauspielern gesagt, er hätte dieses Skript geschrieben, damit die Muslime aufhörten, Menschen umzubringen. „Ich hatte keine Ahnung, was er wirklich vorhatte“, sagte Garcia.

sa / dpa/AFP