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© ReutersMänner treten das Emblem der deutschen Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum mit Füßen
Tote, Verletzte und Botschaftsangehörige in Angst: Bei Protesten gegen das Mohammed-Schmähvideo kam es in zahlreichen Ländern zu Gewaltausbrüchen. Die deutsche Botschaft in Khartum brannte. Kanzlerin Merkel verurteilte die Angriffe scharf. Innenminister Friedrich kündigt Maßnahme gegen Provokateure in Deutschland an.

Die Bundeskanzlerin äußerte sich am Freitagabend höchst besorgt über die Ausschreitungen in der islamischen Welt. „Ich verurteile die Angriffe auf die deutsche Botschaft in Khartum sowie auf mehrere amerikanische Botschaften in aller Schärfe“, sagte Angela Merkel (CDU) in Berlin. „Gewalt darf nie Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. Religiöser Fanatismus darf nicht die Oberhand gewinnen.“

Deutschland trete für einen respektvollen Umgang mit allen Glaubensrichtungen und für einen Dialog der Religionen ein. Sie rufe alle Beteiligten zu Ruhe und Besonnenheit auf, betonte Merkel. „Die arabischen Regierungen müssen alles tun, um die Sicherheit der diplomatischen Vertretungen zu gewährleisten.“

Aus Wut über den Mohammed-Schmähfilm hatten aufgebrachte Demonstranten die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum in Brand gesetzt. Zahlreiche Randalierer drangen in das Botschaftsgebäude ein, zerschlugen Fenster, Mobiliar sowie Kameras und legten Feuer. Sie rissen das Botschaftswappen herunter und trampelten darauf herum. Die Angreifer hissten ein islamisches schwarzes Banner mit der weißen Aufschrift „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet“. Die Polizei griff nicht ein, als die wütende Menge in die Botschaft einbrach. Botschaftsmitarbeiter wurden dabei nicht verletzt. Sie waren in Sicherheit gebracht worden.

Der Angriff war im Rahmen von Protesten gegen einen islamfeindlichen US-Film erfolgt. Mitarbeiter der deutschen Botschaft wurden dabei nicht verletzt. Attackiert wurden in Khartum auch weitere diplomatische Vertretungen.

Angst vor weiteren Angriffen

Scharfe Kritik an dem Angriff auf die deutsche Botschaft übte auch der Vorsitzende des Islamrats in Deutschland, Ali Kizilkaya. „Dafür gibt es keinerlei religiöse Begründung“, sagte er der Zeitung Die Welt vom Samstag. Wer Kritik wegen eines Films üben wolle, der solle friedlich demonstrieren.


Der Vorsitzende des Auswärtigen Bundestags-Ausschusses, Rupprecht Polenz, fordert eine Bestrafung der Angreifer. „Die sudanesische Regierung muss aufklären, wer zu den Übergriffen aufgestachelt hat, und die Verantwortlichen vor ein Gericht stellen“, sagte der CDU-Politiker der Neuen Osnabrücker Zeitung. Es müsse der Frage nachgegangen werden, warum ausgerechnet die Botschaft im Sudan Ziel der Attacken gewesen sei. Auch andere deutsche Botschaften sieht Polenz laut dem Bericht in Gefahr. „Ich fürchte, wir müssen damit rechnen, dass sich generell die Sicherheitslage stetig ändern kann.“

Keine erhöhte Bedrohung im Inland

Eine erhöhte Gefahr von Anschlägen in Deutschland sieht Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) dagegen nicht. Momentan gebe es „keine konkreten Hinweise auf eine gesteigerte Anschlagsgefahr“, sagte Friedrich der Leipziger Volkszeitung. Allerdings herrsche „erhöhte Wachsamkeit und gesteigerte Aufmerksamkeit bei Behörden und Bürgern“.

Friedrich kündigte auch entschlossene Maßnahmen gegen Unterstützer des umstrittenen Films an: „Gruppen und Organisationen, die die Islamisten auch in Deutschland provozieren wollen, indem sie beispielsweise diesen unsäglichen Mohammed-Film verbreiten wollen, müssen wissen, dass sie grob fahrlässig Öl ins Feuer gießen. Deswegen muss man dem auch Einhalt gebieten“, sagte der Minister. Derzeit macht unter anderem die rechtsextreme Partei Pro Deutschland Propaganda für den islamfeindlichen Film.