Zwei Wochen lang wollen Milchbauern vor dem Wahlkreisbüro von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt protestieren. Sie fordern einen fairen Milchpreis und wollen mit dem Dauerprotest dem Politiker "auf die Pelle rücken".
Milchpreise, Milch, Supermarkt
Bei teils sehr aufgeheizter Stimmung forderten 300 Milchbauern aus ganz Deutschland die Wiedereinführung einer Milchquote. Die Landwirte fürchten um ihre Existenz. Zuletzt waren die Milchpreise auf teils unter 20 Cent je Liter gesunken. Die Milchbauern wollen rund um die Uhr in kleinen Abordnungen in Neustadt an der Aisch sein und spontane Aktionen durchführen.

"Milch-Gipfel" in der Hauptstadt

Die Milchbauern wollen bis zum 30. Mai protestieren. Dann findet in Berlin ein von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) einberufener "Milch-Gipfel" statt. Zu dem ist der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) nach eigenen Angaben allerdings gar nicht eingeladen.

Da die Bauern mit großen Verlusten produzieren, will die Bundesregierung ihnen unter die Arme greifen. Schmidt hatte ein Hilfspaket für die krisengebeutelten deutschen Landwirte angekündigt. Denkbar wären demnach Bürgschaften, damit die Betriebe trotz Krise leichter Kredite bekommen können. Berichten zufolge plant die Bundesregierung außerdem Direkthilfen in einer Größenordnung von 60 bis 100 Millionen Euro.
"Wir werden den Bauern mit Steuererleichterungen und Liquiditätshilfen zur Seite stehen." Christian Schmidt (CSU), Bundeslandwirtschaftsminister
Keine Lösung für Problemursache

Die von der Politik in Aussicht gestellten Hilfen seien lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein, der die Ursache des Problems auf dem Milchmarkt nicht löse, so Johannes Pfaller vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM). Allein in Deutschland habe man jährlich rund sieben Milliarden Euro Milchgeldverlust. Seiner Aussage nach gibt alle sechs Stunden ein Milchbauer in Deutschland seine Produktion in Folge des niedrigen Milchpreises auf. Die angepeilten Maßnahmen wie etwa Liquiditätshilfen treiben die Milchbauern lediglich noch weiter in die Verschuldung, so der Vorwurf.
"Wenn Minister Schmidt mit ein paar Millionen glaubt, er kann das ausgleichen, hat er sich getäuscht." Johannes Pfaller, Bund Deutscher Milchviehhalter
Die Bauern kämpfen seit Monaten mit einem Preisverfall, weil insgesamt mehr Milch produziert als nachgefragt wird. Das Ergebnis: Der Milchpreis ist weiter im Sinkflug. Grund dafür ist der Wegfall der Milchquote vor über einem Jahr, zudem ist mit dem Embargo Russlands ein wichtiger Abnehmer weggefallen. Auch aus China wird weniger Milch nachgefragt.

Für Agrarminister Schmidt kommt eine neue Milchquote dagegen nicht in Frage. Sein Credo: "Die Milchkrise muss im Markt gelöst werden." Für die Reduzierung der Milchmenge setzt er auf freiwillige Vereinbarungen zwischen den Molkereien und den Milchbauern-Verbänden. Diese fordern stattdessen, dass überschüssige Milch mit öffentlichen Geldern angekauft wird.

Auch Bauern in der Pflicht

Der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Walter Heidl aus Rahstorf, sieht in der Debatte um den Milchpreisverfall auch die Landwirte in der Pflicht. Heidl macht sich für Sanktionierungen stark.
"Die Vereinbarung sollte den Landwirt nicht belasten, der seine Menge nicht gesteigert hat. Derjenige, der kräftig steigert, muss dann auch die Verantwortung tragen." Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes
Die Entwicklung des Milchpreises über die letzten Monate sieht Heidl mit großer Sorge: "In Bayern haben wir aufgrund kleinerer Strukturen höhere Kosten. Von daher sind wir auch mit den jetzigen Preisen deutlich im Minus." Anders als in anderen Teilen der Bundesrepublik würden sich die bayerischen Molkereien für eine bessere Verwertung von Milchprodukten stark machen, so Heidl. Trotzdem müssen sich beim angekündigten Milchgipfel die Wirtschaftsbeteiligten, allen voran die Molkereien, ihrer Verantwortung gegenüber den Bauern bewusst werden.
Stichwort: Milchpreis und Milchbauern

In Deutschland und ganz Europa wird mehr Milch produziert als nachgefragt. Das drückt die Preise auf ein Niveau, das viele Produzenten als ruinös bezeichnen. Der Preis, den Bauern für einen Liter Frischmilch von den Molkereien erhalten, ist einem Bericht der Frankfurter Allgemeine Zeitung zufolge erstmals unter 20 Cent gefallen. Dies sei ein Preisverfall binnen weniger Wochen um weitere 30 Prozent. Fast die Hälfte der deutschen Milchbauern sind in Bayern zuhause. 30.000 Höfe im Freistaat produzieren rund 7,6 Millionen Tonnen Milch.