Jerusalem mit Al Aksa Moschee
© Berthold Werner / gemeinfreiIn Jerusalem begegnen sich nicht nur die drei großen monotheistischen Religionen, sondern auch Vergangenheit und Moderne.
Im Rahmen des neuen Studienschwerpunkts „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“ wird an der Goethe-Universität in Frankfurt das Verhältnis von Judentum, Christentum und Islam zu religiöser Vielfalt und Differenz in historischer und empirischer Perspektive untersucht.

Zum Hintergrund erläutert die Pressemitteilung der Universität: „Gegenwärtig wird angesichts einer Vielzahl gewaltförmiger Konflikte, in denen Religion zum Tragen kommt, über die ebenso sinnstiftende wie auch zerstörerische Rolle von Religion und Religionen kontrovers debattiert.

Besonders monotheistischen Religionen wird dabei unterstellt, sie ständen aufgrund ihrer zum Teil exklusiven Geltungsansprüche dem Pluralismus feindlich gegenüber und hätten eine Tendenz zu fundamentalistischen Positionen oder zur Gewalt. Andere Interpretationen hingegen sehen in ihnen ein Potenzial, Konflikten, Kriegen und Terror entgegenzuwirken.“

„Die aktuellen Debatten über die gesellschaftlichen und kulturellen Folgen der zahlenmäßig beispiellosen Zuwanderung von Geflüchteten zeigen, dass sich Einwanderungsgesellschaften künftig auf ein weit höheres Maß an religiös-kultureller Pluralisierung und dadurch ausgelösten Ängsten und Konflikten einstellen müssen“, betont der Koordinator des Studienschwerpunkts, Prof. Dr. Christian Wiese.

Im Studienschwerpunkt werden neben der protestantischen Theologie, der Judaistik und den Islamischen Studien auch die Soziologie, die Ethnologie und die Erziehungswissenschaften vertrete sein. Die Forscher wollen vor diesem Hintergrund die Funktion religiöser Positionierungen in historischen wie auch gegenwärtigen jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten hinsichtlich des Umgangs mit religiöser Differenz untersuchen. „Interreligiöse Pluralismus- oder Dialogkonzepte zielen auf eine konsensorientierte, harmonisierende Überwindung von Gegensätzen. Wir hingegen gehen in unserem Projekt davon aus, dass Religionen grundsätzlich positionell und somit konflikthaft, deshalb aber nicht zwangsläufig pluralismusunfähig sind, sondern Differenzen Ernst zu nehmen und zu achten vermögen“, erläutert Prof. Wiese.