Islamisten haben in Afghanistan einen US-Stützpunkt angegriffen und Soldaten getötet. Taliban bekannten sich zu dem Angriff - als Vergeltung für ein Mohammed-Schmähvideo.

Taliban haben in Afghanistan zwei US-Marinesoldaten in einem Militärstützpunkt getötet und mehrere verletzt. US-Angaben zufolge beschossen die Taliban-Kämpfer den amerikanischen Teil des Lagers Camp Bastion mit Minenwerfern, Panzerfäusten und Handfeuerwaffen. Die Angreifer hätten Gebäude, einen Hangar und mehrere Flugzeuge beschädigt. Ein Sprecher des Gouverneurs von Helmand - die umkämpfte afghanische Region, in der das Lager liegt - erzählte von weiteren 17 Leichen. Es handele sich dabei um in den Gefechten mit Soldaten getötete Aufständische.

Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Ein Sprecher sagte, dies sei ein Vergeltungsakt wegen des in den USA gedrehten Mohammed-Schmähfilms: "Das Ziel dieses Angriffs war Rache an den Amerikanern wegen des Films, der sich gegen den Propheten richtet." Die Mudschahedin hätten "Dutzende Amerikaner und andere ausländische Invasoren getötet und mehrere Fahrzeuge und Hubschrauber beschädigt".

Der Film, auf den der Sprecher anspielt, hatte in zahlreichen arabischen Ländern heftigen Protest ausgelöst. Der mutmaßliche Regisseur des Videoclips wurde inzwischen von der US-Polizei vernommen. Nach Angaben örtlicher Medien holten Ermittler ihn aus seinem Haus im kalifornischen Verritos ab. Es habe sich dabei um keine Festnahme gehandelt, er habe sich freiwillig bereit erklärt, auszusagen.

Mordaufruf von Al-Kaida

Der Film hatte unter anderem dazu geführt, dass in der sudanesischen Hauptstadt Khartum eine wütende Menge die deutsche Botschaft stürmte, Fenster zerschlug sowie Mobiliar und Feuer legte. Auch in Afghanistan hatte es deshalb zuvor schon Ausschreitungen gegeben.

Das Terrornetzwerk Al-Kaida rief zudem dazu auf, die Angriffe auf Botschaften in aller Welt fortzusetzen - nach libyschem Vorbild sollten amerikanische Botschafter oder Diplomaten getötet werden. Ziel sei es, die US-Vertretungen aus den islamischen Ländern zu vertreiben, hieß es auf der Website der Islamisten aus einer Unterorganisation der Al Kaida im Jemen.

Während der Feuergefechte um das Camp Bastion war auch der britische Prinz Harry in dem Lager stationiert, er blieb aber unverletzt. "Prinz Harry befand sich niemals in Gefahr", sagte ein Sprecher der Nato-Schutztruppe Isaf. Zum Zeitpunkt des Angriffs sei er mit anderen Mitgliedern seiner Einheit mit Kampfhubschraubern des Typs Apache rund zwei Kilometer entfernt gewesen. Man prüfe, ob die Anwesenheit des Enkels von Königin Elizabeth auf dem Stützpunkt ein Motiv für den Angriff gewesen ist. Die Taliban hatten jüngst gedroht, den Prinzen zu entführen oder zu ermorden.

Harry, der am heutigen Samstag seinen 28. Geburtstag feiert, war bereits 2008 am Hindukusch stationiert gewesen. Der geheime Einsatz war jedoch nach kurzer Zeit abgebrochen worden, nachdem Medien darüber berichteten. Diesmal soll die Nummer drei der britischen Thronfolge vier Monate in Afghanistan bleiben.

ZEIT ONLINE, dpa, AFP, Reuters