500 Häuser sind schwer beschädigt und müssen wohl abgerissen werden: Erst langsam wird deutlich, welche Wucht die Flutwelle in Niederbayern hatte. Und Meteorologen warnen vor neuen Unwettern.
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Eine dicke Schlammschicht hat sich über die kleine Stadt Simbach am Inn gelegt. Helfer waten durch den Matsch, die Gummistiefel, Hosen und Oberteile sind braun verschmiert. Vielerorts bilden sie Ketten, um die Aufräumarbeiten schneller voran zu treiben.

Doch bis der kleine Ort in Niederbayern wieder so aussieht, wie vor der Flutwelle, wird es noch dauern: "Es sind mehr als 5000 Haushalte betroffen, 500 Häuser schwer beschädigt, die wohl nicht mehr sanierbar sind", sagt Michael Fahmüller, Landrat des betroffenen Kreises Rottal-Inn. Er schätzt den Schaden in Niederbayern auf mehr als eine Milliarde Euro.

Während die Menschen in Bayern die Aufräumarbeiten fortsetzen, hält Tief "Frederike" Teile Deutschlands weiter in Atem. Eine Entspannung der Lage ist bundesweit in den betroffenen Gebieten noch nicht in Sicht.

Autobahn nahe Pforzheim unterspült

Auch am Samstag waren Einsatzkräfte und Helfer vielerorts im Dauereinsatz. Betroffen waren vor allem der Süden Nordrhein-Westfalens, Rheinland-Pfalz und das Alpenvorland sowie Teile von Hessen und Baden-Württemberg. Für Bayern warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) erneut vor extremen Unwettern.

Auf der A8 nahe Pforzheim unterspülte Starkregen die Fahrbahn. In der Nähe der Anschlussstelle Pforzheim-Ost hatte Regenwasser den Fahrbahnbelag absacken lassen. Es entstand ein Loch, die Leitplanke löste sich aus der Verankerung. Die Polizei sperrte die rechte Spur auf einer Länge von rund 100 Metern ab. Eine Fachfirma sollte den Schaden begutachten. Die Reparaturen könnten demnach Tage dauern.

In Köln kämpften Feuerwehrleute fast bis zur Erschöpfung gegen ein Unwetter. Ein hilfloser Mensch sei in der Nacht aus dem Rhein gerettet worden, hieß es. Die Kölner Feuerwehr rückte in kürzester Zeit zu rund 200 Einsätzen aus. Auch die Uniklinik brauchte Hilfe: Dort drang das Wasser an mehreren Stellen in das Gebäude ein.

Die Veranstalter von "Rock am Ring" unterbrachen das Festival am Samstag angesichts der extremen Wetterlage. Dort waren bei einem Blitzeinschlag am Freitagabend mindestens 71 Besucher verletzt worden, zwei Menschen mussten reanimiert werden.

Glimpflich ging es für 23 Menschen in Schwäbisch Gmünd aus. Nach einem Erdrutsch hatten sie ihre Häuser verlassen müssten. Am Samstagmittag dann die Entwarnung: Die Bewohner durften in ihre Häuser zurückkehren.

Mit einer Entspannung der Wetterlage rechnen die Meteorologen des DWD erst zu Beginn der Woche. Ausmaß und Dauer der heftigen Unwetter seien "absolut außergewöhnlich", teilte der DWD mit.

brk/dpa