Ein Fundstück aus dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt die Briten. An dem vor kurzem entdeckten Skelett einer Brieftaube befindet sich eine verschlüsselte Botschaft. Was steht auf dem kleinen Stück Papier?
Taube 2. weltkrieg
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Hamburg - Als David Martin den Kamin in seinem Haus im englischen Surrey renovierte, stieß er auf die Überreste eines Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg. Nein, es waren keine menschlichen Knochen, sondern die einer Taube. Doch der Vogel war eindeutig als Teil der alliierten Streitkräfte zu identifizieren: An einem seiner Beine - nun nur noch Knochen - befand sich eine von einer roten Kapsel geschützte Nachricht.

Im Gegensatz zu vielen anderen per Brieftauben verschickten Nachrichten ist diese codiert. Es liegt also nahe, dass es eine besonders wichtige oder brisante Botschaft war, die der Flieger transportierte. Der Ring des Vogels verrät, dass die Taube 1940 geboren wurde. Historiker vermuten, dass die Taube am 6. Juni 1944, dem D-Day, von Frankreich aus auf die Heimreise geschickt wurde - sicher ist das bisher aber nicht.

Vielleicht war sie in schlechtem Wetter vom Weg abgekommen, vielleicht auch einfach von ihrem langen Flug über den Ärmelkanal erschöpft. Jedenfalls wollte sie sich wohl auf dem offenen Schornstein ausruhen - wo sie dann starb.

Es ist möglich, dass der geflügelte Bote Bletchley Park ansteuerte, wo im Geheimen die Nachrichtencodes der Nazis entschlüsselt wurden. Außerdem stand dort ein Taubenschlag des Geheimdienstes MI6. Bletchley Park liegt rund 130 Kilometer nördlich von David Martins Haus.

250.000 Brieftauben ausgebildet

Heute befindet sich dort ein Museum, zu dem auch eine Ausstellung über Tauben im Kriegseinsatz gehört. "Wir haben mehr als 30 Nachrichten, die von Brieftauben im Zweiten Weltkrieg transportiert wurden. Aber keine davon ist verschlüsselt", sagt Colin Hill, der sich um die Ausstellung kümmert.

Nun arbeiten Experten daran, den Code der Taubenbotschaft zu knacken. In den wenigen Monaten, die sie bisher dafür hatten, ist es allerdings noch nicht geglückt. Als Ziel der Botschaft ist "X02" angegeben, der Absender hat mit Serjeant W Stot unterschrieben.

Die Briten setzten im Zweiten Weltkrieg regelmäßig Brieftauben ein, um Botschaften über den Ärmelkanal Richtung Heimat zu schicken. Rund 250.000 Tauben habe die Royal Air Force zu diesem Zweck trainiert, berichtet die Royal Pigeon Racing Association (RPRA). Die Vögel wurden des Öfteren von Militärflugzeugen aus mit Mini-Fallschirmen über von den Nazis besetzten Gebieten abgesetzt, so die RPRA. Bodentruppen konnten die Tauben einfangen, mit Botschaften bestücken und Richtung England fliegen lassen.

Wie die RPRA berichtet, haben Taubenfreunde vorgeschlagen, dem Vogel die Dickin-Medaille zu verleihen, eine Auszeichnung für tierische Kriegshelden. Die Hälfte der 64 bisher geehrten Tiere sind tatsächlich Brieftauben. Ebenfalls oft ausgezeichnet wurden Hunde - nämlich 28, drei Medaillen gingen an Pferde, eine an eine Katze.

wbr