Das Weltbild von Grundschulkindern wandelt sich erstaunlich schnell. Eine aktuelle Studie zeigt, dass während nahezu alle Zweitklässler Gott noch ein Mitwirken bei der Entstehung der Welt zusprechen, dieser Gottesbezug schon bei fast der Hälfte der Viertklässler naturwissenschaftlichen Vorstellungen gewichen ist, in die sich jedoch auch mediale Einflüsse, wie zum Beispiel Bücher oder Filme und Produktwelten wie "Star Wars" einmischen.
Kinder, Weltbild
© Sarah-Lena Eikmann, uni-hildesheim.de "Die Welt entsteht durch Gott und Zufall", notierte ein neun Jahre altes Mädchen zu diesem Bild, in dessen Motive aber auch schon wissenschaftliche Begriffe (Schwarzes Loch, Urknall u. d. Vorstellung von Planeten) einflossen.
Hildesheim (Deutschland) - Wie die Lehramtsabsolventin Sarah-Lena Eikermann von der Universität Hildesheim in ihrer Masterarbeit mit dem Titel "Weltbilder von Grundschulkindern heute. Eine empirische Studie im Religionsunterricht" darlegt, ging sie in ihrer Studie der Frage nach, welche Vorstellungen Grundschulkinder heute von der Entstehung der Erde haben.

Während alle der befragten Zweitklässler die Welt als Schöpfung Gottes sehen, oder diesem zumindest ein Mitwirken daran zusprechen, konnten sie jedoch trotz dieser Sicherheit nicht erklären, wie dies geschehen sein sollte.

Bei den befragten Viertklässlern hingegen rückten naturwissenschaftliche Erklärungen mehr und mehr in den Vordergrund und führten dazu, dass schon die Hälfte davon überzeugt ist, dass Gott mit der Weltentstehung nichts zu tun hat.

Kinder, Weltbild
© Sarah-Lena Eikmann, uni-hildesheim.deIn diesem Bild, ebenfalls von einer Neunjährigen nimmt der Gottesbezug deutlich ab und naturwissenschaftliche Begriffe und Vorstellung dominieren.
Im Laufe ihrer Entwicklung", so erläutert Eikermann, "glauben Grundschulkinder immer weniger an ein Wirken Gottes bei der Entstehung der Erde." Interessant auch: Während die Zweitklässler noch vollkommen verschiedene, persönliche Vorstellungen mit einbringen, beziehen sich die Viertklässler auf die Wissenschaft (Sonnenstück, Steine im Weltall, Schwarze Löcher, Urknall).

Etwa die Hälfte der Kinder - unabhängig ob Zweit- oder Viertklässler - leben hingegen mit einem "hybriden Weltbild", in dem die Erde zunächst durch einen naturwissenschaftlichen Prozess entstand und "Gott daraufhin die Erde mit Leben bevölkerte", so Eikermann. Zugleich zeichnen sich aber auch Einflüsse der Medien in den Weltbildern der Kinder ab, beispielsweise die film- und Produktwelten von "Star Wars".

"Im Streit zwischen Schöpfungsglaube, Evolutionstheorie und Kreationismus ist die Kenntnis der Weltbilder von Kindern unabdingbar. Es geht um die wesentlichen Fragen, wie mit den Weltbildern von Kindern umgegangen werden soll und welche Bildungsangebote Kindern und Jugendlichen gerecht werden", kommentiert Prof. D. Martin Schreiner die Ergebnisse. Schreiner hat gerade das Jahrbuch für Kindertheologie (Band 11, "Gott hat das in Auftrag gegeben") mit dem Schwerpunkt "Mit Kindern über Schöpfung und Weltentstehung sprechen" herausgegeben (s. Buchtipp f.), in dem auch Eikermanns Studie publiziert wurde.

Quelle: uni-hildesheim.de