Ein Osterfelder Jobcenter-Fallmanager schildert Erlebnisse mit Hartz-IV-Kunden.Regelmäßige Beleidigungen. Strafrechtliche Konsequenzen notwendig.
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Oberhausen. Wer nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes schon nach kurzer Zeit in Hartz-IV-Bezug hereinrutscht, dem fällt der Gang zum Jobcenter schwer. Vor kurzem stellte die WAZ einen Fall dar, bei dem eine Neu-Arbeitslose ihre Scham und den rauen Ton eines Jobcenter-Mitarbeiters schilderte.

Nun schreibt uns ein Osterfelder Jobcenter-Fallmanager seine Sicht. Hier Auszüge seines Briefes:

„Ihren Artikel empfinde ich als Mitarbeiter des Jobcenters als Unverschämtheit, da man als Leser den Eindruck gewinnt, als stünden alle Mitarbeiter des Jobcenters unter Generalverdacht und würden jeden Bezieher von Arbeitslosengeld II schlecht behandeln.

Zuweilen unglückliche Wortwahl

Auch wenn ich keineswegs für jeden Kollegen die Hand ins Feuer legen würde und einräume, dass die Ton- und Wortwahl zuweilen etwas unglücklich und falsch ist, so wäre es vielleicht an der Zeit, das Verhalten von Arbeitslosengeld-II-Beziehern kritisch darzustellen.

Regelmäßig werden die Mitarbeiter des Jobcenters beleidigt und/oder bedroht (mitunter auch körperlich angegriffen), und zwar in einem Ausmaß, das nicht mehr hinnehmbar ist und nach meinem Dafürhalten strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen sollte.

Spätestens an dem Punkt, da Fäkalausdrücke als Beleidigungen genutzt werden, ist die Grenze des guten Geschmacks sowie konstruktiver Kritik an der Arbeit der Mitarbeiter erheblich überschritten.

Ist die Lobby von Arbeitslosen so groß, dass über Schmähungen gegenüber Jobcenter-Mitarbeitern nicht berichtet werden kann?

"Dilemma Hartz IV"

Auch wenn das Maß an Sanktionen gegen Arbeitslose zugenommen hat, so behaupte ich, dass kein Mitarbeiter des Jobcenters willkürlich und schon gar nicht, weil es ihm „Freude“ bereitet, Sanktionen gegen Arbeitslose verhängt, sondern sich Gedanken macht, ob unter Berücksichtigung des ihm zustehenden Ermessens eine Sanktion angemessen und nötig war.

Beim geschilderten Fall aus dem Jobcenter für Selbstständige fehlen mir nähere Infos. Aus eigener Erfahrung kann ich aber versichern, dass es zu einer Zeit, da man noch eigenverantwortlich für Selbstständige war, in der Tat viele Projekte gab, die nicht tragfähig waren - zum einen wegen der Person selbst, zum anderen waren fragwürdige Geschäftsideen auszumachen.

Die Farce am ,Dilemma Hartz IV’ ist in der grundlegenden Regelung auszumachen: Trotz jahrelanger Arbeit bleibt keinem der Gang zum Jobcenter erspart, der seinen Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln sicherstellen kann. Das ist oft ein Schlag ins Gesicht der arbeitenden Bevölkerung, die vom einen auf den anderen Tag mit der Hartz-IV-Klientel gleichgestellt ist.“