Einem Bericht der US-Zeitung "Washington Post" zufolge unterzeichnete der kürzlich wieder gewählte US-Präsident Barack Obama eine geheime "Cybersicherheits-Direktive", die dem Militär ein aggressiveres Vorgehen bei Attacken auf kritische Infrastrukturen erlaubt. Dies soll sowohl Regierungs-Systeme als auch in privater Hand befindliche kritische Infrastrukturen umfassen.

Wie die Washington Post berichtet, unterzeichnete Obama das als "Presidential Policy Directive 20" bezeichnete Dokument bereits Mitte Oktober. Es soll das Vorgehen der Bundesbehörden im Falle eines "Cyber-Angriffs" regeln. Die Washington Post beruft sich dabei auf Berichte von Regierungsbeamten, die das als geheim eingestufte Dokument gesehen hätten, aber offiziell nicht darüber sprechen dürften.

In der Direktive wird erstmals zwischen der Verteidigung von Netzwerken und "Cyber-Operationen" unterschieden. Dies legt nahe, dass auch aggressivere, offensive Maßnahmen der Behörden und insbesondere des Militärs ihren Platz haben. Die Washington Post zitiert eine ihrer Quellen mit der Aussage, es werde erstmals anerkannt, dass man Cyber-Operationen - die, im Gegensatz zur "Netzwerk-Verteidigung", in anderen Netzen als dem eigenen stattfinden - auch zu Verteidigungszwecken einsetzen könne. Ein anderer Informant verlieh der Hoffnung Ausdruck, die neue Direktive sollte "effektivere Entscheidungen" ermöglichen.

Die Direktive legt auch fest, wie - gerade bei Operationen, bei denen private Netzwerke betroffen sind - die Daten und die Privatsphäre von "US-Bürgern und ausländischen Verbündeten" geschützt werden und internationale Abkommen zum Verhalten im Kriegsfall eingehalten werden. Ob dies allerdings reicht, um Skeptiker zu überzeugen, darf bezweifelt werden. Viele Menschen sehen trotz der vielfach beschworenen Gefahr eines "Cyber-Krieges" die zunehmend dominante Rolle von Regierungen im Internet mit Besorgnis.