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© dpa„Bangkok Shutdown“ lautet ein Slogan der thailändischen Opposition.
Regierungsgegner blockieren die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der thailändischen Hauptstadt Sie wollen erst abziehen, wenn Premierministerin Yingluck Shinawatra zurücktritt.

Wo normalerweise dichter Verkehr rollt, spazieren am Montag Demonstranten durch die Innenstadt Bangkoks. Regierungsgegner haben eine viel befahrene Kreuzung im Herzen der thailändischen Hauptstadt über Nacht in eine Fußgängerzone verwandelt. Zehntausende blockieren den wichtigen Verkehrsknotenpunkt vor dem stark frequentierten Einkaufszentrum MBK. Sie schwenken thailändische Landesflaggen und blasen als Zeichen des Protestes in ihre Trillerpfeifen. Straßenhändler verkaufen T-Shirts mit der Aufschrift „Bangkok Shutdown 2014“ als Andenken.

Der „Shutdown“ ist die bislang größte Offensive, mit der die Opposition die Regierung von Premierministerin Yingluck Shinawatra zu Fall bringen will. Sie bauten am Montag an insgesamt sieben Verkehrsadern in Bangkok Blockaden auf. Mehrere Tage, wenn nicht Wochen könne die Belagerung der Straßen laut Protestführer Suthep Thaugsuban dauern.

Obwohl in Bangkok täglich rund eine Million Menschen pendeln müssen, blieb das befürchtete Verkehrschaos größtenteils aus. Zahlreiche Unternehmen hatten ihren Mitarbeitern freigegeben. Unterdessen signalisierte die Regierung erstmals Kompromissbereitschaft, was den Termin der für Anfang Februar angesetzten Neuwahlen angeht: Premierministerin Yingluck habe die Regierungsgegner zu Gesprächen über eine mögliche Verschiebung eingeladen, teilte ein Berater mit.

Die Anführer der Protestbewegung sprechen sich vehement gegen baldige Neuwahlen aus. Sie wollen stattdessen die aktuelle Regierung durch einen sogenannten Volksrat ersetzen. Dieser soll sich nach dem Willen von Anführer Suthep aus unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft zusammensetzen und das politische System Thailands von Grund auf umkrempeln. „Reformen vor den Wahlen“, forderten die Demonstranten am Montag auf Transparenten.

Ausländische Beobachter sehen die Pläne der Opposition kritisch: „Auch wer nicht auf der Seite der Protestbewegung steht, muss die Möglichkeit haben, seine Stimme zu äußern“, sagt Bidhayak Das, Wahlbeobachter der Nichtregierungsorganisation Asian Network for Free Elections. Allgemeine Parlamentswahlen seien aus seiner Sicht daher unverzichtbar. Analysten der International Crisis Group warnten am Montag vor gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Gegnern und Befürwortern der Regierung, sollten die Wahlen auf den Druck der Straße hin abgesagt werden. Eine weitere Eskalation könnte der thailändischen Hauptstadt bereits am Mittwoch bevorstehen. Eine Gruppe der Demonstranten droht, an diesem Tag die Luftverkehrsüberwachung in Bangkok lahmzulegen.

Die Massendemonstration blieb am Montag friedlich: An den meisten Orten herrschte Volksfeststimmung. Am Wochenende sah das noch anders aus, da hatten Unbekannte auf Demonstranten sowie auf die Parteizentrale der größten Oppositionspartei geschossen. Trotz der ursprünglichen Ankündigung der Regierung, mehrere tausend zusätzliche Sicherheitskräfte auszusenden, um für Ordnung auf den Straßen zu sorgen, waren Polizisten am Rande der Kundgebungen nicht zu sehen.

Die Wirtschaft leidet inzwischen massiv unter den Auswirkungen der politischen Unruhen. Thailands Tourismusbehörde hat die Zahl der für Januar erwarteten Gäste bereits um 400 000 nach unten korrigiert. Mehrere Fluglinien haben zuletzt Flüge nach Bangkok aus Passagiermangel gestrichen.