Celebrating gay marriage legality
© Shana Sureck / The New York Times
Ein Fünftel der nordrhein-westfälischen Bevölkerung neigt zu Vorurteilen gegenüber Lesben und Schwulen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie über "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" der Universität Bielefeld, die NRW-Emanzipationsministerin Barbara Steffens (Grüne) am Mittwoch in Düsseldorf vorstellte.

Düsseldorf. Sie bezeichnete die Ergebnisse als "erschreckend", wenngleich "homophobe Einstellungen" in den letzten zehn Jahren zurückgegangen seien. Unter dem Motto "anders und gleich - Nur Respekt Wirkt" startet die rot-grüne Landesregierung in den kommenden Monaten eine Kampagne, die gegenüber Schwulen und Lesben für "ein Klima der Offenheit" werben soll.

Laut Studie lehnen 26 Prozent aller Menschen in Nordrhein-Westfalen die gleichgeschlechtliche Ehe ab. 20 Prozent empfinden es als "ekelhaft", wenn sich Schwule oder Lesben in der Öffentlichkeit küssen. 14 Prozent halten Homosexualität für "unmoralisch".

Je religiöser, desto homophober

In dem Untersuchungszeitraum zwischen 2002 und 2011 habe "das Ausmaß der Homophobie kontinuierlich abgenommen", erklärte die für die Studie verantwortliche Bielefelder Sozialpsychologin Beate Küpper. Katholiken und Protestanten neigten stärker zu Vorurteilen gegenüber Lesben und Schwulen als Konfessionslose. Die Homophobie steige mit zunehmender Religiosität. "Ganz besonders hohe Werte" seien bei Angehörigen von Freikirchen zu beobachten. Auch unter muslimischen Befragten seien "ausgeprägte Werte" festgestellt worden.

Neben Altersunterschieden bestimmen laut Studie vor allem "grundlegende Werthaltungen" das Ausmaß der Homophobie. Diese sei "Teil eines Syndroms gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit", erklärte Küpper. "Wer Vorurteile gegenüber homosexuellen Menschen hat, tendiert mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, auch andere Gruppen wie Juden, Einwanderer, Muslime, Langzeitarbeitslose und Obdachlose abzuwerten."

Vorurteile gegenüber Lesben und Schwulen haben nach Einschätzung Steffens "oft erhebliche Auswirkungen" für das gesellschaftliche Zusammenleben. Sie kritisierte Mobbing am Arbeitsplatz und auf dem Schulhof, Ausgrenzungen in Jugendcliquen, Beleidigungen auf der Straße und gewalttätige Übergriffe. Alltag und Lebensqualität von Homosexuellen seien belastet. Ziel der Landesregierung sei ein tolerantes Nordrhein-Westfalen, "in dem Vielfalt ganz selbstverständlich gelebt werden" könne. Menschen müssten unabhängig von ihrer geschlechtlichen Orientierung "ohne Angst vor Ausgrenzung und Anfeindung leben können".

Nach Angaben des Emanzipationsministeriums beträgt der Anteil der Lesben und Schwulen in NRW zwischen fünf und sieben Prozent an der Gesamtbevölkerung. An Rhein und Ruhr existierten derzeit 16.400 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften sowie 12.000 Eingetragene Lebenspartnerschaften.

KNA