Die Feinstaubbelastung in Peking hat das 35-Fache des Grenzwertes erreicht. Auch über Neu Delhi hängt eine dichte Smogdecke - doch dort geht das Leben weiter wie bisher.
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Besonders dichter Smog erschwert den Bewohnern der Metropolen Peking und Neu Delhi seit Tagen das Leben. Wegen des dichten Smogs in China sind Tausende Fabriken vorübergehend geschlossen worden. Die Behörden in Peking ordneten die Schließung von 2.100 besonders stark umweltverschmutzenden Firmen an, wie die Zeitung China Daily berichtete. Den Einwohnern von Peking wurde empfohlen, nicht nach draußen zu gehen. Fluglinien strichen mehr als 30 Flüge von Peking und Shanghai aus.

Der gefährliche Smog war im Zentrum der chinesischen Hauptstadt 35 Mal höher als von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als sicher empfohlen. Die Werte für den besonders gesundheitsgefährdenden PM2,5-Feinstaub erreichten bis zu 900 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch in der Provinzhauptstadt Jinan, die Hunderte Kilometer von Peking entfernt liegt, lagen die Werte bei über 400 Mikrogramm. Die WHO empfiehlt, dass ein Grenzwert von durchschnittlich 25 Mikrogramm über den Tag verteilt nicht überschritten werden soll.

Die Sicht in Peking betrug nur wenige Hundert Meter, von Gebäuden war nur eine milchige Silhouette zu sehen. Die schlechten Sichtverhältnisse zwangen Behörden dazu, 1.553 Autobahnabschnitte im Zentrum, Osten und Süden des Landes zu schließen, wie das Verkehrsministerium auf seiner Website meldete. Vielerorts klagten Menschen über einen qualmigen, strengen Geruch, viele trugen eng anliegende Gesichtsmasken.

Staatschef Xi verspricht mehr Umweltschutz

Das Umweltdesaster kommt just zu dem Zeitpunkt, zu dem in Paris bei der UN-Klimakonferenz um ein Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung gerungen wird. Chinas Staatschef Xi Jinping hatte dort "Taten" zur Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasemissionen zugesichert.

Besonders kleine Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer können beim Einatmen bis in die Lungenbläschen gelangen und sind für die menschliche Gesundheit hochriskant. In China wird die zunehmende Umweltverschmutzung inzwischen für Hunderttausende Todesfälle verantwortlich gemacht, etwa durch Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Lungenkrebs. Die größten Luftverschmutzer sind Kohlekraftwerke, Industrieanlagen und der mit dem wachsenden Wohlstand rasant zunehmende Autoverkehr.

Neu Delhi ignoriert den Smog im Alltag

Über Indiens Hauptstadt liegt ebenfalls seit Tagen eine trübe Smogdecke. Die Luftverschmutzung in Neu Delhi erreicht ähnliche Spitzenwerte wie in Peking. Doch dort warnten die Behörden die Bewohner nicht und riefen nicht dazu auf, im Haus zu bleiben. Das Leben in der 16-Millionen-Metropole ging seinen gewohnten Gang. Kaum jemand trug Atemschutzmasken.

Alle Messstationen zeigten konstant über 200 Mikrogramm pro Kubikmeter an. Der Schadstoffindex der indischen Regierung für den gefährlichen Feinstaub lag teilweise bei bis zu 712 Mikrogramm. Die Werte schwanken aber sehr stark. Die US-Botschaft maß zwischenzeitlich schon als sehr ungesund angesehene 279 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Trotz des Smogs liefen am Wochenende Zehntausende Menschen einen Halbmarathon durch die Stadt. Die Fabriken in der Metropole laufen weiter, die Bauern in den umliegenden Bundesstaaten verbrennen Stroh, und die Armen in den Slums zünden wie jeden Winter wärmende Feuer an, oft aus Plastikabfall.

AFP, AP, mp