Seit September 2008 jagen Ermittler einem Phantom auf Deutschlands Autobahnen hinterher. Über 700 Mal sind seitdem Fahrzeuge durch Schüsse getroffen worden. Ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt, sei völlig unklar, heißt es vom Bundeskriminalamt (BKA). Es koordiniert inzwischen die Untersuchungen.

Genauso wenig wissen andere Behörden über das Motiv. Im November 2009 wurde eine Autofahrerin auf der Autobahn 3 bei Würzburg in den Hals getroffen und dadurch schwer verletzt - bisher offenbar der einzige Schuss, der einen Menschen traf.

Nicht auf Menschen gezielt

Insgesamt 544 Mal wurden Autotransporter getroffen, 175 Mal andere Fahrzeuge und in einem Fall wohl zufällig ein Wohnhaus. Die Täter zielten offenbar nicht auf Menschen, nehmen aber Verletzungen in Kauf, urteilte das BKA. Mehrfach schon schlugen Projektile in Seitenscheiben von Fahrzeugen ein.

Zielobjekte sind nach den Erkenntnissen der Ermittler meist Ladungen von Autotransportern auf Autobahnen im Süden und Westen der Republik. Die Täter schlugen in der Vergangenheit besonders häufig auf den Autobahnen 3 bis 6, auf der A 61 und der A 8 zu. Damit sind Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz betroffen. Aber auch in Belgien, Frankreich und Österreich wurden Lkw mit Einschüssen registriert.

Neu: Kaliber 9

Der genaue Tatort lässt sich oft schwer nachvollziehen, weil die Einschüsse erst viel später bemerkt werden. Über den oder die Täter wissen die Ermittler inzwischen, dass er oder sie offenbar von Lkw aus in den jeweiligen Gegenverkehr feuern. In vielen Fällen wurde dieselbe Waffe verwendet - bis vor Kurzem das weitverbreitete und von Sportschützen und Jägern oft benutzte Kaliber 22. Seit Juni 2012 wird jedoch mit Munition vom Kaliber 9 Millimeter geschossen.

Dadurch habe sich die Gefahr erhöht, heißt es vom BKA. Denn Munition dieses Kalibers habe eine erhebliche höhere Durchschlagskraft. In einem Fall habe ein derartiges Geschoss eine Schallschutzwand, das Fenster eines Wohnhauses und eine dünne Wand durchschlagen.

Bereits im August 2009 richtete das BKA die "AG Transporter" ein, um die Ermittlungen zu koordinieren. Seit Oktober 2012 besteht die "Besondere Aufbauorganisation Transporter". Unter Federführung des BKA ermitteln Polizisten der hauptsächlich betroffenen Bundesländer gemeinsam. Die Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter wurde nun von bislang 27.000 auf 100.000 Euro erhöht.

dapd