In dem Blogeintrag von vergangener Woche, in welchem ich die NSB - Gemeinschaft um Hilfe gebeten habe (siehe: "The Wind Up, and Here's the Pitch" [nur in Enlisch, AdÜ]), endete ich folgendermaßen:
„In den kommenden Tagen werde ich in Erinnerung daran, was die NSB zur Thematisierung dieser nationalen Krise beigetragen haben, einige meiner wesentlichen Stellungnahmen posten, die über die letzten Jahre hier aufgetaucht sind.“Hier kommt der zweite Artikel: ein Beitrag, welcher die Psychologie unterschiedlicher „moralischer Strukturen“ erörtert, die mit unseren politischen und kulturellen Spaltungen übereinzustimmen neigen. „Moralische Endo-Skelette und Ex-Skelette“ erschien hier erstmals vor mehr als zwei Jahren. Nachfolgend wurde der Artikel in der Zeitschrift THE HUMANIST veröffentlicht.
In den Monaten nach der Wahl von 2004, als es von den Roten Staaten hieß, sie hätten auf Grundlage ihrer „moralischen Werte“ gewählt, fiel zahlreichen Beobachtern auf, dass das anrüchige Fernsehen und die Filme, welche von der traditionalistischen und christlichen Rechten so energisch verurteilt werden, auch die höchsten Bewertungen in den selben Landesteilen zu erhalten pflegen, die am meisten von ebenjenen Menschen bevölkert sind. (Außerdem wurde beobachtet, dass einige der Familien-Pathologien, die von Traditionalisten angeprangert werden, in hohem Maße unter jenen höchst lautstarken Verfechtern von „Familienwerten“ vertreten sind.)
Einige sahen darin ein klares Indiz für die Scheinheiligkeit der Konservativen: was sie verurteilen, genießen sie insgeheim auch. Sie sind nicht so sehr um Moral besorgt wie sie vorgeben, deklarierte diese Kritik. Vielmehr ist es eine Haltung von Ergebenheit gegenüber der Rechtschaffenheit, während sie verbotenen Impulsen gleichzeitig auf versteckte Weise nachgeben.
Das ist Jimmy Swaggart im Großformat.
Doch ich denke nicht, dass „Scheinheiligkeit“ der aufschlussreichste Weg ist, dieses Phänomen zu erfassen. Nicht, wenn Scheinheiligkeit als eine Form von absichtlicher Verlogenheit begriffen wird.
Verschiedene Strukturen von Moral
Aus meinen Diskussionen über Moral mit religiösen Traditionalisten habe ich herausgelesen, dass viele von ihnen annehmen, dass Menschen, die nicht an ihre starren moralischen Strukturen glauben - die nicht an Gott, die zehn Gebote oder die unumstößlichen Regeln moralischer Lebensführung glauben - zwangsläufig ein Leben in Sünde und Ausschweifung leben. Sie können nicht begreifen - und scheinen oftmals nicht gewillt auch nur anzunehmen - dass Menschen wie Unitaristen [Menschen, die politisch einen Einheitsstaat anstreben, Adü] jenes wohlgeordnete Leben führen - als hart arbeitende und gesetzestreue Bürger, als verantwortungsbewusste und hingebungsvolle Familienmenschen - das sie selbst zu leben bestrebt sind.
Kommentar: Lobaczewski schreibt in Ponerologie über die Thematik schizoider Persönlichkeiten:
Ihre schlechte Einschätzung von psychologischen Situationen und der Realität führt sie zu irrigen, abwertenden Interpretationen über die Absichten anderer Menschen. Sie verwickeln sich leicht in Aktivitäten, die auf den ersten Blick moralisch in Ordnung sind, jedoch in Wirklichkeit ihnen selbst und auch anderen Menschen Schaden zufügen. Ihre verarmte psychologische Weltsicht macht sie gegenüber der menschlichen Natur zu typischen Pessimisten. Wir finden in ihren Aussagen und Schriftstücken häufig Ausdrücke ihrer charakteristischen Gesinnung: „Der Mensch ist so schlecht, dass die Ordnung in der Gesellschaft nur über eine starke Hand aufrechterhalten werden kann, die aus höchst qualifizierten Menschen im Namen einer höheren Idee besteht.“ Lassen Sie uns diese typische Aussage als "schizoide Deklaration" bezeichnen. Die menschliche Natur neigt wirklich dazu, ungezogen zu sein, besonders wenn schizoide Personen das Leben anderer Menschen verbittern.
Ihr Unvermögen zu begreifen, wie nicht-gläubige „Liberale“ ein moralisches Leben führen können, ist in der Tat die Kehrseite derselben Münze der Vorwürfe von Scheinheiligkeit seitens der Liberalen gegenüber den Rotstaatlern, welche sich Desperate Housewives anschauen und zudem ein gestörtes Familienleben haben mögen.
Und diese Missverständnisse rühren daher, dass beide Gruppen über unterschiedliche moralische Strukturen verfügen.
Unterschiedliche Mechanismen in der Kontrollausübung
Es war eine meiner Schülerinnen (in der Erwachsenenbildungsgruppe über „Amerikas moralische Krise“), die ein treffendes Bild zur Sprache brachte. Es sei ihr nicht so wichtig, meinte sie, ob ihre Gesellschaft über viele aufgezwungene Regeln verfüge. Sie hatte ihre moralischen Überzeugungen fest in ihrem Inneren verankert - eine Art moralisches Endo-Skelett, meinte sie.
Wir hatten über die Bestürzung geredet, die amerikanische Nationalisten angesichts der Erosion des sozialen Konsens über den Pfad der Tugend empfunden haben. Moral, sagte sie, schiene für diese Leute eine Art Exo-Skelett zu sein. Dies war ihr Bild, mit dem sie die Abhängigkeit der Nationalisten von äußeren moralischen Konstrukten erfasste - Gesetze, Strafen etc. - um sie innerhalb der moralischen Schranken zu halten, an die sie glauben.
Kommentar: Kazimierz Dabrowski, ein Zeitgenosse von Loabczewski, beschrieb dieses moralische „Endo-Skelett“ als eine „authentische Hierarchie von Werten“. Damit meinte er ein Wertesystem, das selbst gewählt ist und von höheren Emotionen wie Empathie sowie einem inneren Gespür für moralische Überzeugungen geleitet ist. Dies steht im Kontrast zu einem moralischen „Exo-Skelett“, das seinen Ursprung in einem von außen auferlegten Wertesystem hat. Dieser Umwelteinfluss wurde von Dabrowski als „zweiter Faktor“ bezeichnet, um es von der biologischen Ausstattung (dem ersten Faktor) abzugrenzen.
Dabrowski schlug vor, dass die Mehrzahl der Menschen auf einer niedrigeren Ebene emotionaler Entwicklung existiere, die er als „Primär-Integration“ oder „Ebene I“ seinem System entsprechend bezeichnete, oder, dass sie sich an der Grenzlinie von Ebene I zu Ebene II ("Unilevel-Desintegration") befänden. Individuen auf diesen Ebenen besitzen nicht die Kapazität für ein authentisches, moralisches Endo - Skelett. Ihr Leben wird fast ausschließlich von der ersten und zweiten Einflussgröße beherrscht. Eine authentische Wertehierarchie kann es nur durch Einwirkung des autonomen dritten Faktors geben.
Aus dieser Perspektive ergibt einiges von dem, was Absonderlichkeiten - oder Scheinheiligkeiten - einiger Traditionalisten zu sein scheinen, mehr Sinn.
Es wird deutlich, weshalb solche Menschen - mit intensiven moralischen Bedenken in Kombination mit einer Abhängigkeit von äußeren moralischen Konstrukten, um ihre verbotenen Impulse im Zaum zu halten - einen Staat unterstützen würden, der moralische Regeln und eine Soziokultur aufzwingt, die jene stigmatisiert, welche gegen diese Regeln verstoßen. Der Verstoß stellt wirklich eine Bedrohung für sie dar - für ihre eigene innere moralische Ordnung - wenn die Gesellschaft um sie herum daran scheitert, klare Richtlinien aufzustellen und bei deren Umsetzung strikt vorzugehen.
Kommentar: Individuen auf Ebene I/II besitzen keine mentale „Struktur“, wie Dabrowski es ausdrückt. Sie müssen sich dabei auf die äußere Umgebung verlassen. Die Wegnahme dieser Struktur kommt einer Bedrohung ihrer eigenen vermeintlichen Sicherheit und geistigem Wohlbefinden gleich. Ohne sie herrscht Chaos ohne einen klaren „Ausweg“.
Interessanterweise beschreibt Lobaczewski Schizoide und Paranoide als Menschen, die zu einer begrenzten (z.B. Unilevel-) Desintegration ihrer Persönlichkeit fähig sind. Es sind diese Individuen, die in den frühesten Phasen der Ponerogenese aktiv sind. Sie erschaffen stringente autoritäre Moral und politische Doktrinen, die von Individuen übernommen werden, welche unfähig sind, deren pathologische Natur zu erkennen.
Ein typisches Beispiel einer solchen schizoiden Erklärungen ist in der Philosophie von Thomas Hobbes zu finden, der zufälligerweise das Rückgrat der politischen Philosophie des Westens bildet:
„Hieraus ergibt sich, dass ohne eine einschränkende Macht der Zustand der Menschen ein solcher des Krieges aller gegen alle ist... In solch einem Zustand gibt es keinen Platz für Fleiß, da kein Vorteil davon zu erwarten ist: und demnach keinen Ackerbau oder Schifffahrt, weder durch Seefahrt importierte Handelswaren noch bequeme Wohnungen, keine Werkzeuge höherer Art, keine Länderkenntnis, keine Zeitrechnung, keine Künste, keine Schriften, keine gesellschaftlichen Verbindungen; stattdessen gibt es - und das ist das Schlimmste von allem: fortwährende Angst und Gefahr, eines gewaltsamen Todes zu sterben; und das Leben des Menschen ist einsam, kümmerlich, gemein, bestialisch und kurz.“
Für jemanden, dessen moralische Struktur in diese Form des Exo - Skeletts gegossen ist, scheint das Fehlen einer äußeren moralischen Autorität zwangsläufig auf den Ausbruch moralischer Anarchie hinauszulaufen. Das ist die Logik, die durch jene bekannte Zeile von einem Charakter in Dostojewskis Die Gebrüder Karamazow angedeutet wird: „Wenns es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt“. Das ist es, was hinter jener Angst liegt, dass - wenn es Schwulen gestattet wird zu heiraten - Heirat generell irgendwie bedroht wäre, einschließlich der Unantastbarkeit der eigenen.
Für den Liberalen mit der Struktur des Endo - Skeletts erscheinen beide davon wie unlogische Schlussfolgerungen. Und folgerichtig sind sie das vielleicht. Sie sprechen jedoch eine psychologische Realität an. Wer weiß was ich tun würde, falls die äußere Struktur zusammenbräche? Es ist wie diese Schrift am Spiegel in dem Film „Halte mich auf, bevor ich erneut töte“.
Liberale sind oft daran gescheitert zu verstehen, wie ernsthaft bedrohlich es für die moralische Ordnung jener mit der Struktur eines Exo - Skeletts wird, wenn es zu einer Lockerung gesellschaftlicher moralischer Grundsätze, Regeln und Sanktionen kommt. Sie wussten die Not jener Menschen nicht zu würdigen, die sich stark anpassen wollen, und dabei Hilfe benötigen.
Ebenso haben viele Liberale mit Entrüstung, die nicht durch Verständnis abgemildert wurde, auf die Neigung einiger Traditionalisten reagiert, anderen ihre moralischen Sichtweisen aufzudrängen. Es ist ihre Abhängigkeit von der Festigkeit und Unversehrtheit der äußeren moralischen Ordnung, die viele „Exo - Skelettierte“ zum Missionieren antreibt, um die ganze Welt um sie herum dazu zu bringen, sich an das moralische System anzupassen, auf dem sie selbst zu beharren bestrebt sind. Das unausgesprochene - und allgemein unerkannte - Bedürfnis ist: Bitte, Gesellschaft, sei moralisch streng genug, damit ich auf dem Pfad der Tugend bleibe.
Integrität und Scheinheiligkeit: Die Herausforderung für die Exo - Skelettierten
Diese Ängste der Traditionalisten spiegeln einen Mangel an Integration wider - die Moral ist nicht vollständig in die Psyche integriert.
Der Heilige Paulus klagte: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ Wahrhaftig, er wollte das Gute tun. Doch es ist nicht ganz wahr, dass das Schlechte, was er tat, etwas war, das er nicht tun wollte. Denn ein Teil von ihm wollte es, sonst hätte er es nicht getan.
War Paulus also ein Heuchler, weil er das tat, wogegen er sich aussprach? Und sind die Rotstaatler Heuchler, wenn sie - vielleicht sogar mehr als die Liberalen - verbotenen Gelüsten nachgeben?
Nun, Ja und Nein. Ja insofern, dass sie nicht das praktizieren, was sie predigen. Und das repräsentiert eine Art Mangel an Integrität. Doch die damit verbundene „Unehrlichkeit“ besteht nicht so sehr darin andere zu belügen, als sie eine natürliche Folge der Identifizierung mit nur einem Teil des Selbst ist, dem moralischen Teil, einhergehend mit dem Gefühl, dass der andere Teil mit der verbotene Begierde das Nicht-Ich sei.
Das ist also der scheinheilige Teil: das Unvermögen, die gesamte Wahrheit über das Selbst anzunehmen - das nicht bloß den „rechtmäßigen“, sondern auch den „sündhaften“ Teil einschließt.
Wenn die moralische Ordnung der Gesellschaft um ihn herum schwächelt, ist die Person mit einem Exo - Skelett ernsthaft gefährdet - nicht bloß hinsichtlich ihrer Lebensführung, sondern auch bezüglich ihrer Identität.
Kommentar: Dies ist eine wichtige Dynamik im Hinblick auf die Rolle der Ideologie bei der Ponerogenese. Individuen auf Stufe I (von denen viele als autoritäre Rechtsgerichtete gelten) brauchen eine externe Moral, und sie werden daran festhalten, als sei sie ein Teil ihres Körpers.
Die gefährliche Blindheit einiger von uns mit Endo-Skeletten
Jene von uns mit der Struktur von Endo - Skeletten - die moralische und geordnete Leben führen können, selbst wenn wir in einer „Alles ist erlaubt“ - Gesellschaft leben - können verständlicherweise versucht sein, sich gegenüber anderen, die sich von den Exo - Skeletten moralischer Sanktionen einer tugendhafteren Gesellschaft abhängig machen, überlegen zu fühlen.
Und tatsächlich gibt es Theorien moralischer Entwicklung, hinsichtlich derer die Internalisierung moralischer Ordnung eine weiter „fortgeschrittene“ Form moralischer Entwicklung ist.
Doch an diesem Punkt in der amerikanischen Geschichte kann man erkennen, dass die Suche nach einem weiterentwickelten Bewusstsein viele Dimensionen hat, und keine Seite der amerikanischen Spaltung hat sich dabei besonders glänzend hervorgetan. Das ist Teil des Preises unserer kulturellen Polarisierung - zwei Formen moralischer Blindheit, sehr verschieden, doch auch zwei Seiten derselben Münze.
Ebenso wie die kulturelle Rechte Amerika geschadet hat, aufgrund ihres Unvermögens, ihren inneren Sünder zu würdigen, so hat die Linke Amerika Schaden zugefügt, aufgrund ihrer Unfähigkeit, dessen innere moralische Struktur anzuerkennen.
Das war eines der größten Defizite der Gegenkultur, die in den 60er Jahren aufkam. Wir - und ich war ein Mitglied dieser Volksschaft - rissen einfach sehr viele moralische Konstrukte unserer Gesellschaft nieder und nahmen an, dass alles gut sein würde. Wir hatten unausgegorene Theorien über die menschliche Natur und über die Gesellschaft, die [Prämissen wie] „Sei du selbst!“ und „Lasst uns unser eigenes Ding machen!“ und „Wenn es sich gut anfühlt, tu es!“ rechtfertigten.
Kommentar: Und wie Dave McGowan in seiner Artikelserie über Laurel Canyon [nur auf Englisch verfügbar, AdÜ] zeigte, haben einige äußerst pathologische Individuen und Organisationen die gesamte Bewegung der „Gegenkultur“ von Anfang an manipuliert. Kurz, der moralische Angelpunkt Amerikas war ponerisiert und dessen Tätigkeit somit neutralisiert.
Die Geschichte hat gezeigt, dass wir naiv waren. Nicht alles war gut. Tatsächlich würde ich behaupten, dass diese naive Fehlkalkulation Teil von dem ist, was letztlich zum Aufstieg der dunklen und zerstörerischen Mächte seitens der Rechten führte, die durch das derzeitige, gefährliche Bush - Regime verkörpert wird.
Auf Kosten unseres moralischen Kapitals leben
Ich glaube, was viele in der Gegenkultur taten, war, dass sie sich selbst betrachteten - in ihrem „befreiten“ Status - und sich einbildeten, dass sie die menschliche Natur in ihrem unverfälschten Zustand sähen. Doch in Wirklichkeit hatte der Großteil der Mittelschicht-Jugend - aufgewachsen in den 1940ern und 1950ern - welche die Gegenkultur ausmachte, bereits sehr viele Verhaltensregeln der traditionellen amerikanischen Kultur - moralisch oder anderweitig - verinnerlicht.
Darum konnten sie sich an der kulturellen Revolution der Befreiung beteiligen und später effektive mittelständische Fachleute werden, sowie jene Art von Liberalen mit wohlgeordneten Leben, die ich antreffe, wenn ich vor unitaristischen Gruppen spreche.
Die Lockerung der moralischen Strukturen der amerikanischen Gesellschaft brachte das Leben der meisten von uns nicht durcheinander, die wir der mittelständischen amerikanischen Jugend der Gegenkultur angehörten, weil die erforderlichen Konstrukte bereits in uns waren. Unsere Endo-Skelette machten die soziale Durchsetzung von Normen, Grundsätzen und Sitten unnötig.
Das heißt, für uns. Unterdessen lief der Rest der Gesellschaft nicht mit uns mit, die wir ein Endo - Skelett haben. Und dort sind die Kosten der kulturellen Lockerung mehr zutage getreten.
Um nur eine Sache zu nennen: Es gibt Elemente innerhalb der amerikanischen Gesellschaft, in der die Verhaltensregeln moralischer Ordnung weniger stark etabliert waren wie in der weißen Mittelklasse. Und für jene hatte die Lockerung des moralischen Gefüges des gesamten kulturellen Systems katastrophale Folgen, wie etwa ein jäher Anstieg der Rate unehelicher Geburten und eine generelle Verschlechterung familiärer Strukturen.
(Dieses Bild wird in einleuchtender Weise in Myron Magnets The Dream and the Nightmare: The Sixties' Legacy to the Underclass [nur in Englisch, AdÜ] gezeichnet. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass es vieles in der Gegenkultur gab, was berechtigt und richtig war, während Magnet grundsätzlich ein konservativer Gegenrevolutionär ist; doch trotz allem denke ich, ist es wichtig, die Wahrheit gültiger Kritik auch - manchmal insbesondere - von Leuten anzuerkennen, die in vielerlei Hinsicht Gegenspieler sind.)
Zu den Folgen der Lockerung der moralischen Strukturen unserer Kultur für die Unterschicht kommen auch die Auswirkungen hinzu, welche die Verschleuderung des moralischen Kapitals auf unsere Erben, die Jugend, genommen hat.
Many of the children of those who carried with them the older structures have managed to raise children whose lives are also fairly well-ordered. But even there it is a diminishing cultural capital that we are living off of. And I expect that the necessary forms of moral structure (and other disciplines) will attenuate in time - in the absence of some kind of cultural renewal.
Die hochkommende Jugend hat ihren Charakter nicht in dem strengeren Umfeld der 1940er und 1950er formiert, sondern in den kulturell lockereren Jahrzehnten seitdem. Und seit geraumer Zeit hört man von alterfahrenen Lehrern, dass jede nachfolgende Welle von Schülern Anzeichen einer Lockerung von Disziplin auf verschiedene Art zeigt. Die Kultur ist verkommener geworden, die Forderungen der Gesellschaft weniger stringent, die Spaßkultur ist stärker angewachsen - und all dies hat zu einem offensichtlichen kulturellen Verfall geführt. Viele der Kinder derer, welche die älteren Strukturen mit sich trugen, haben es geschafft, Kinder großzuziehen, deren Leben ebenfalls recht wohlgeordnet ist. Doch selbst dort gibt es ein sich verminderndes kulturelles Kapital, auf dessen Kosten wir leben. Und ich nehme an, dass die erforderlichen Formen moralischer Struktur (und anderer Arten von Disziplin) mit der Zeit ausdünnen werden - in Ermangelung irgendeiner Art kultureller Neubelebung.
Doch es ist auf der anderen Seite der kulturellen Kluft - im Reich jener mit Endo-Skeletten - wo die Lockerung der moralischen Ordnung sich als am gefährlichsten herausgestellt hat.
Es ist nicht nur, dass die kulturelle Rechte, stärker abhängig von äußerlichen Einschränkungen, verbotenen Regungen wahrscheinlicher nachgeben wird - wie Matrosen, die im Hafen einlaufen.
Gefährlicher für die Gesellschaft ist es, dass die spezifische Beschaffenheit der moralischen Vision der Rechten - ihre relative Härte und ihr strafender Charakter - die Regungen des menschlichen Tieres zu etwas Dunklerem transformiert.
Kommentar: Die Akzeptanz eines Systems von Pseudo-Moral (z.B. verschiedene Systeme des Christentums, des Judentums, des Islams, politischer Philosophie nach Hobbes, Machiavellianismus, politische Theorie nach Strauss, etc.) wirkt als pathologischer Einfluss auf Individuen auf einer niedrigen Stufe emotionaler Entwicklung und veranlasst sie dazu, sich auf niedrigerem Niveau zu verhalten, als wie sie es unter dem Einfluss eines wahrhaft moralischen Systems täten. Als solches bietet ihre Empfänglichkeit gegenüber Autorität Anlass zu Grausamkeiten, welche eine Pathokratie in ihren frühen Phasen charakterisieren.
Brüchige Ordnungen tendieren auch dazu, strenger zu sein - Tyrannei als sicherstes Mittel, um Anarchie zu vermeiden. Und dementsprechend neigt eine moralische Ordnung, die weniger verinnerlicht, und brüchiger ist, ebenfalls zu Härte.
Daher tendiert die Moral jener mit Exo-Skeletten zur Abwertung der menschlichen Natur, die sie zu kontrollieren suchen. Diese Moral neigt in ihrer Vorgehensweise zur Kontrolle auch dazu, strafender zu sein - froh, große Summen in ein brutales Gefängnissystem zu investieren (ganz gleich ob solche Bestrafungen wirklich dem Wohl der Gesellschaft am dienlichsten sind, wie bei Drogentätern), leidenschaftlich der Todesstrafe verbunden zu sein, und seine Weltsicht um eine in hohem Maße strafende Gestalt als Herrscher des Universums zu errichten.
(Man denke hier an jenes große kulturelle Phänomen aus den letzten Jahren - die Kontroverse über Mel Gibsons Die Passion Christi.)
Und je strenger die Moral ist - je stärker die Interaktion zwischen kultureller Forderung und menschlicher Natur in Form von Kriegen ausgeführt wird - desto dunkler werden die Empfindungen im menschlichen Lebewesen, das in jener Moralität sozialisiert ist - desto mehr wandeln sich die Gefühle innerhalb des menschlichen Wesens in Zorn (angesichts der zugefügten Wunden), zu einem Bedürfnis nach Macht (um der Ohnmacht entgegenzuwirken, klein zu sein in einer Welt, die einem den Krieg erklärt hat), sowie zu einem Verlangen nach Rache (für all die zugefügte Bestrafung und Ablehnung).
Die gestrenge Moral der kulturellen Rechten erzeugt somit innerhalb der menschlichen Seele eine Art Wolf. Es handelt sich um einen Wolf, wie Shakespeare ihn in Troilus und Cressida beschreibt:
„Dann löst sich alles auf nur in Gewalt,
Gewalt in Willkür, Willkür in Begier;
Und die Begier, ein allumfassender Wolf,
Zwiefältig stark durch Willkür und Gewalt,
Muss dann die Welt als Beute an sich reißen,
Und zuletzt sich selbst verschlingen.“
Und dieselbe strenge Moralität, welche diesen Wolf ins Leben ruft, wird auch dabei helfen - sofern sie intakt ist - das Biest in seinem Käfig zu halten.
Dieser Wolf - das Verlangen nach Macht und der Zorn nach Vergeltung - ist immer dagewesen, und er hat in finsteren Kapiteln der amerikanischen Geschichte seine Rolle gespielt. Doch im Großen und Ganzen, mehr als jetzt, wurde er davon abgehalten, um sich zu greifen.
Die Lockerung des Käfigs amerikanischer Sozialmoral hatte daher, für jene mit Endo - Skeletten, eine [bestimmte] Bedeutung, jedoch einen anderen, dunkleren Sinn für jene mit Exo - Skeletten in Amerika. Es ist, als sei ein Boot an der linken Seite gekippt worden, doch es war die Rechte, an der wir nass wurden.
Es war nicht nur ES, das auf Seiten der kulturellen Rechten losgelassen wurde, denn entfesselt wurden auch jene Impulse, welche die Strenge ihrer Subkultur dunkel gemacht hatte. (Man denke an jene berühmte Passage bei Carl Jung, die in den Jahren vor der Machtergreifung der Nazis geschrieben wurde, über „das blondhaarige Untier, das in seinem unterirdischen Gefängnis sich regt...uns bedroht mit einem Ausbruch, der katastrophale Folgen haben wird.“)
Der Wolf ist nun aus seinem Käfig ausgebrochen. Wir in der Gegenkultur, die wir beispielsweise die natürlichen sexuellen Energien des menschlichen Lebewesens befreien wollten, haben unwissentlich auch die Kontrollen für das Verlangen nach Macht, für Gier und Selbstherrlichkeit geschwächt. Moral, so stellt sich heraus, ist aus einem Guss. Und so ist es auch mit unserer Kultur.
„Macht Liebe, keinen Krieg“, sangen wir. Doch nun, undiszipliniert in unserem Umgang mit den moralischen Belangen des Liebemachens, leben wir in einem Land, dass sich in seiner Kriegsführung allen internationalen Gesetzen verwehrt.
Nun ist es der Wolf, der Amerika regiert.
Vom Faschismus zurückkehren
Faschismus entsteht aus der Wahrnehmung, dass die Wahl zwischen seiner Tyrannei und schierer Anarchie liege.
Auch wenn die Faschisten lediglich die Anarchie des wütenden Wolfes mit sich bringen, der sich unter der Nationalflagge versteckt, um in der Gesellschaft herumzustreifen. Sie tun es von den Revieren der Macht aus und narren genug Menschen zu denken, dass es Ordnung sei, was sie ihnen bringen.
Doch in jedem Falle gibt es bessere Optionen als Tyrannei oder Anarchie. Jedoch müssen sie errungen werden. Gute Ordnung im Reich der Menschen tritt nicht ein außer durch weises und mühevolles menschliches Bestreben.
Die Aufgabe ist dann zweifältig. Es geht nicht nur darum, den Wolf von der Macht zu entbinden, sondern auch darum, den Käfig wiederherstellen zu helfen - jene Strukturen von Moral - die ihn in Schach hielten.
Idealerweise sollten wir das viel besser machen, als einfach den moralischen Käfig einer früheren Zeit zu „rekonstruieren“. Das wäre eine Aufbesserung gegenüber dieser Lockerung, welche die dunklen Kräfte entfesselt hat. Doch noch schöner wäre es, ein besseres Mittel der Eindämmung zu finden, eine sogar noch harmonischere Form der Domestizierung, welche die Kreatur nicht misshandeln muss, die sie in die soziale Herde bringt. Die alte Ordnung war alles andere als optimal.
Soviel erkannte die Gegenkultur, doch war sie unfähig zu realisieren, dass eine wirklich segenbringende Revolution nicht dadurch vollbracht wird, die Bastille zu stürmen. Und sie vermochte nicht zu erkennen, dass die Fortbewegung einer Kultur zu ihrer nächsten, fortgeschritteneren Form, ein langfristiger und schwieriger Prozess ist.
Was diesmal gebraucht wird, ist keine fahrlässige Ablehnung der alten Strukturen, die durch nichts ersetzt werden. Wir mit Endo-Skeletten müssen die Strukturen, die uns zusammenhalten, umfassender begreifen. Wir müssen verstehen, dass das Endo - Skelett kein Nichts ist.
Und mehr noch müssen wir begreifen, dass das Endo-Skelett nicht von Nichts kommt. Es besteht in der Verinnerlichung der Ordnung, welche das heranwachsende menschliche Wesen um sich her antrifft.
Und überhaupt kein Skelett zu haben ist ein Rezept dafür, auseinanderzufallen.
Kommentar: Das Verständnis von verschiedenartigen moralischen Strukturen bei Menschen ist sehr wichtig. Laut Bob Altemeyers Forschungen sind etwa die Hälfte der Menschheit sogenannte autoritäre Mitläufer (oder Menschen mit "moralischem Exo-Skelett"), die unbedingt auf eine äußere Autoriät angewiesen sind, der sie folgen können. Dies erklärt, warum die Geschichte sich immer wiederholt, warum die 'Masse Mensch' immer wieder despotischen, destruktiven Herrschenden auf den Leim geht, und warum es stets nur ein kleiner Teil der Menschheit ist, der dazu in der Lage ist oder wäre, die Dinge zum Besseren zu verändern.