Australische Wissenschaftler glauben, mit dem Kugelblitz eines der bizarrsten Naturphänomene erklären zu können, konzentrierten sich bei ihrer Studie jedoch nur auf Erscheinungen des Phänomens in geschlossenen Räumen und ließen ein Merkmal einer Vielzahl von Augenzeugenberichten zudem ganz außer acht.
Kugelblitz
© Public DomainArchiv: Illustration eines Kugelblitzes im Innern eines Raumes aus dem 19. Jahrhundert.
Clayton South (Australien) - Wie die Forscher um John Lowke von der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CISRO) und Kollegen der Australian National University (ANU) aktuell im Fachmagazin Journal of Geophysical Research Atmospheres berichten, gingen bisherige Theorien und Erklärungsversuche schon von einer Vielzahl an Ursachen von Kugelblitzen aus. Neben Mikrowellenstrahlung, oxidierenden Aerosolen, ja sogar Mini-Tornados, Dunkle Energie, Antimaterie und selbst Miniaturausgaben von Schwarzen Löchern wurden schon für die etwa handballgroßen energetischen Erscheinungen verantwortlich gemacht, die schon seit Jahrhunderten gesichtet und beschrieben werden. Eine der neueren Theorien vermutete, dass es sich um brennendes Silizium aus dem Boden handelt, wenn diese von normalen Blitzen entzündet wird.

Die australischen Forscher haben sich hingegen konkret jenen Beschreibungen von Kugelblitzen gewidmet, die in der Nähe von Fenstern und im Innern geschlossener Räume entstanden sein sollen: "Es gibt eine ganze Vielzahl an Berichten, in welchen Kugelblitze in der Nähe von Fenstern aber im Innern von Häusern oder auch Flugzeugcockpits entstanden", erläutert Lowke. "Wenn es sich aber um verbrennendes Silizium handelt, wie soll dieses dann dorthin gekommen sein?"

Nachdem Blitze den Boden berühren und den Himmel erhellen, hinterlassen Blitze eine Spur geladener Partikel, sog. Ionen. "In den meisten Fällen verbinden sich positive und negative Ionen wieder in einem Sekundenbruchteil", so Lowke. "Alle verbleibenden Ionen bewegen sich dann in Richtung Boden."

Laut der aktuellen Theorie der australischen Forscher, können sich einige dieser Ionen jedoch an der Außenseite nichtleitender Oberflächen, wie beispielsweise von Glasfenstern, ansammeln. "Diese Ionen häufen sich dann derart an, dass ein elektrisches Feld entsteht, das das Glas durchdringt."

Dieses Feld gebe freie Elektronen an der Fensterinnenseite von sich - genügend Energie, um damit Elektronen aus den umgebenden Luftmolekülen zu schlagen und zugleich Photonen zu entlassen, die dann gemeinsam eine glühende Kugel entstehen lassen.

"Unsere Studie ist der erste Artikel, der eine mathematische Erklärung für die Entstehung oder Auslösung von Kugelblitzen liefert", so Lowke.

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher ihre Theorie nutzen, um einen Kugelblitz unter Laborbedingungen zu erzeugen. Hierzu ist jedoch eine Apparatur notwendig, die in der Lage ist, 100 Millionen Volt zu erzeugen.

Gerade auch ein Augenzeugenbericht eines ehemaligen Piloten der US Air Force auch eine andere Möglichkeit nahe zu legen: Während sich das Flugzeug Mitte der 1960er Jahre auf dem Weg von Kalifornien nach Hawaii befand, bemerkte Lieutenant Don Smith plötzlich zwei hornartige Elmsfeuer, die auf der Abdeckung des Radars (Radom) erschienen und von einem Kugelblitz im Innern des Cockpits gefolgt wurde: "Es sah gerade so aus, als wären dem Flugzeug Stierhörner gewachsen", zitiert die ABC (abc.net.au) in ihrem Bericht den Wissenschaftler. "Diese Hörner glühten wie das Blau von Elektrizität und wurden von den Ionen des Flugzeugradars beim Maximalbetrieb während dichtem Nebel befeuert."

Den lauten Knall, den etwa ein Drittel aller Zeugen einhergehend mit dem explosionsartigen Verschwinden von Kugelblitzen beschreibt, haben die Wissenschaftler bislang allerdings noch nicht in ihr Erklärungsmodell integriert.

Dennoch vermutet Lowke auch hierfür eine Erklärung in Sicht: "Es könnte sein, dass das elektrische Feld dazu neigt, das Gas zu erhitzen während das ganze Gebilde aufsteigt und immer heißer und heißer wird. Der laute Knall könnte dann durch die Ausdehnung des Gases verursacht werden. (...) Doch das ist bislang noch reine Spekulation und wir freuen uns darauf, das zum Inhalt einer anderen Studie zu machen."

Quellen: abc.net.au