Ungeachtet der intensiven Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Konflikt hat ein Anschlag auf einen Bus mit mindestens 17 Verletzten das Zentrum von Tel Aviv erschüttert.
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© ReutersWenn es um Waffenruhe, Friedensverhandlungen etc. geht, kann darauf gewartet werden, dass ein Anschlag geschieht.
Ein israelischer Regierungssprecher und Ärzte sprachen von einem "terroristischen Angriff", der weltweit scharf verurteilt wurde. Die Gespräche in Kairo über eine Waffenruhe hielten an, auch US-Außenministerin Hillary Clinton reiste zum Verhandlungsort.

Nach Angaben des Rettungsdienstes gab es mehrere Schwerverletzte. Der Sprecher von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Ofir Gendelman, teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: "Eine Bombe ist in einem Bus im Zentrum von Tel Aviv explodiert. Das war ein terroristischer Angriff." Die Explosion ereignete sich in der Nähe des Verteidigungsministeriums. Es war der erste Anschlag auf den öffentlichen Nahverkehr Israels seit März 2011.

Ein Insasse des Busses sagte im israelischen Radio, er habe gesehen, wie ein Mann kurz vor der Explosion ein Paket ins Fahrzeug geschleudert habe. Der Chefkommandeur der israelischen Polizei, Johanan Danino, sagte im Fernsehen, in allen großen Städten rechneten die Menschen mit Anschlagsversuchen. "Wir müssen wachsam sein."

Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag "auf das Schärfste", wie Sprecher Steffen Seibert sagte. Eine sofortige Waffenruhe sei nun "das Gebot der Stunde". Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einer "sehr fragilen" Lage im Nahen Osten und betonte das Recht Israels, sich zu verteidigen.

Das Weiße Haus sprach von "skandalösen Angriffen auf unschuldige Zivilisten" und bot Hilfe an, um die Drahtzieher zur Verantwortung zu ziehen. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius äußerte sich ähnlich und prangerte an, dass "Zivilisten zum Ziel" geworden seien. Auch das russische Außenamt erklärte, Moskau verurteile "diesen kriminellen Terrorakt zutiefst".


Kommentar: Von den Zivilisten die auf palästinensischer Seite sterben, wird nichts berichtet.


Aus Gaza berichteten Journalisten indes von Jubelkundgebungen nach der Nachricht über die Explosion. Der der regierenden Hamas nahestehende Sender Al-Aksa sprach von einem "Märtyrer-Einsatz". Auch in palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon wurde der Anschlag gefeiert. Offiziell bekannte sich bislang niemand dazu.

Israel hatte vor einer Woche seine Militäroffensive gegen Ziele im Gazastreifen begonnen, um damit den Raketenbeschuss von palästinensischer Seite zu stoppen. Bei dem Konflikt wurden seitdem fünf Israelis und mehr als 140 Palästinenser getötet. Bei einem Angriff auf Gaza-Stadt wurden nach palästinensischen Angaben fünf Menschen getötet; damit gab es bis zum Nachmittag zehn Todesopfer auf Seiten der Palästinenser.


Kommentar: Jeder Tod ist tragisch, doch diese Zahlen sprechen für sich. Unter den Opfern sind auch Kinder.


Unter der Vermittlung Ägyptens wird unterdessen in Kairo weiter über eine Waffenruhe verhandelt. Clinton traf zu Gesprächen mit Präsident Mohammed Mursi dort ein, nachdem sie am Vormittag in Ramallah mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gesprochen hatte. Dieser habe Ägypten als den "Schlüssel" für eine Lösung bezeichnet, wie von palästinensischer Seite bekannt wurde.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die militanten Palästinenser zur sofortigen Einstellung des Raketenbeschusses auf Israel auf. Das sei "nicht hinnehmbar", sagte er im Westjordanland. Der Iran bekannte sich unterdessen demonstrativ zu militärischer Hilfe für die Hamas.

AFP