Um den einstigen Vorgesetzten des späteren Bilderberg-Begründers gibt es offenbar ein gefährliches Geheimnis. Alle offiziellen Akten, die den Tod von General Sikorski betreffen, bleiben noch für Jahrzehnte streng geheim. Dabei liegen die Geschehnisse im kommenden Jahr bereits 70 Jahre zurück! Dieses bizarre Beispiel belegt, wie »genau« Geschichtsschreibung sein kann, wenn Regierungen und deren Geheimdienste die alles entscheidenden Informationen über Generationen hinweg vor der Öffentlichkeit verbergen!
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Ausreden dafür, brisantes Material vor uns allen zu verbergen, gibt es bekanntlich zuhauf. Neben der vielzitierten »nationalen Sicherheit« werden da gerne auch Persönlichkeitsrechte ins Feld geführt, der Schutz von Ermittlungsakten, vertrauliche Geschäftsinformationen, physische Sicherheit von Personen und etliches mehr. Ganz gleich, was die Verschwiegenheit bedingt, immer bleibt die wesentliche und entscheidende Information auf der Strecke. Es ist dummerweise genau die
Information, die an sich dringendst nötig wäre,um die Geschichte unserer Geschichte anders zu erzählen - nämlich wahrheitsgetreu. Somit bleibt dann schlussendlich eben auch die Wahrheit auf der Strecke. Und die ahnungslose Öffentlichkeit lebt in einer »Parallelwelt« weiter, in der sich viele Fragen gar nicht erst stellen.

Wenn in Geschichtsbüchern nur stehen darf, was wir lesen dürfen oder sogar lesen sollen, wenn andauernd Fakten fehlen, weil die Regierungen sie in einem engen Käfig halten, dann bleibt von Wahrheit und Authentizität kaum mehr viel übrig. Kurzum: Wir werden allerorten nach Strich und Faden belogen. Und natürlich müssen sich auch gestandene Historiker zwangsläufig schwer tun, ihrer Aufgabe gerecht zu werden, wenn die tatsächlich relevanten Informationen auf höhere Order hin entfernt wurden. Bekanntlich kann ein Steinchen im großen Puzzle das ganze Bild ändern: die Grundlage guter Desinformation, die wunderbar wirkt, sofern sie nur an der richtigen Stelle ansetzt. Geheimdienst-Arbeit eben. Die Wahrheit wird dabei großzügig »beurlaubt«.

Ein Vorfall, der von Anfang an äußerst rätselhaft war und auch in den vergangenen Jahrzehnten bis in die Gegenwart hinein nicht geklärt werden konnte, war der Flugzeugabsturz, bei dem einst General Sikorski ums Leben kam. Das war im Jahr 1943. Nur stellt sich bei dieser Sache für die meisten sicher erst einmal die Frage: Wer war denn überhaupt jener General? Wahrscheinlich müsste diese Frage nie gestellt werden und wahrscheinlich würde auch heute noch jeder wissen, wer Władysław Sikorski war, würden nur alle Fakten auf dem Tisch liegen. Weil sie es eben nicht tun, muss wenigstens die vorhandene Information erst einmal wieder ans Licht gebracht werden. Und schon das, was hierbei zum Vorschein kommt, ist ziemlich spannend.

Nicht umsonst steigt KOPP-Autor Andreas v. Rétyi in seinem fesselnden Buch Schwarz auf weiß - Dokumente und Informationen, die Regierungen gerne vor Ihnen verborgen hätten im dritten Kapitel zu rätselhaften Vorfällen und verborgenen Machenschaften gleich mit Sikorskis Tod in die Thematik ein. Damit geht das ungewöhnliche Lesebuch nahtlos von den Hintergründen der Bilderberg-Gruppe zu den Geschehnissen von 1943 über. Denn General Sikorski war niemand anderer als der Vorgesetzte von Józef Hieronim Retinger, seinerseits späterer Begründer jener heimlichen und hochgesicherten Treffen der Welt-Elite, die sich seit 1954 ohne großes Medienecho hinter dicht verschlossenen Türen versammelt, um über unser aller Schicksal zu beraten. Und genau das dürfen wir natürlich nicht erfahren. Ebenso wenig das, was damals über Gibraltar geschehen ist, vor jetzt bald schon 70 Jahren.

Władysław Sikorski war Ministerpräsident der polnischen Exilregierung und führte zahlreiche geheime Transaktionen durch, vor allem um damit die Widerständler in der besetzten Heimat zu unterstützen. Dabei ging es teilweise offenbar um wirklich sehr viel Geld und hochgefährliche Unternehmungen, die aus dem Ausland heraus koordiniert wurden. So organisierte Sikorski im September 1939 einen riesigen Goldschmuggel nach Polen. Gemunkelt wird dabei von 78 Tonnen des kostbaren Edelmetalls. Im Hintergrund derlei geheimer Missionen wirkte öfters auch der genannte Bilderberger-Gründer Retinger mit, ein eher unauffälliger, kleiner und hochintelligenter Mann, den die Psychologie des Menschen in den Bann gezogen hatte und der es verstand, mit den Mächtigsten auf einer Ebene zu kommunizieren, vielleicht auch zu spielen, obwohl er selbst weder reich noch an sich wirklich mächtig war. Er brachte die Bilderberger an einen Tisch. Retinger führte noch nach Sikorskis geheimnisvollem Tod eine wahrhaft halsbrecherische Aktion durch, als er im Alter von bereits 56 Jahren und ohne jede praktische Erfahrung mit dem Fallschirm über dem besetzten Polen absprang, um den dortigen Freiheitskämpfern im Rahmen der verdeckten »Operation Salamander« eine große Geldsumme zu überbringen. Die Sache wäre beinahe schief gegangen, auch wurde Retinger bald nach seinem waghalsigen Sprung ernstlich krank, aber seinen Auftrag hatte er erfüllt. Ihm war das immer das Wichtigste. Wie zuvor, so wäre Sikorski auch diesmal sehr zufrieden mit seinem Mann für »besondere Fälle« gewesen. Doch erlebte er diesen geheimen Triumph nicht mehr mit. Er starb am 4. Juli 1943 auf dem Rückflug von einer Truppeninspektion im Nahen Osten.

Über Gibraltar passierte es. Aus bis heute unbekannten Gründen stürzte die Liberator-Maschine um genau 23.06 Uhr plötzlich unvermittelt ins Meer. Etliche Autoren entwickelten über die Jahre hinweg ihre Theorien zu diesem Vorfall, denn die Informationen, die bekannt wurden, schienen nicht stimmig zu sein. So lag ein mörderischer Hintergrund nahe. Der weithin umstrittene Autor und Holocaust-Leugner David Irving recherchierte zu dem Fall und ging in den 1960er Jahren von einem politischen Mord aus, in den kein Geringerer als Sir Winston Churchill verwickelt gewesen sei. Der Schriftsteller Carlos Thompson recherchierte ebenfalls, kam dabei zu ganz anderen Ergebnissen und arbeitete schließlich eine Widerlegung Irvings in Buchform aus. Churchill sei verleumdet worden.

Was wirklich geschah, bleibt bis zum Jahr 2041 unter Verschluss. Allein dieser bizarre Umstand scheint mehr als tausend Worte auszusagen und vor allem zielsicher auf eines hinzuweisen: Verschwörung! Wer immer für die Zensur der Akten verantwortlich ist, scheint regelrecht von der Angst erfüllt zu sein, die Öffentlichkeit, die heute größtenteils noch nie etwas von Sikorski gehört hat, könnte zu viel über diesen Mann erfahren. Möglicherweise, so wurde vermutet, spielte Sikorskis intensives Drängen auf eine neutrale Untersuchung und Aufklärung des Massakers von Katyn eine entscheidende Rolle dabei, ihn aus dem Weg zu räumen.

Auch der polnische Journalist Dariusz Baliszewski hat den Fall viele Jahre lang verfolgt und intensiv recherchiert. Was er herausfand, deutet auf ein riesiges Gespinst aus Lügen hin, die bereits im Zweiten Weltkrieg von der Sowjetunion und England um die ganze Angelegenheit herum verbreitet wurden. Gelegenheit zur Manipulation bestand ausreichend, auch als die Maschine Sikorskis seltsamerweise stundenlang völlig unbewacht auf dem Flughafen von Gibraltar parkte, direkt neben dem Flugzeug des sowjetischen Botschafters. Der einzige Überlebende des Absturzes war Sikorskis Pilot, der entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ausgerechnet an jenem Schicksalstag eine Schwimmweste trug. Was aus bekannt gewordenen Untersuchungen und Berichten über die Situation im Inneren der Maschine hervorgeht, deutet ebenfalls auf faules Spiel hin.

Das zum Ende der 1990er Jahre gegründete "Instytut Pamięci Narodowej" (Polnisches Institut für nationales Gedenken) stellte im September 2008 offiziell den »berechtigten Verdacht einer kriminellen Todesursache« im Fall Sikorski fest. DNS-Analysen und die radiologische Untersuchung einer im selben Jahr durchgeführten Exhumierung Sikorskis lieferten aus gerichtsmedizinischer Sicht lediglich die Information, dass der General an den schweren, durch jenen Absturz hervorgerufenen inneren Verletzungen starb. Das war allerdings keine sonderlich überraschende Beobachtung. Was die Analyse natürlich nicht aufdecken konnte: War das Flugzeug manipuliert worden oder nicht?

Der mysteriöse Tod des Generals Sikorski ereignete sich in einer natürlich heute noch fest im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankerten Zeit. Trotzdem haben nur relativ wenige heute noch lebende Menschen diese Zeit bewusst erlebt. Und trotzdem werden Menschen, die erst Jahrzehnte nach dem Krieg geboren wurden, wahrscheinlich ebenfalls nicht mehr die Preisgabe der Wahrheit zu jenem Vorfall erleben. Hier treibt die Geheimhaltung wirklich bizarre Blüten. In seinem Buch Schwarz auf weiß, dessen abwechslungsreiche Kapitel sich als roter Faden durch die unfassbare Geheimgeschichte unserer Welt ziehen und stets von Originaldokumenten begleitet werden, oft erstmalig in die deutsche Sprache übersetzt,resümiert der Autor angesichts der enormen Geheimhaltung: »Wer den Fall Sikorski kennt, dürfte eigentlich kaum mehr behaupten, es gebe keine handfesten Verschwörungen.« Fast 30 Jahre noch bleiben die Akten weiter unter Verschluss. Und ob wir im Jahr 2041 dann tatsächlich die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit erfahren, bleibt zu bezweifeln. Doch selbst das Zweifeln versucht man uns bereits wieder verstärkt abzugewöhnen.