Ist Ihnen bekannt und bewusst, dass viele der Apps, die Sie auf Ihr Smartphone heruntergeladen haben, Ihre Gespräche über das Handy-Mikrofon aufzeichnen und über die integrierte Kamera Bilder von Ihnen und Ihrer Umgebung machen können, ohne dass Sie dazu Ihre Einwilligung gegeben haben?
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Nach neuen allgemeinen Geschäftsbedingungen, denen man als Nutzer zustimmen muss, um eine bestimmte App herunterladen und benutzen zu können, akzeptiert man, dass das Handy praktisch zu einem Überwachungsgerät gemacht wird, das Gespräche aufzeichnet und heimlich Fotos macht, ohne dass man jemals seine Einwilligung dazu erteilt hätte.

Bereits seit Jahren ist allgemein bekannt, dass die App-Entwickler und entsprechende Dienstleister Ortungstechnologien wie GPS einsetzen, um den jeweiligen Aufenthaltsort des Smartphone-Nutzers zu ermitteln.

Aber nachdem ich ein neues Modell des Samsung Galaxy Note II erworben und damit begonnen hatte, einige Apps des Betriebssystems Android herunterzuladen - darunter eine App, die mir Zugang zu sozialen Netzwerken ermöglicht, und einen einfachen Kalender - , war ich doch einigermaßen schockiert, als ich feststellen musste, dass vom Nutzer verlangt wird, praktisch sämtliche datenschutzrechtliche Bedenken und den Schutz der Privatsphäre über Bord zu werfen, wenn man die App herunterladen und installieren will.

Wie auf den Bildern zu erkennen ist, fordern die App-Vertreiber das uneingeschränkte Recht
  • »Audio-Aufnahmen aufzuzeichnen« - »Damit ist es der App [allgemein] erlaubt, Audioaufzeichnungen mithilfe des Mikrofons zu erstellen. Diese Erlaubnis gestattet der App, jederzeit ohne Bestätigung durch den Nutzer Audioaufnahmen zu erstellen.«
  • »Bilder und Videos aufzunehmen« - »Damit ist es der App [allgemein] erlaubt, Bilder und Videos mit der Kamera aufzunehmen. Diese Erlaubnis gestattet der App, die Kamera jederzeit ohne Bestätigung durch den Nutzer einzusetzen.«
Smartphone, Apps
Darüber hinaus verlangen die App-Vertreiber vom Nutzer, ihnen zu gestatten, den jeweiligen Aufenthaltsort zu ermitteln, kostenpflichtige SMS-Nachrichten über das Handy zu versenden, Einsicht in das Kontakt-Verzeichnis zu nehmen, den Status des Handynutzers und dessen Identität festzustellen, sich »uneingeschränkten Zugang zu Netzwerk-[Kommunikationen]« zu verschaffen, was nichts anderes bedeutet, als die Telefongespräche des Nutzers mitzuhören, Inhalte des USB-Datenträgers des Nutzers zu verändern und sogar zu löschen und den vierstelligen Bildschirm-Passwort-Schutz des Handys zu umgehen.

Die große Mehrheit der Nutzer stimmt diesen AGBs einfach zu, ohne sie überhaupt gelesen zu haben. Und das bedeutet, dass nun einige Millionen Smartphone-Nutzer weltweit App-Vertreibern und damit indirekt auch anderen Dienstleistern stillschweigend die Erlaubnis erteilt haben, ihre Gespräche aufzuzeichnen und Bilder ihres Privatlebens zu machen.

Dies alles wurde durchgesetzt, ohne dass in den Medien groß darüber berichtet wurde oder in der Öffentlichkeit eine umfassende Debatte über Datenschutz und den Schutz der Privatsphäre stattgefunden hätte.

Da die Apps einen wesentlichen Bestandteil des Markenbildes der Smartphones darstellen und oft zu den wichtigsten Gründen gehören, sich ein solches Gerät überhaupt zuzulegen, können die Nutzer sich nur zwischen den beiden Alternativen entscheiden, die Apps nicht zu benutzen und damit wichtige Möglichkeiten ihrer teuren Geräte brach liegen zu lassen oder aber ihre privaten Gespräche und ihr Privatleben dem Zugriff anderer zu öffnen - die Truman-Show lässt grüßen.