Die beiden investigativen Journalisten Jason Leopold und Ryan Shapiro reichten am vergangenen Freitag gemeinsam Klage gegen die amerikanische Bundespolizei FBI ein, nachdem die Regierungsbehörde ihrer Auskunftspflicht nach dem Gesetz zur Informationsfreiheit (FOIA, Freedom of Information Act) innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von 20 Werktagen nicht nachgekommen war.
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Die beiden Journalisten hatten nach Unterlagen im Zusammenhang mit dem überraschenden Tod ihres Kollegen Michael Hastings im Juni dieses Jahres gefragt. Mit ihrer Klage wollen Leopold und Shapiro erreichen, dass das FBI offenlegt, ob und welche Akten es über Hastings geführt hat.

Hastings war bei einem Autounfall mit seinem Mercedes C250 Coupé in Los Angeles ums Leben gekommen. Der Wagen soll mit hoher Geschwindigkeit in den frühen Morgenstunden des 18. Juni gegen einen Baum geprallt sein. Hastings genoss unter Kollegen und in der Öffentlichkeit aufgrund seiner zahlreichen, hervorragend recherchierten Artikel zu Fragen der nationalen Sicherheit hohes Ansehen und arbeitete mit Zeitungen und Internetmedien vom Magazin Rolling Stone bis Buzzfedd.com zusammen.

So führte ein von ihm veröffentlichter Artikel letztlich zum Rücktritt des Vier-Sterne-Generals Stanley McChrystal, damals Oberkommandeur der "International Security Assistance Force" (ISAF) der NATO in Afghanistan.

Wie ein Freund berichtete, habe Hastings nur wenige Stunden vor seinem Tod einige seiner Kollegen per E-Mail darüber informiert, er arbeite an einer großen Story und möglicherweise werde das FBI deswegen auch in seinem Kollegenkreis ermitteln. »Das hat mich sehr alarmiert«,kommentierte Oberfeldwebel Joseph Biggs, ein Freund Hastings, diese E-Mail. »Ich dachte, dass passt überhaupt nicht zu ihm. Ich kann es nicht erklären, aber ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch und war ziemlich beunruhigt«, erklärte er gegenüber dem Fernsehsender "KTLA" aus Los Angeles.

Die Enthüllungs-Internetplattform WikiLeaks behauptete, Hastings habe in der Nacht vor seinem Tod Kontakt zur WikiLeaks Rechtsanwältin Jennifer Robinson aufgenommen. Dies nährte die Spekulation, er habe sich gegen eine mögliche Ermittlung durch Regierungsbehörden absichern wollen. Aber auch mehr als einen Monat nach seinem Tod ist immer noch wenig über die Nacht vor dem Unfall oder auch über den Inhalt und die Zielrichtung seiner letzten Recherchen in den Tagen und Wochen vor dem tödlichen Zusammenstoß bekannt. Es ist nicht einmal wirklich klar, ob es derartige Recherchen überhaupt gegeben hat, so dass nach dem Unfall zahlreiche Verschwörungstheorien kursierten.

Das FBI hat zwar Berichte dementiert, nach denen es an Ermittlungen gegen Hastings beteiligt gewesen sei, aber Leopold und Shapiro bestehen darauf, dass das FBI seinen Verpflichtungen zur Offenlegung nach dem FOIA auch nach dem Verstreichen der verbindlichen 20-Tage-Frist nachkommt.

In einer von der "Freedom of the Press Foundation" veröffentlichten Erklärung der beiden Journalisten heißt es, sie hätten die Angelegenheit dem Rechtsanwalt Jeffrey Light übergeben, der ein Urteil im beschleunigten Verfahren zu der Beschwerde beantragt habe. »Mit dieser Klage wegen Nichterfüllung der Bestimmungen des FOIA hoffen wir, in den Besitz von Aufzeichnungen zu gelangen, die sowohl mit den ungewöhnlichen Todesumständen von Michael Hastings als auch dem umfassenderen Aspekt der Überwachung von Journalisten und anderen Personen, die der amerikanischen Politik in Fragen der nationalen Sicherheit kritisch gegenüberstehen, in Beziehung stehen«, erklärte Shapiro. »Möglicherweise besitzt das FBI keine Unterlagen zu Hastings«, schrieb Leopold. »Unabhängig davon bin ich der Auffassung, Hastings würde es begrüßen, dass Shapiro und ich versuchen, herauszufinden, was wirklich Sache ist.«