Die Raumsonde "Dawn" hat die Oberfläche des Asteroiden Vesta analysiert. Vesta galt bisher als staubtrockener Himmelskörper. Doch überraschenderweise gibt es dort Wasser.
Asteroid Vesta
© ReutersDiese ungewöhnlich geformte Region in den Kratern Marcia (l.) und Cornelia (r.) auf dem Asteroiden Vesta, hat die Nasa- Forschungssonde "Dawn" zur Erde gefunkt.
Im Asteroidengürtel zwischen den Bahnen der Planeten Mars und Jupiter umrundet der Himmelskörper Vesta unsere Sonne. Mit einem Durchmesser von 530 Kilometern ist Vesta das drittgrößte Objekt in diesem Asteroidenschwarm. Gemessen an seiner Masse nimmt Vesta gar den zweiten Platz unter den Asteroiden ein. Nur der Zwergplanet Ceres ist schwerer als Vesta.

Die amerikanische Forschungssonde Dawn ("Zwerg") hat den cirka zwei Millionen Jahre nach der Geburt des Sonnensystems entstandenen Vesta ein gutes Jahr lang erforscht. Im Juli 2011 schwenkte Dawn in eine niedrige Umlaufbahn um den ungewöhnlichen Himmelskörper ein und begann mit dem Fotografieren und Analysieren seiner Oberfläche. Dawn schickte eine Reihe spektakulärer Bilder zur Erde.

Detektor findet Wasserstoff

Mithilfe eines Detektors für Gamma- und Neutronenstrahlung erforscht Dawn auch die chemische Zusammensetzung der Oberfläche. Dieses Messungen lieferten überraschende Resultate. Vesta birgt offenbar größere Mengen an Wasserstoff. Das berichten Forscher um Thomas Prettyman vom Planetary Science Institute in Tucson in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature.

Nach Ansicht der Forscher kann dieser eigentlich nur in Form von Wasser in der Oberfläche von Vesta gebunden sein. Reiner Wasserstoff wäre zu flüchtig, als dass er sich längere Zeit auf dem Himmelskörper halten könnte. Die Messdaten sind schon eine kleine Sensation, denn bislang waren die Planetenforscher davon ausgegangen, dass Vesta ein staubtrockener, vollkommen wasserloser Himmelskörper ist.

Warum gibt es Wasser auf Vesta?

Die Anwesenheit von Wasser auf Vesta ist erstaunlich. Denn eigentlich ist dieser Himmelskörper der Sonne auf seiner Umlaufbahn so nahe, dass seinerzeit die Strahlung der noch jungen Sonne vorhandenes Wasser vollständig ins All verdampft haben musste. Wieso kann es trotzdem Wasser auf Vesta geben? Die Forscher haben dafür eine naheliegende Erklärung: Das Wasser muss später an Bord von anderen Asteroiden zu Vesta gelangt sein.

"Die Beobachtungen sind in guter Übereinstimmung im einer langsamen Ansammlung des Wasserstoffs durch den Einfall kohliger Chondriten", sagt Prettyman. Kohlige Chondriten sind Asteroiden, die sich durch einen hohen Anteil von Wasser auszeichnen. Sie spielen offenbar eine wichtige Rolle aus kosmische "Wassertransporter".

Im Krater gibt es nur wenig Wasser

Die Verteilung des Wassers auf Vesta, auch das zeigten die Messungen, ist keinesfalls gleichmäßig. In der Nähe des Äquators fand der Detektor die höchtsten Wasserstoffkonzentrationen. In dieser Region erscheint die Oberfläche des Himmelskörpers dunkel, das heißt, hier ist das Rückstrahlvermögen der Oberfläche besonders gering.

Die geringsten Konzentrationen an Wasserstoff beziehungsweise Wasser fanden die Forscher im Kraterbecken Rheasilvia im Süden von Vesta. Hier schlug vor rund einer Milliarde Jahre eigroßer Meteorit ein, der durch die dabei erzeugte Hitze einen großen Teils des vorhandenen Wassers verdampfte. Dies passt also zur Theorie von Prettyman und Kollegen. Diese Region hatte seitdem weniger Zeit als geologisch ältere Gebiete, Wasser von kohligen Chondriten aus dem All anzureichern.

"Dawn" fliegt jetzt zu Ceres

Insgesamt bietet Vesta damit spannende Einblicke in die Entwicklungsgeschichte unsere Sonnensystems. Vesta ist offenbar ein sehr untypischer Asteroid, den man besser als Protoplaneten einstufen sollte. Er ist offenbar nicht das Bruchstück von größeren Himmelskörpern, die bei einem Crash zerstört wurden, sondern ein Original aus der Urzeit des Sonnensystems. Wäre er noch etwas größer ausgefallen und hätte er mehr Wasser einsammeln können - vielleicht hätten sich dann auf Vesta Bedingungen für einfache Lebensformen ausbilden können.

Weitere Mosaiksteine zum Verständnis der Entwicklungsgeschichte des Sonnensystems wird "Dawn" auch noch in den kommenden Jahren liefern können. Am 5. September hat die Forschungssonde die Umlaufbahn von Vesta verlassen und sich auf den Weg zum Zwergplaneten Ceres gemacht. Dort wird Vesta im Februar 2015 ankommen. Fünf Monate lang wird Vesta dann diesen Himmelskörper umrunden und mit seinen Messgeräten erforschen. Wer weiß welche Überraschungen uns "Dawn" dann bieten wird.