nazi, werwolf
© picture alliance/dpaBei diesen Kandidaten handelt es sich um den allgemeinen Idioten. Ob diese nur durch eigenes zutun wirklich Anschläge planen können, ist dabei fragwürdig.
Vorbild NSU? Neonazis sollen ein rechtsextremes Terrornetzwerk gegründet haben. Bei einer europaweiten Großrazzia schlugen Ermittler zu. Der mutmaßliche Kopf ist dem Verfassungsschutz bekannt

Ermittler haben am Mittwochmorgen mehrere Wohnungen im In- und Ausland wegen des Verdachts der Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung durchsucht. Die Beschuldigten werden laut Bundesanwaltschaft verdächtigt, ein rechtsextremistisches "Werwolf-Kommando" gegründet zu haben.

Der Name bezieht sich auf die "Werwolf"-Taktik der Nationalsozialisten, mit der Nazis im Untergrund den Untergang des Regimes mit Anschlägen und Sabotage verhindern sollten.

Ziel der Gruppe ist demnach, das politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen. Es bestehe der Verdacht, dass die Vereinigung zu diesem Zweck terroristische Gewalttaten verüben wollte. Hinweise auf konkrete Anschlagsvorbereitungen gebe es bislang nicht. Es gab auch keine Festnahmen.

Durchsuchungen im In- und Ausland

Die deutschen Sicherheitsbehörden stehen seit dem Auffliegen der rechtsextremistischen Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) in der Kritik. Jahrelang konnten die NSU-Mitglieder unerkannt mordend durch Deutschland ziehen. Den Sicherheitsbehörden wird deshalb vorgeworfen, bei rechter Gewalt nicht ausreichend hingeschaut zu haben.

Nun wurden Wohnungen und Geschäftsräume von vier Beschuldigten in Norddeutschland, den Niederlanden und der Schweiz durchsucht. Außerdem gingen Ermittler in die Gefängniszellen zweier weiterer Beschuldigter in der Schweiz. Laut Spiegel online wurde dabei die Zelle des Schweizer Neonazis Sebastien N. durchsucht. Der 25-Jährige soll einer der Köpfe des Netzwerks sein. Er hatte im Mai vergangenen Jahres in Zürich einen Mann niedergeschossen und flüchtete dann nach Hamburg. Bundespolizisten holten ihn damals am Bahnhof Hamburg-Harburg aus dem Zug. Sebastien N. saß dann in Untersuchungshaft und wurde im Sommer an die Schweiz ausgeliefert.

Sebastien N. war für den Verfassungsschutz nach Welt-Informationen kein Unbekannter. In Hamburg hatte er Kontakt zu der Neonazigruppe "Weisse Wölfe Terrorcrew", die vom Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet wird. Die WWT, die ursprünglich als Fanclub der Skinhead-Band "Weisse Wölfe" gegründet worden war, fiel schon bald durch Gewalttaten auf. Inzwischen firmiert die Gruppe unter dem Doppelnamen "Hamburger Nationalkollektiv & Weisse Wölfe Terrorcrew Sektion Hamburg".

Jetzt waren rund 50 Polizisten des Bundeskriminalamtes und der Landeskriminalämter Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern an dem Einsatz in Deutschland beteiligt. Im Ausland wurden die Durchsuchungen im Wege der Rechtshilfe durchgeführt.

Wurden mögliche Anschlagspläne durchkreuzt?

Die Bundesanwaltschaft hofft, durch die Durchsuchungen Beweismittel für mögliche Anschlagspläne und -vorbereitungen zu erlangen. Die Ermittlungen führt das Bundeskriminalamt mit dem Landeskriminalamt Hamburg durch.

Bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts im Juni hatte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, vor möglichen rechtsterroristischen Anschlagsplänen gewarnt. "Wenn es auch nur eine Person gibt, die den NSU als Vorbild hat, dann muss man sie im Blick haben", sagte Maaßen damals.

Im Verfassungsschutzbericht heißt es zudem: "Auch ist im gewaltbereiten Spektrum - wenn auch zahlenmäßig eher gering - ein Personenpotenzial vorhanden, das Terrorismus als Handlungsoption in Erwägung zieht."