Wie bereits von der Columbus Free Press berichtet wurde, besitzt die Familie Romney und insbesondere Mitt, Ann G. Scott und Tagg Romney zusammen mit Mitts »sechstem Sohn« und Wahlkampf-Finanzchef eine geheimnisvolle Beteiligungsgesellschaft mit dem Namen Solamere Capital Partners. Dieses Unternehmen ist eng mit Romneys Wahlkampf und Unterstützern verbunden. Dies ist ebenso gut wie die Beziehungen dieses Unternehmens zu den Herstellern und Vertreibern von Wahlmaschinen dokumentiert. Bisher weniger bekannt ist allerdings, dass ein Ableger dieser Beteiligungsgesellschaft Mitarbeiter einer im Zusammenhang mit einem Pyramidensystem in Konkurs gegangenen Firma anstellte. Das betreffende Pyramidensystem wird seit Langem in Verbindung mit Geldwäsche für lateinamerikanische Drogenkartelle und dem Iran-Contra-Skandal gebracht.
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Wie das Internetportal ThinkProgressberichtete, handelt es sich bei dem Investmentberatungsunternehmen Solamere Advisors um einen Ableger von Solamere Capital Partners. Solamere Advisors berät Kunden von Solamere und gibt absatzfördernde Tipps. Der Möchtegern-Boxer Tagg Romney fungiert dabei als Direktor. Einem Bericht der New York Times zufolge waren mit einer Ausnahme alle elf Angestellten zuvor für die Niederlassung der Stanford Financial Groupin Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina tätig. Bei derStanford Financial Group handelt es sich um die amerikanische Investment-Niederlassung des Offshore-Banken- und Betrugsnetzwerks des verurteilten Anlagebetrügers R[obert] Allen Stanford, das u.a. aus den Unternehmen Stanford International Bank, Stanford Capital Management, der Bank of Antigua, Stanford Trust und Stanford Goldand Bullion bestand. Drei der übernommenen Angestellten - Tim Bambauer, Deems May und Brandon Phillips - erhielten Bonuszahlungen im Zusammenhang mit Wertpapier-Direktverkäufen in Verbindung mit einem Anlagebetrug, der dann dieses gesamte Finanzkartenhaus zum Einsturz brachte.

Tim Bambauer hat inzwischen seinen Posten als geschäftsführender Gesellschafter bei Solamere Advisors aufgegeben. May und Phillips sind noch immer als Gesellschafter bzw. leitender Richtlinienbeauftragter bei Solamere Advisors tätig.

Allen Stanford sitzt derzeit eine 110-jährige Haftstrafe ab, zu der er am 14. Juni 2012 verurteilt wurde, nachdem er in 13 Anklagepunkten des Betrugs für schuldig befunden worden war. Seine Unternehmen wurden der Zwangsverwaltung unterstellt. Acht Milliarden Dollar des von Stanford veruntreuten Geldes müssen noch zurückerstattet werden, und die Opfer versuchen, vor Gericht einen Teil der Gelder und der Bonuszahlungen an Stanford-Angestellte wie Bambauer, May und Phillips zurückzubekommen. Immerhin waren diese Bonuszahlungen dafür ausgezahlt worden, dass Menschen auf betrügerische Weise dazu gebracht wurden, in ein Geschäft zu investieren, das sie dann ihrer gesamten Ersparnisse beraubte.

Stanfords zwielichtige Vergangenheit und sein kriminelles Verhalten begannen aber nicht erst mit den betrügerischen Investitionen, die dann zu seinem Fall führten, noch waren diese Vorkommnisse in den höchsten Etagen der amerikanischen Regierung unbekannt. In einem diplomatischen Bericht des amerikanischen Botschafters in Antigua, den WikiLeaks 2006 veröffentlichte, riet der Botschafter »seinen Botschaftsmitarbeitern aufgrund der erhobenen Bestechungs- und Geldwäsche Vorwürfe gegen Stanford, allen Kontakt mit ihm zu meiden. Dem Botschafter gelang es während des Frühstücks, zu vermeiden, dass von Stanford und ihm Fotos gemacht wurden, auf denen beide gemeinsam zu sehen waren. Stanford selbst erklärte, er ziehe es vor, seine Geschäfte ohne Kontakte mit der Botschaft durchzuführen und alle Streitigkeiten im Zusammenhang mit Investitionen direkt vor Ort mit den lokalen Behörden zu klären. In der Region hieß es, Stanford sei es gelungen, sich mit wichtigen Geldgebern zu einigen.«

Vergleichbare Ermittlungen der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, des FBI und des englischen Scotland Yard gegen das Finanzimperium Stanfords, die bis in die 1980er-Jahre zurückreichten, waren zuvor entweder im Sande verlaufen oder eingestellt worden. Die englische Tageszeitung The Independent berichtete, die amerikanische Bundespolizei FBI habe seit mehr als 20 Jahren gegen Stanford ermittelt. Stanford eröffnete seine erste Offshore-Bank 1986, also im gleichen Jahr, in dem Eugene Hasenfus mit seinem Flugzeug, mit dem er Waffen an die nikaraguanischen Contras schmuggelte, abgeschossen wurde. Hasenfus wird noch im Zusammenhang mit einer anderen Firma Stanfords, der Stanford Technology Trading Group, genannt, die Richard Secord, Albert Hakim und vier weiteren unbekannten Personen gehörte - einer von ihnen war möglicherweise Allen Stanford. Der Korvettenkapitän d.R. Al Martin, der im Zusammenhang mit dem Iran-Contra-Skandal viele geheime Informationen an die Öffentlichkeit brachte, erklärte: »Alles, wo der Name Stanford draufsteht, gehört Secord.« Als die ganze Angelegenheit vor Gericht gebracht wurde, stützte sich Stanford auf den gleichen Verteidiger, Dick DeGuerin, der auch den Iran-Contra-Angeklagten Oliver North vertrat.

Da die Lieblingsbank der CIA in der Karibik, die Bank of Credit and Commerce International (BCCI) durch den Iran-Contra-Skandal stark angeschlagen war, sprang Stanfords Offshore-Bankensystem ein, benutzte die gleiche Vorgehensweise und bediente die gleiche moralische Kategorie von Kunden. Es ist bekannt, dass Stanfords Banken Gelder des Juárez-Kartells gewaschen haben und die gleiche Dienstleistung angeblich zuvor schon für das Medellín-Kartell erbracht hatten. Ein unter seinem Namen zugelassenes Privatflugzeug wurde von der mexikanischen Regierung bei Rauschgiftermittlungen beschlagnahmt.

Wie der Telegraph berichtet, wurden auf dem Höhepunkt der juristischen »Turbulenzen« in den USA und Mexiko auch die Büros von Stanford in Venezuela von Mitarbeitern des Militärgeheimdienstes des Landes durchsucht, da behauptet worden war, Stanfords Angestellte seien von der CIA dafür bezahlt worden, das südamerikanische Land auszuspionieren. Als Stanford in einem Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNBC, auf das später in einem Artikel des unabhängigen Journalisten Tom Burghardt Bezug genommen wurde, zu diesem Komplex befragt wurde, weigerte er sich beharrlich, sich zu wie auch immer gearteten Verbindungen zur CIA zu äußern, stritt sie aber andererseits nicht ab.

Alle diese finanziellen Machenschaften Stanfords sowie die Beteiligung einiger seiner Angestellten an ihnen waren vor dem Januar 2010 bekannt, als Mitt Romney vor der ersten Vollversammlung der Solamere-Investoren eine Rede hielt. Dennoch entschied sich sein Sohn Tagg, diese Wirtschaftskriminellen im Familienunternehmen anzustellen, nachdem das Stanford-Finanzimperium kurz zuvor zusammengebrochen war. Die Familie Romney hält offenbar zu diesen neuen Mitarbeitern ihres mehr oder weniger geheimen Finanzunternehmens, wie sich aus der Antwort Taggs auf eine Frage in seinem Interview mit ThinkProgress ablesen lässt. Als die Sprache darauf kam, ob sich die neuen Mitarbeiter durch Solamere im Zaum halten ließen, entgegnete er: »Das war‘s dann, Leute, wir sind hier fertig.«