In Wien ist eine junge Frau während des Berufsverkehrs in einer U-Bahn vergewaltigt worden. Trotz Videoüberwachung dauerte ihre Qual vier Stationen lang. Nun ist eine heftige Debatte um die Sicherheit an öffentlichen Plätzen entbrannt.

Ein Obdachloser, der eine 23-Jährige am Montag gegen 18 Uhr in einem Zug der Linie U6 in Wien vergewaltigt haben soll, wurde am Mittwoch in Graz festgenommen, berichtet die Wiener Zeitung. Zwischen den Stationen Alt-Erlaa und Philadelphiabrücke streckte er die junge Frau laut Polizeibericht in dem ansonsten leeren Waggon erst mit einem Faustschlag nieder, würgte sie dann vier Minuten lang und missbrauchte sie. Erst als weitere Fahrgäste zustiegen, ließ der mutmaßliche Täter von ihr ab und flüchtete.

Kameraaufzeichnungen ermöglichten Festnahme

Nach Aussage der Polizei konnten die Ermittler mithilfe der Videoaufzeichnung der Wiener Linien den amtsbekannten Obdachlosen rasch identifizieren. Wie ein Sprecher der Wiener Linien bekanntgab, sei sein Foto bereits eine halbe Stunde nach der Anzeige bei der Polizei gewesen, schreibt die Zeitung.

Die Beamten konnten den Flüchtigen festnehmen, nachdem dieser von einem Zeugen, der das Fahndungsfoto im Internet gesehen hatte, auf dem Jakominiplatz erkannt worden war. Die junge Frau konnte das Krankenhaus bereits wieder verlassen, hieß es.

Videoüberwachung wird zum Streitthema

Dem Zeitungsbericht zufolge forcieren die Wiener Linien derzeit den Ausbau der Videoüberwachung in den U-Bahnen. Drei Viertel aller Züge seien mit Kameras ausgerüstet, der Rest solle so schnell wie möglich ausgestattet werden. Livebilder gebe es aus technischen Gründen allerdings nicht, da die Kameras in den Stationen nur scharfgeschaltet würden, wenn ein Notruf eingehe. Im Falle der vergewaltigten Frau will niemand etwas Verdächtiges beobachtet haben, obwohl die U-Bahn an drei Stationen hielt, bevor der mutmaßliche Täter von der Frau abließ. Roman Hebenstreit, der Vorsitzende des ÖBB-Konzernbetriebsrats, kritisiert laut Wiener Zeitung, „dass Kameras keine Menschen schützen, sondern nur Menschen Menschen schützen“.

jber