Japanischen Neurologen ist es mit Hilfe einer Analyse von Hirnscans schlafender Probanden gelungen, auf deren Trauminhalte zu schließen und diese sogar vorherzusagen.
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© Public DomainSymbolbild: Traum (Holzschnitt aus "The Dream Book", Philadelphia 1835).
Kyoto (Japan) - Wie das Team um Yukiyasu Kamitani von den ATR Computational Neuroscience Laboratories im japanischen Kyoto aktuell im Fachmagazin Nature berichtet, nutzen sie funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) sowie die Elektroenzephalografie (EEG), um die Hirnaktivität schlafender Probanden zu überwachen und aufzuzeichnen.

Nachdem die Probanden eingeschlafen waren, wurden sie immer dann geweckt und nach ihren Trauminhalten befragt, wenn die Forscher mittels der Instrumente auffallende einsetzende Hirnwellenmuster feststellten. Danach sollten die Probanden wieder versuchen zu schlafen. Diese Prozedur wurde in jeweils dreistündigen Einheiten absolviert und sieben- bis zehn Mal an unterschiedlichen Tagen wiederholt. Während jeder Einheit wurden die Probanden etwa zehn Mal pro Stunde geweckt.

Auf diese Weise kamen die Forscher zu rund 200 Traumberichten, die nach den am meisten auftauchenden Schlüsselinhalten (Auto, Mann, Frau, Computer usw.) in insgesamt 20 Kategorien geordnet wurden.

Anschließend wurden den Probanden entsprechende Motive anhand von Fotos gezeigt, auch dabei die Hirnaktivität aufgezeichnet und diese mit den entsprechenden Hirnscans jener Momente kurz bevor die Probanden geweckt wurden verglichen.

In ihren Untersuchungen konzentrierten sich die Forscher auf die Hirnareale V1, V2 und V3 des visuellen Cortex (Sehrinde), jenem Teil der Großhirnrinde also, der zum visuellen System zählt, das wiederum die visuelle Wahrnehmung und Verarbeitung visueller Eindrücke ermöglicht und steuert, sowie auf andere Hirnareale höherer Ordnung für visuelle Funktionen wie etwa das Erkennen von Dingen und Personen.

Schon 2008 konnten die Forscher um Kamitani anhand Hirnaktivitäten während der frühesten Phasen visueller Prozesse jene Bilder rekonstruieren, die Probanden im Experiment gezeigt wurden. In ihren neuen Experimenten gelang es ihnen nun auf ähnliche Weise, die Trauminhalte der Probanden vorherzusagen.

"Wir haben ein Modell entwickelt, mit dem wir vorhersagen können, welche Kategorie von Trauminhalten in den Träumen vorkommen wird", zitiert "nature.com" den Neurologen. "Durch die Analyse der Hirnaktivität während der neun Sekunden bevor die Probanden geweckt wurden, konnten wir mit 75-80prozentiger Sicherheit ablesen, ob die Testperson gerade träumte oder nicht."

Die Ergebnisse, die die Forscher auch auf dem Jahrestreffen der "Society for Neuroscience" in New Orleans vorstellten, legen nahe, dass das Träumen und visuelle Wahrnehmung in den höher geordneten visuellen Hirnarealen ähnlich repräsentiert werden. Aus dieser Beobachtung lasse sich weiterhin ableiten, dass der Vorgang des Träumens dieselben Hirnareale höherer Ordnung beansprucht, die auch für die Verarbeitung visueller Eindrücke verantwortlich sind. Zudem scheine es so, dass unsere Erinnerung von Träumen auf unserem Kurzzeitgedächtnis beruht, da die sich die in den Hirnaktivitäten verschlüsselten Träume am deutlichsten in den Sekundenbruchteilen kurz vor dem Aufwecken der Probanden abzeichneten.

In nächsten Schritten wollen Kamitani und Kollegen nun versuchen, vergleichbare Daten auch anhand der schnellen Augenbewegungen (Rapid Eye Movement = REM; auch paradoxer Schlaf oder desynchronisierter Schlaf), die mit dem Traumvorgang assoziiert werden, zu gewinnen.


Quelle: nature.com