Ein verheerender Großbrand vernichtet nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein riesiges Depot für Erdölprodukte. Es gibt mindestens einen Toten und viele Verletzte. Anwohner müssen aus ihren Häusern fliehen. Die Behörden vermuten Schlamperei hinter dem Unfall.
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Beim Großbrand in einem Treibstofflager nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat es in der Nacht zum Mittwoch weitere Explosionen gegeben. Die Löscharbeiten dauerten an, teilten die Behörden mit. Innenminister Arsen Awakow sagte, das Feuer sei weitgehend unter Kontrolle. Er empfahl den Einsatzkräften, die sechs noch in Flammen stehenden Zisternen einfach ausbrennen zu lassen. Die Feuerwehrleute verwendeten einen Löschzug mit Spezialschaum.

Am Montagabend war ein großes Depot für Erdölprodukte bei Kiew in Brand geraten. Beim Löschen kamen mindestens vier Menschen ums Leben, zwölf weitere wurden verletzt. Ein Feuerwehrmann gilt als vermisst. Als Ursache des Feuers vermuten die Behörden einen Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften. Gegen den Betreiber der Anlage wird ermittelt.

Der Zivilschutz sprach am Dienstag von mindestens einem Toten und 14 Verletzten durch das Inferno. Medien berichteten von vier Toten. In einem Radius von zwei Kilometern um das Großfeuer seien Häuser geräumt worden, hieß es. Soldaten der Nationalgarde sperrten das Gelände weiträumig ab.

„Auch Sabotage ist nicht ausgeschlossen“

Dem nationalen Sicherheitsrat zufolge brach der Brand vermutlich durch einen Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften aus. „Auch Sabotage ist nicht ausgeschlossen“, meinte Ratssekretär Alexander Turtschinow. Fernsehbilder zeigten ein Flammenmeer über dem Lager für Erdölprodukte in Wassylkiw etwa 15 Kilometer südwestlich der Hauptstadt. Dichte Rauchwolken verdunkelten den Himmel. 16 Tanks hätten Feuer gefangen, hieß es.
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Nur 50 Meter von den brennenden Zisternen entfernt gebe es einen Militärstützpunkt mit Waffenlager, sagte Turtschinow. Dort ist die 40. Brigade der taktischen Luftwaffe stationiert, die über MiG-29-Kampfjets verfügt. Auch ein Gasnetz verläuft dort. „Es besteht ernste Gefahr“, sagte der Ratssekretär.

Turtschinow war ebenso wie Bürgermeister Vitali Klitschko sowie Verteidigungsminister Stepan Poltorak und Innenminister Arsen Awakow zum Unglücksort geeilt. Awakow sprach von einem „gigantischen“ Feuer. Auch mindestens zehn Löschfahrzeuge wurden ein Opfer der Flammen. Die Gefahr neuer Explosionen sei nicht gebannt, sagte Zivilschutzchef Nikolai Tschetschotkin. „Sollte es notwendig sein, werden wir in einem Radius von zehn Kilometern evakuieren.“

Der Stadtrat von Wassylkiw riet dazu, Schwangere und Kinder aus der Stadt zu bringen. Zeitweise drohten die Flammen auf ein Waldstück überzugreifen. Gegen den Inhaber des Lagers wurde ein Ermittlungsverfahren wegen illegaler Bauten eröffnet. „Zu Sowjetzeiten haben sich alle Betriebe an Regeln gehalten. Heute bauen alle, wie sie wollen - Treibstofftank neben Treibstofftank, Abstände werden nicht eingehalten, keine Wälle herum“, sagte der Leiter des Zivilschutzes in Kiew, Waleri Borissow. Präsident Petro Poroschenko beauftragte Vizeregierungschef Wjatscheslaw Kirilenko mit der Bildung einer Untersuchungskommission. Der Staatschef ließ zudem den Schutz der Treibstofflager verstärken.


dpa